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Geheimakte Proteus

Geheimakte Proteus

Titel: Geheimakte Proteus
Autoren: F. Paul Wilson , Matthew J. Costello
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normalen Menschen bewegen können, ohne als Mimik erkannt zu werden. Aber er hatte erfahren müssen, dass das alles eine Lüge war. Selbstheit kann nicht verliehen werden. Man kann um sie kämpfen, kann sie sich nehmen – aber sie kann nicht gegeben werden.
    Und noch etwas anderes … echte Selbstheit bedeutete viel mehr als bloße Freiheit. Er war jetzt frei, jemand zu werden, und dieser Jemand konnte nicht »Trev« sein, weil das eine lebende Lüge gewesen wäre.
    Er war frei, jemand zu werden – aber wer? Er wusste es nicht, noch nicht.
    »Ich weiß«, sagte Tristan. »Ich weiß, dass ich versprochen habe, mein Interface zu schmelzen und immer Trev zu bleiben, aber … ich hoffe, du wirst nicht darauf bestehen, dass ich das tue.«
    »Nicht darauf bestehen …? Ich verstehe nicht.«
    »Ich muss ein Mimik bleiben – ein funktionsfähiger Mimik. Du hast ja gehört, was Okasan gesagt hat: Wir haben etwas begonnen – und jetzt dürfen wir nicht zulassen, dass es wieder aufhört.«
    »Aber … Wir können in die Freizone ziehen und dort als ganz normale Menschen weiterleben. Du hast es selbst gesagt: Flagge glaubt, wir alle seien tot.«
    »Genau das ist es. Wir werden sie in dem Glauben lassen, dass wir tot sind – eine Weile zumindest. Und dann werden wir uns erheben und uns wieder zeigen.« Das Feuer loderte in ihm, ließ ihn aufstehen und voll Unruhe in dem kleinen Zimmer auf und ab gehen. »Ihnen zeigen, dass Proteus nicht getötet werden kann. Ihr glaubt, ihr habt uns dort draußen ausgelöscht? Ratet mal! Wir sind hier drüben. Wir dürfen nicht zulassen, dass Proteus stirbt. Wir müssen weiterhin um die Freiheit der Mimiks kämpfen, die Mimikrevolution vorantreiben.«
    »Aber du hast doch nie zu Proteus gehört. Sie haben dich gehasst, und du hast sie gefürchtet.«
    »Ja, aber das war vor …«
    »Vor was?«
    Wie konnte er es ihr begreiflich machen?
    Das war, bevor er von Okasan gewusst hatte, bevor er und seine Mimikkollegen ins Herz von Flagge Glom eingedrungen waren, um sie zu retten, bevor er Schulter an Schulter mit ihnen dem Tod ins Auge geblickt hatte, bevor Krek das höchste Opfer gebracht hatte, um den Mimiks, die er Brüder nannte, Zeit zu verschaffen, bevor Tristan gewusst hatte, was es bedeutete, Teil einer Familie zu sein, bevor er gesehen hatte, wie die Frau, die die Mutter von ihnen allen war, ihr eigenes Leben beendet hatte, um damit ihren Kindern die Chance zu geben, in Freiheit über ihr eigenes Schicksal zu bestimmen.
    »Vor allem, Lani. Der Mimik, der dieses Versprechen abgegeben hat, existiert nicht mehr. Jener Mimik hat sein ganzes Leben lang versucht, vor sich selbst zu fliehen, vor dem, was er war. Aber den gibt es nicht mehr. Dieser Mimik will ein Mimik bleiben und seine Fahne vor den Gloms aufpflanzen und ihnen trotzen, ihnen und allen anderen seine Herausforderung entgegenschreien: ›Sagt doch, dass ich euch gehöre!‹«
    »Das klingt mir nicht nach einem Mimik, der lange leben wird«, sagte sie leise.
    »Mag sein, aber wenigstens wird er nicht den Rest seiner Tage damit verbringen, dass er vorgibt, jemand zu sein, der er gar nicht ist.«
    »Du wirst immer ein Mimik bleiben?«
    Tristan zögerte. »Das ist nicht der Punkt. Solange ich das Goleman-Chromosom habe, bin ich ein Mimik. Ob ich bis ans Ende meiner Tage weiter fluxen werde? Hoffentlich nicht. Aber bis dieser Krieg vorbei ist, ja. Und nachher -« Er lachte, tarnte damit das, was er dieser Frau sagen musste, von der er wusste, dass er sie liebte. »Lani, ich passe in jede Masque … aber ich muss eine finden, die mir passt.«
    Tristan griff in die Tasche, zog eine Scheibe heraus und gab sie Lani.
    »Das ist Trevs Schablone. Behalte sie. Das ist alles, was von einem guten Mann übrig geblieben ist. Aber er ist tot, und ich bin es nicht. Also werde ich diese Masque nicht mehr tragen.«
    Tränen traten ihr in die Augen. Eine glitt aus ihrem Augenwinkel, und die Spur aus salzigem Wasser, die sie auf ihrer Wange hinterließ, fraß sich tief in sein Herz hinein.
    »Ich dachte, du liebst mich.«
    Tristan kniete vor ihr nieder. »Oh, und ob ich dich liebe, Lani.« Er legte die Hände auf ihre Knie. »Aber du musst mich auch lieben. Nicht Trev. Mich. Ich weiß, dir ist es so vorgekommen, als ob du Trev wieder hättest, aber das hast du nicht. Und als wir uns auf diesem Bett geliebt haben, hatte ich das Gefühl, dass das mir gegolten hat, aber das war nicht so.«
    Lani schluchzte. Ihre Tränen fielen auf Tristans Handrücken. Er
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