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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne
Autoren: Nalini Singh
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beweisen.“
    „Hat dich schon als Kind zu einem harten Brocken gemacht“, stimmte Lucas zu. „Und nun fragst du dich, ob du diesen Antrieb möglicherweise verlierst, wenn du dich verwandelst.“
    „Ich glaube, ja.“
    „Das ist dummes Zeug, Dorian. Du weißt genauso gut wie ich, dass du viel zu stur bist, um nicht immer der Beste zu sein.“ Lucas warf Dorian die leere Bierflasche zu und kreuzte die Arme vor der Brust. „Du hast einfach Angst, Mann.“
    Dorians Leopard knurrte. „Und du hast keine Ahnung, Luc.“ Er stand auf, ging ins Haus und schloss die Tür hinter sich. Einen Augenblick später spürte er, dass Lucas sich wieder in den Panther verwandelte und verschwand.
    Aber als Dorian sich zu Ashaya ins Bett legte und sein Tier an ihrem warmen Körper Ruhe fand, gingen ihm die Worte zweier ganz unterschiedlicher Männer im Kopf herum.
    Du hast Angst …
    … die Leute sind noch nicht bereit … sich in das unbekannte Dunkel hinauszubegeben.
    Er drehte sich auf die Seite, stützte den Kopf auf den Ellbogen und sah die schlafende Ashaya an.
    Eine Sekunde später öffnete sie die Augen. „Du denkst zu viel.“ Dem Vorwurf folgte ein Gähnen.
    „Tut mir leid.“ Die Verbindung zwischen ihnen war zwar eigentlich nicht telepathisch, aber offensichtlich konnten sie manchmal die Gedanken des anderen wahrnehmen.
    „Du machst dir immer noch Sorgen wegen der Verwandlung, nicht wahr?“ Ihre Augen wurden dunkler. „Ich hätte schweigen sollen. Du warst doch …“
    Er legte den Finger auf ihre Lippen. „Wenn man etwas so sehr will, dass es einem fast wehtut“, sagte er leise, „dann verdrängt man diesen Wunsch, vergräbt ihn so tief, bis man selbst davon überzeugt ist, es mache einem nichts mehr aus … und wenn einem dann jemand sagt, dieser Wunsch könne in Erfüllung gehen, bekommt man plötzlich Angst. Wenn die Entscheidung nun falsch wäre? Wenn man den Verlust und Schmerz wieder spürte und nicht mehr verdrängen könnte?“
    Ashaya küsste seine Fingerspitzen und legte seine Hand auf ihr Herz. „Ich bin nicht gerade eine Expertin, was Gefühle angeht“, gab sie in ihrer ehrlichen Art zu. „Meistens weiß ich nicht einmal, wie ich mit dem gefühlsmäßigen Ansturm in mir fertig werden soll.“
    „Du schlägst dich ganz gut.“
    „Aber eines weiß ich sicher, Dorian.“ Sie sah ihn dabei eindringlich an. „Du trägst zwei große Wunden mit dir herum. Um Kylie hast du geweint, aber den anderen Schmerz hast du ausgeblendet.“
    Er liebte sie umso mehr, als sie die Erinnerung an Kylie so selbstverständlich als Teil ihres gemeinsamen Lebens akzeptierte. Als er eines Abends mit ihr darüber gesprochen hatte, hatte sie ihm nur geantwortet: „Du hast meine Schwester akzeptiert, wie könnte ich für dich nicht dasselbe tun?“
    In diesem Gespräch waren auch seine Schuldgefühle verschwunden – als er Ashaya von Kylies unbeugsamem Geist erzählt hatte. „Sie hat Schlägertypen gehasst“, hatte er gesagt. „Mit zehn hat sie in der Schule mitbekommen, wie ein paar Jungen einen anderen drangsalierten. Sie hat sich auf sie gestürzt, ihnen die Gesichter zerkratzt und ziemlichen Ärger bekommen, weil sie sich geprügelt hat. Aber das war ihr egal. Sie hat sich dann mit diesem Jungen angefreundet und viel Zeit mit ihm verbracht, bis die Familie in eine andere Stadt gezogen ist.“
    „Sie hatte ein großes Herz“, hatte Ashaya leise gesagt. „Groß und wunderschön.“
    In diesem Augenblick hatte er Kylies Lachen in seinem Kopf gehört, ihr fröhliches Gesicht vor sich gesehen.
    Natürlich würde ich sie akzeptieren, mein Großer. Sei nicht dumm und lass endlich zu, dass sie dich glücklich macht. Sonst werde ich dich heimsuchen.
    Da hatte er endlich begriffen, dass seine Schwester mit ihrem großen Herzen niemals gewollt hätte, dass er wegen dieses wundervollen, vollkommenen Bandes Schuldgefühle ihr gegenüber hatte. Und diese Erkenntnis hatte ihm eine Art Frieden verschafft.
    Aber Ashaya hatte recht, in Bezug auf sein Wandlungsunvermögen hatte er nie nach einer Versöhnung mit sich selbst gesucht. „Wenn ich darum trauerte“, sagte er jetzt zu ihr und lockerte ein wenig die gewaltige Beherrschtheit, die es ihm ermöglicht hatte, als Kind mit nur einer halben Seele zu überleben. „Wenn ich das täte, würde ich zugeben, dass ich diese Möglichkeit für immer aufgegeben habe. Das will ich nicht, Shaya. Ich will meinem Leoparden nicht sagen, dass er bis zu meinem Tode eingesperrt bleibt. Ich
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