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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne
Autoren: Nalini Singh
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„Es ist auch in Ordnung, wenn du es nicht tun willst. Ich wollte dich nur wissen lassen, dass es die Möglichkeit gibt.“
    „Würde es dir etwas ausmachen?“
    „Natürlich nicht.“ Ihr großes, wunderschönes Lächeln traf ihn bis ins Mark. „Ich würde dich auch lieben, wenn du ein verfluchter Wolf wärst.“
    „Langsam begreifst du.“ Trotz der spöttischen Worte war sein Geist in heller Aufruhr.

 
    52
    In einem großen Raum im versunkenen Venedig saßen mehrere Leute schweigend um einen langen Tisch herum und dachten über den unsäglichen Fehlschlag ihrer letzten Aktion nach.
    „Wir streichen Aleine von der Liste und tauchen unter“, sagte der Mann an der Kopfseite des Tisches. „Und halten uns bedeckt, bis sich die Aufregung gelegt hat.“
    Die anderen murmelten leise ihre Zustimmung. Einige trauerten um Freunde und Kollegen. Aber nicht ein Einziger sagte, dass sie den falschen Weg eingeschlagen hatten, dass Tod und Blutvergießen nicht die richtige Wahl gewesen waren.
    Sehr wahrscheinlich wäre ihnen nicht einmal der Gedanke gekommen. Das Wissen, dass der Rat der Medialen langsam an Einfluss verlor und die Gestaltwandler allmählich an Boden gewannen, hatte sie geblendet. Seit Jahrhunderten hatte es nicht mehr so viel Veränderung gegeben. Für ein Volk, das seit Ewigkeiten im Dunkel lebte, waren es Zeiten der Hoffnung, Zeiten, in denen Imperien untergehen … und Macht in greifbare Nähe rücken konnte.

 
    53
    Vielleicht hätte ich es ihm lieber nicht sagen sollen. Aber wie könnte ich ihn, meinen Gefährten, belügen? Sein Schmerz ist wie eine offene Wunde, sein Tier sitzt für immer in der Falle. Für mich ist er vollkommen, aber ich weiß, dass seine Seele innerlich zerrissen ist.
    – aus den verschlüsselten Aufzeichnungen Ashaya Aleines
    Dorian saß mitten in der Nacht vor dem Haus, trank Bier und versuchte, sich Klarheit über Ashayas Angebot zu verschaffen, als ein Panther aus dem Wald trat. Dorian hatte die Witterung seines Alphatiers schon wahrgenommen, lange bevor Lucas zu sehen gewesen war, und beobachtete nun, wie Lucas sich verwandelte.
    Gestaltwandler störten nackte Körper nicht, aber da Dorians Tier bei dem Gedanken knurrte, Ashaya könne herauskommen und Luc so sehen, ging er leise ins Haus und holte eine Trainingshose für ihn. Lucas dankte ihm mit einem Kopfnicken und fing das Bier auf, das Dorian ihm zuwarf. Er blieb stehen, während Dorian sich wieder setzte.
    „Lass mich raten“, sagte Dorian. „Sascha hat dich geschickt.“ Er mochte Lucas’ Gefährtin sehr, aber ihre Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, erschwerte jedes ungestörte Nachdenken.
    „Eigentlich bin ich diesmal selbst darauf gekommen.“ Lucas trank einen Schluck. „Ich glaube, der Anstoß war, dass Clay dich heute Wunderknabe genannt hat und du nicht gedroht hast, Tally in einen See zu werfen.“
    Dorian gab ein Grunzen von sich und starrte in den Wald. „Wo ist Sascha?“
    „Im Baumhaus.“
    „Du hast sie allein gelassen?“
    „Meine Gefährtin meint, sie sei eine Kardinalmediale und absolut in der Lage, auf sich selbst aufzupassen.“
    „Also hast du mindestens zwei Leute dagelassen.“
    „Ja, natürlich.“ Lucas nahm einen weiteren Schluck. „Was mache ich bloß hier mitten in der Nacht?“
    „Ich habe dich nicht gerufen.“
    Lucas stand nur da und wartete ab.
    Dorian war ein Scharfschütze. Er hätte genug Geduld gehabt, sein Alphatier warten zu lassen, aber er musste mit jemandem reden. „Ashaya hat herausgefunden, wie man die Fehlzündung in meinem Körper beheben könnte, damit ich mich verwandeln kann.“
    Lucas sah ihn aufmerksam an. „Teufel noch mal.“
    „Genau.“ Dorian ließ die Hand mit der Bierflasche zwischen seinen Knien hin- und herpendeln.
    „Willst du etwa nicht?“
    „Ich hab keine blasse Ahnung, was ich will.“ Dorian fuhr sich durchs Haar. „Immer habe ich alles getan, um besser, tödlicher und schneller zu sein als alle anderen.“ Talin hatte ihn Wunderknabe genannt, weil sie glaubte, er sei zwanghaft ehrgeizig. Sie hatte recht gehabt. „Es reichte mir nicht, gut mit Computern umgehen zu können, nein, ich musste ein Top-Hacker werden. Mir war es nicht genug, Architektur zu studieren – ich musste alle Prüfungen mit Auszeichnung bestehen. Zum Teufel, ich habe sogar den bescheuerten Flugschein gemacht, nur weil kein anderer Wächter diese Qualifikation hatte. Weil ich mich nicht verwandeln konnte, wollte ich mich dauernd selbst
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