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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres
Autoren: James White
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die Stellungen überfliegt. Was mich aber am meisten beunruhigt, ist die Möglichkeit, daß er Wasserstoffbomben gegen uns einsetzt.«
    »Ich halte das für unwahrscheinlich«, erwiderte ein weiterer. »Allein die Größe der Flotte ist ein sicheres Anzeichen, daß der Gegner eine Landung plant. Er wird seinen eigenen Brückenkopf nicht durch radioaktive Verseuchung gefährden wollen. Natürlich kann es sein, daß wir ohne unser Wissen schon lange unter Beobachtung stehen. Sie könnten genug über unsere physische Beschaffenheit wissen, um Nervengase oder bakteriologische Kampfmittel zu verwenden.«
    »Ganz gleich, was sie einsetzen, wir werden es schlucken müssen«, erklärte der Erste Offizier. »Streben sie eine schnelle und überraschende Landung an, so daß unsere Abschußrampen nur zu einem kleinen Teil in Aktion treten können, müssen wir sie mit Jagdbombern und Artillerie bekämpfen. Gelingt es ihnen, sich festzusetzen, könnten wir uns gezwungen sehen, nukleare Waffen zu verwenden, was in einem dichtbevölkerten Gebiet mit beträchtlichen Verlusten verbunden wäre. Aber wenn sie den Fehler machen, in eine Umlaufbahn zu gehen, besonders, wenn es eine niedrige, für Bombenabwürfe geeignete Umlaufbahn ist, werden wir sie vernichten.«
     
    *
     
    Die Vorausabteilung der Flotte von Unthan ging nicht in eine Umlaufbahn. Die Oberfläche des Zielplaneten – Wasserdampfschichten in der Gashülle, Einzelheiten der einförmigen, nutzlosen Landmassen und die gewaltigen blauen Ozeane – rückte ständig näher, bis sie den Gesichtskreis der vorderen Beobachtungsfenster völlig ausfüllte und darüber hinauswuchs.
    Die Verluste, die sie erlitten, wurden in der Rechenzentrale registriert, wo einzelne Lichter erloschen und Fernlenkungssysteme ausfielen. In dieser nüchternen Umgebung war es schwer, das wahre Ausmaß der Verwüstung und des Todes zu begreifen. Gunt, der durch sein Beobachtungsfenster nach vorn blickte, mußte sich förmlich zu der Erkenntnis zwingen, daß überhaupt etwas geschah und daß es dort unten Wesen gab, die ihr Bestes taten, um ihn zu töten – bis die Bildschirme eine Rakete zeigten, die ihnen entgegenkletterte und rasch näherkam.
    Es war so schnell vorbei, daß sein Gehirn kaum erfaßt hatte, daß er im Begriff zu sterben war, als er sich auch schon als Überlebenden sah und überlegen konnte, was tatsächlich geschehen war.
    Offenbar hatte der Zielsucher der Rakete Größe mit Bedeutung gleichgesetzt und die Waffe auf das größere Nahrungsschiff gelenkt, das seit vielen Generationen ihr nächster Begleiter gewesen war. Die Rakete mußte vor der Explosion die Hülle durchstoßen haben, denn das Schiff schien lautlos auseinanderzuplatzen. Es öffnete sich zuerst langsam, dann zerriß es zu einer formlosen Masse und schleuderte große Mengen Metall, riesige Wasserfächer und die zuckenden Körper der Tiere in alle Richtungen. Gunt fuhr zusammen, als mehrere große Trümmerstücke nahe am Flaggschiff vorbeiflogen, aber was er nicht wußte, war, daß die sich ausbreitende Masse der Wrackteile die Radarstationen am Boden verwirrte und es unmöglich machte, das unversehrte Schiff zwischen den Trümmern auszumachen.
    Das Flaggschiff tauchte durch die Wolkenschicht und verschwand hinter heftigen Regenböen. Sekundenlang hing es im trüben Licht über der stürmischen See, bevor es unter die Oberfläche glitt.
    Nun kam es darauf an, einen Unterschlupf zu finden und zu hoffen, daß ihre Bewegungen und ihr eventuelles Versteck den Suchinstrumenten der Feinde verborgen blieb. Gunt hatte die Absicht, das Schiff zu tarnen und ein Kommunikationsnetz zu errichten, aber bevor das geschehen konnte, mußten seine Kolonisten ihre im voraus bestimmten Überlebensgruppen bilden und sich auf die felsige, unterseeische Küstenlinie verteilen. Nicht zu weit, denn Gunt wollte wissen, was der Feind an Waffen und anderen Bösartigkeiten einsetzen würde.
    Kapitän Heglenni und ihre Frauen hatten die Aufgabe, Exemplare der feindlichen Lebensform zu beschaffen, nach Möglichkeit zusammen mit Werkzeugen und Mechanismen jedweder Art, damit Untersuchungen vorgenommen werden konnten. Man war übereingekommen, daß Heglenni die bewußten Exemplare töten und etwaige Gegenstände mit Gewalt würde an sich bringen müssen. Der Krieg begann erst, und Kapitän Gunt vermied es, allzu lange darüber nachzudenken. Die Zukunft war zu bedrohlich und ungewiß, als daß man sich länger als unbedingt nötig damit befassen
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