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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres
Autoren: James White
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daß diese Wesen nicht in großen Tiefen leben können. Daher werden sie vorwiegend in küstennahen Gewässern und in den seichten Seegebieten der Festlandssockel anzutreffen sein. Dies vereinfacht unsere Aufgaben, aber es macht sie nicht leicht. Wir stehen am Beginn eines langen, harten Krieges mit ungewissem Ausgang.
    Selbst eine perfekte Kommunikation zwischen beiden Seiten würde ihn nicht verhindern können«, fuhr er grimmig fort. »Die Situation hat sich in einem Maß verschlechtert, daß eine friedliche Lösung ausgeschlossen erscheint. Die Vorhut des Feindes ist bereits angegriffen worden und hat schwere Verluste erlitten. Darum schlage ich eine großangelegte Operation gegen diese relativ schwache Streitmacht vor, solange das Gros der feindlichen Flotte noch nicht gelandet ist. So werden wir am besten Methoden entwickeln können, die einer uns völlig fremden Art der Kriegführung angemessen sind.«
    Er schwieg kurz, um Gelegenheit zu Einwänden zu geben. Als keiner das Wort ergriff, sagte er: »Wie ich erwähnte, werden wir den Gegner anfangs in der Nähe von Meeresküsten antreffen. Es stellt kein Problem dar, eine in einigen hundert Metern Tiefe liegende Metallmasse von der Form und der Größe der feindlichen Schiffe zu orten. Allerdings sind die Gewässer um die britischen Inseln, das Mittelmeer und weite Gebiete des Pazifiks mit Metallmassen von der Größe und der Form der feindlichen Schiffe geradezu besät. Ich spreche von den im zweiten Weltkrieg gesunkenen Kriegs- und Handelsschiffen. Wir können getrost damit rechnen, daß der Gegner sich schon in kurzer Zeit dieser Relikte bemächtigen wird – in flacheren Gewässern als Beobachtungsposten und in größeren Tiefen zum Zweck der Tarnung, denn dort lassen sich zwei dicht nebeneinanderliegende Körper nicht mehr als solche auseinanderhalten. Unser erster Schritt muß also darin bestehen, jedes gesunkene Wrack vor unseren Küsten mit Wasserbomben zu belegen, und zwar wiederholt und mit kürzestmöglichen Intervallen.«
    »Einen Moment, Admiral«, sagte der Bebrillte, dessen Spezialität das Nachrichtenwesen war. »Die Ernährung der Bevölkerung hängt in vielen Ländern weitgehend von der Küstenfischerei ab. Abgesehen vom möglichen Einsatz atomarer Waffen wird auch die Belegung der Küstengewässer mit zahllosen Wasserbomben diese Fischerei zum Erliegen bringen und ungeheure Mengen von Fischen töten. Sie haben da einen sehr schmutzigen Krieg vor, Admiral.«
    »Ja«, sagte der Admiral trocken. »Einen langen, schmutzigen Krieg.«
     
    *
     
    Der leichte Bomber jagte im Tiefflug über die ruhige See, stieg kurz vor Erreichen des Zielgebietes auf etwa hundert Meter, schwenkte die beiden Triebwerke wie zum Senkrechtstart und kam über einer Markierungsboje in der Luft zum Stillstand. Ein Marinesuchboot hatte an dieser Stelle eine Magnetboje über Bord gehen lassen. Der Magnet haftete an einem Wrack in der Tiefe und war durch eine Leine mit der kleinen Boje verbunden, die auf den kurzen Wellen tanzte und einen gelben Farbfleck um sich verbreitete. Das Suchboot war nicht mehr zu sehen. Man sagte, die Besatzungen dieser Boote lebten in ständiger Furcht vor aus der Tiefe aufsteigenden Torpedos, und daran mochte etwas Wahres sein, denn statt der gewohnten Feldstecher verwendeten ihre Ausguckposten Eimer mit Glasböden.
    Vier schwere Wasserbomben klatschten in die See, wo sie von der Markierungsboje gelb gefärbt war. Ein paar Minuten später wurde die Oberfläche weiß, wölbte sich brodelnd nach oben und kam wieder zur Ruhe, um einen großen, blassen, runden Fleck zu hinterlassen, wo zuvor ein kleiner gelber gewesen war.
    »Das zweite Mal in diesem Monat, daß wir das Ding getroffen haben, was immer es ist«, sagte der Funker-Bombenschütze. »Wenn es nur nicht so langweilig wäre! Immer denke ich, daß Wrackteile oder Körper heraufkommen müßten.«
    »In den hundertfünfzig Jahren«, sagte der Pilot, »hat sich alles Holz und sonstige schwimmfähige Zeuge so vollgesogen, daß es nicht mehr aufsteigt. Und die einzigen Körper, mit denen du vielleicht rechnen kannst, sind die von Fischen oder diesen Fremden.«
    »Aber angenommen, wir sähen menschliche Körper hochkommen?«
    »Rede keinen Unsinn! Wenn du so weiterschwafelst, muß ich mal mit dem Stationspsychologen ein Wort über dich reden. Nun, das nächste Wrack auf der Liste ist dieser Tanker vor Bertrands Head. Gib mir mal den Kurs, ja?«
     
    *
     
    Die bewohnte Welt der »Gulf Trader« war
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