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Geheimes Verlangen

Geheimes Verlangen

Titel: Geheimes Verlangen
Autoren: C Redfern
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Geräusch, das bei dem Zusammenprall von Metall und Holz entsteht, eines künftigen Tages an diesen Augenblick erinnern wird.
    Die Matratze im Holzrahmen des Bettes ist mit einem weißen Laken bedeckt, das Plumeau leuchtend rot. Auf beiden Betthälften sind je zwei Kissen übereinandergelegt, die Bezüge mit winzigen, rubinroten Blüten bestickt. Auf einem Eckregal sitzt ein abgenutztes Stofftier. Neben dem Bett liegen zwei Slipper, die Sohlen zeigen nach oben. In dem Zimmer dominieren gerade Linien und Primärfarben – wie in der Bauklotzkiste eines kleinen Jungen. Sie geht ans Fenster und schließt die Jalousie, sagt dann etwas, und aus völlig unerfindlichen Gründen kommt es ihm vor, als ob er vergessen hätte, was Worte bedeuten. »Nein«, sagt er, »alles in Ordnung.«
    Sie blickt in dem abgedunkelten Zimmer zu ihm hinüber; setzt sich dann neben die Kissen und schiebt die Ärmel hoch. Es ist warm in dem Zimmer, die Frühlingsluft ist schon ein wenig schwül, aber noch angenehm. Obwohl er etwas Herbstliches, etwas Feines und Ruhiges an sich hat, hat sie ihn sich stets vor dem Hintergrund schwüler Sommernächte, glühend heißer Nachmittage vorgestellt. Und manchmal hat sie sich ausgemalt, wie sie einander hemmungslos kichernd in die Arme fallen. Dann wieder: völlig stumm und verloren. Sie weiß, wie viel Kraft es ihn kostet, überhaupt hier zu sein, doch empfindet sie das nicht als Triumph, ist deswegen nicht glücklich.
    Er sitzt auf der gegenüberliegenden Seite des Bettes, ohne sie zu berühren. »Also«, sagt er. »Ich kann nicht …« Er legt die Stirn in Falten, fängt nochmal von vorne an: »Ich bin so etwas nicht gewöhnt. Ich habe darin keine Übung.«
    Sie sagt: »Ich weiß.«
    »Vielleicht enttäusche ich dich.«
    »Das hast du schön öfter gesagt.«
    »Aber es ist mein Ernst. Heute, jetzt in diesem Moment ist das mein voller Ernst.« Er lacht verächtlich. »Und dann – mein Gott -, dann verachtest du mich.«
    Sie beobachtet, wie er zu Boden blickt, das Flackern seiner ungekrümmten Wimpern. Sie sagt: »Glaubst du etwa, dass ich dich dafür verachten würde, dass du ein Mensch bist, meinst du wirklich, dass ich so bin? Dass ich über dich lachen würde? Hast du eine so geringe Meinung von mir?«
    »Nein«, antwortet er. Es geht ihm überhaupt nicht um ihre Meinung. »Keine Ahnung.«
    »Glaubst du etwa, dass es in all diesen Monaten um etwas so Triviales gegangen ist? Dass unser Verhältnis so banal, so belanglos ist?«
    »Keine Ahnung«, wiederholt er. »Ich hoffe nicht. Du weißt schon, was ich meine.«
    Sie schüttelt traurig den Kopf, als ob sie nun doch enttäuscht wäre. Sie betrachtet ihre Hände, ihre stumpfen Fingernägel. Ohnehin schon ein Wunder, dass er überhaupt da ist. Sie sagt: »Ich werde niemals vergessen, dass du in dieses Haus gekommen bist, dass du hier auf dem Bett gesessen hast. Ich hätte nie geglaubt, dass du das tun würdest. Also hast du bereits bewiesen, dass du mutiger bist, als ich angenommen habe.«
    Über sein Gesicht huscht der Anflug eines Lächelns. »Dabei habe ich mich noch nicht mal ausgezogen.«
    Sie lacht entzückt, voll Freude. Sie lässt sich gegen das Kopfende des Betts sinken, zieht die Knie an den Körper. »Wenn du mich enttäuschen solltest«, sagt sie, und ihre Stimme nimmt plötzlich einen gefährlichen Ton an – wie ein Schnurren aus einem Raubtierrachen, weißt du, was ich dann tun würde?«
    »Ich wage kaum, daran zu denken.«
    »Ich würde von dir verlangen, dass du dein Hemd ausziehst, deinen Gürtel öffnest und dich auf das Bett legst.«
    Als er später an diesen Augenblick zurückdenkt, fragt er sich: War es damals bereits zu spät, um noch den Rückzug anzutreten? Und hatte er überhaupt ernstlich erwogen, den Rückzug anzutreten? Hatte es in all den Monaten, die diesem Augenblick vorausgegangen waren, auch nur einen einzigen Augenblick gegeben, in dem er sicher gewusst hätte, dass sein konkretes Tun mit dem identisch war, was er eigentlich tun wollte?
    Doch jetzt, in diesem Moment denkt er nicht. Er streift sich das Hemd über den Kopf, zieht den Gürtel aus den Schlaufen und lässt ihn zu Boden fallen. Sie trommelt mit den Fäusten auf die Kissen. »Leg dich hin – mit dem Gesicht nach unten. Mach die Augen zu.«
    Er befolgt ihre Anweisung, streckt sich aus, kommt sich etwas albern vor. Das Betttuch unter seiner nackten Brust ist glatt und kühl. Er legt die Hände neben den Kopf und schließt die Augen.
    Sein Unbehagen ist mit
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