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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres
Autoren: James White
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durfte.
    Sein Schiff war am Meeresboden und in Sicherheit.
     

22
     
    Mehr als achtzig Prozent der Vorausabteilung entgingen den Antiraketen und wasserten im Ozean. Die irdische Abwehr, ohne Erfahrungen in der Bekämpfung von Invasoren aus dem Weltraum, hatte sich nach besten Kräften auf eine Landung in Wüstengebieten und dünnbesiedelten Regionen eingestellt. Die Tatsache, daß der Feind keine einzige Erdumrundung machte und, statt seine Kräfte zu massieren, in einzelnen, über die ganze Erdkugel verteilten Einheiten herunterkam, und daß die Landungen nicht auf festem Boden, sondern längs der Küstenlinien im Meer erfolgten, brachte sie völlig aus dem Konzept. Ein Schiff ging allerdings über dem Festland nieder.
    Wegen eines Versagens seiner Fernlenkung landete es in einer ausgedehnten Parkanlage nahe dem Zentrum einer größeren Hafenstadt. Es senkte sich auf donnernden Raketentriebwerken abwärts und setzte kaum fünfhundert Meter von der Küste entfernt mit bewundernswerter Sanftheit und Präzision auf, um wie ein riesiger metallener Leuchtturm zwischen schwelenden Büschen und Bäumen stehenzubleiben. Als die Echos der Triebwerke verhallten und bevor sich die Stadt vom lähmenden ersten Schreck erholen konnte, drang aus dem Inneren des gewaltigen Schiffes ein gedämpftes Rumpeln und Poltern. Die vor der Landung zu vollem Bewußtsein erwärmten Tiere schossen von Panik erfüllt in ihren wassergefüllten Behältern umher. Diese Behälter, deren Größe kaum ausgereicht hatte, ihre gefrorenen und scheintoten Körper aufzunehmen, waren jetzt mit den normalerweise friedfertigen, aber in ihrer Todesangst wild beißenden und um sich schlagenden Tieren zum Bersten vollgestopft.
    Aber der Mechanismus, der große Sektionen der Hülle aufklappen und die lebende Fracht in die Freiheit der See entlassen sollte, wurde durch eine Sperrvorrichtung blockiert. Solange das Schiff nicht von Wasser, sondern von einer lebensfeindlichen Gasmischung umgeben war, konnte der Öffnungsmechanismus nicht funktionieren, und so blieb der Schiffsrumpf fest verschlossen.
    Sechs Minuten lang…
    Genausolange dauerte es, bis die Jagdbomber eintrafen. Sie kamen im Tiefflug über die Baumwipfel herangeschossen und überschütteten das turmhohe fremdartige Monstrum mit einem wahrhaften Hagel aus Bordraketen, Splitterbomben und Napalm. Es gab gewisse taktische Atomwaffen, die man zum Einsatz hätte bringen können, aber mit Rücksicht auf die Bewohner der Stadt probierte man zuerst die einfacheren Schreckensmittel aus. Das Schiff hielt diesem Ansturm weniger als eine Minute stand, dann zerbarst es, kippte und schlug mit weithin hörbarem dumpfem Krachen am Boden auf, wo es vollends auseinanderbrach. Die Napalmfeuer verzischten wütend in den Wassermassen, die sich aus dem Unglücksschiff ergossen, und aus den aufbrechenden Metallwänden fielen fremdartige Gestalten in den rauchenden Schlamm. Die Jagdbomber griffen unterdessen weiter an. Als sie endlich von ihrem Opfer abließen, sich neu formierten und in etwas größerer Höhe wachsam zu kreisen anfingen, hatte sich der Teil des Parks, wo das Schiff gelandet war, in ein Chaos aus dampfendem Morast, zerfetzten Metallteilen und Körpern verwandelt. Die Feststellung, daß das Blut des Feindes rot war, kam wie ein Schock.
     
    *
     
    »Bis zu diesem Augenblick«, sagte der Offizier, dessen dunkelblaue Uniform mit schweren Goldinkrustationen bedeckt war, »hatte ich gedacht, daß dies eine Schlacht im Weltraum sein würde, an der die Marine keinen Anteil hätte. Es scheint, daß ich mich getäuscht habe.«
    »Sobald erkannt wurde, daß das Schiff mit Wasser gefüllt war, hätte man den Angriff abbrechen sollen!« sagte der grauhaarige Zivilist ärgerlich. »Die fremden Wesen wären ohnehin zugrunde gegangen, erstickt wie Fische auf dem Trockenen. Wie die Dinge jetzt liegen, ist kein einziges Exemplar heil übriggeblieben. Wir haben nur sehr vage Vorstellungen von ihrer Größe und Masse und von der Anordnung ihrer Gliedmaßen, und die Zerstörung des Schiffes ist so vollständig, daß von seinen Antriebsmaschinen nichts mehr da ist, und nun geht von dem Wrack eine so starke radioaktive Strahlung aus, daß wir uns nicht in die Nähe wagen können! Für die Wissenschaft war dies die potentiell größte Entdeckung in der gesamten Geschichte, und nun können wir nicht einmal …«
    »Die Bedeutung einer das Wasser bewohnenden Spezies, die den interstellaren Raum durchkreuzt, ist uns durchaus klar,
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