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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres
Autoren: James White
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mich sahen, gerieten sie in Unruhe und Verwirrung, doch faßten sie sich erstaunlich schnell, und einer von ihnen kratzte Zeichnungen in die Korrosionsschicht einer Wand. Eine war eine geometrische Zeichnung und illustrierte Trennochalins Lehrsatz von der Fläche der Quadrate über einem rechtwinkligen Dreieck, die andere ein Diagramm dieses Sonnensystems. Mir scheint, daß Kontakte mit diesen Gasatmern möglich sind und daß wir auf diesem Weg zu vielen nützlichen Informationen kommen können, um so mehr, als sie offensichtlich nichts von der gegenwärtigen Situation und dem Verhältnis zwischen ihrer Rasse und der unsrigen wissen. Ich bitte um Oberstellung eines Nachrichtenoffiziers, der mich bei den nötigen Verständigungsversuchen unterstützen kann.
    Zugleich sende ich Ihnen einen toten Gasatmer. Dieses Exemplar scheint vor nicht langer Zeit an Wassererstickung gestorben zu sein und befand sich in einer wassergefüllten Abteilung des Schiffes. Kleine einheimische Räuber haben es angefressen, aber Knochenstruktur und innere Organe scheinen noch völlig unversehrt zu sein …«
    Kapitän Gunt ließ das Band ablaufen, bevor er sich an den Nachrichtenoffizier wandte, der schattengleich in der dämmerigen Befehlszentrale hing. Um die Aufmerksamkeit des Gegners nicht unnötig auf sich zu lenken, waren alle Kraftanlagen an Bord des Flaggschiffes abgeschaltet. Das Wasser, das sie atmeten, war das des Ozeans draußen, wunderbar kühl und im Gegensatz zum Wasser Unthans so salzarm, daß es eine Euphorie erzeugte. So mußten Unthans Ozeane gewesen sein, bevor ihre Sonne sie erhitzt und verdampft hatte. Dieser frische, kühle, gewaltige Ozean kam ihren Vorstellungen vom Himmel nahe. Manchmal kostete es Anstrengung, zu erkennen, daß um diese vollkommene Welt gekämpft werden mußte und daß der Kampf langwierig und hart sein würde.
    »Ich werde Sie nicht zu diesem Dienst abkommandieren«, sagte Gunt, »aber ich will Sie auch nicht zurückhalten. Denken Sie bitte daran, daß es hier nicht um die bloße Befriedigung der Neugier gegenüber einer fremden, intelligenten Lebensform geht. Ihr einziges Ziel muß die Erlangung von Informationen über den Feind sein, die unser Überleben sichern und seinen Untergang beschleunigen.
    Sagen Sie Heglenni, daß wir mit ihrer Arbeit sehr zufrieden sind und daß ich diese Entdeckung für so wichtig halte, daß ich eine direkte Leitung vom Flaggschiff zum Wrack legen lasse.«
    Die zweite Meldung hatte mehr die einer Diskussion, denn Gunt konnte dank der Leitung zu den Informationen und Fragen direkt und unmittelbar Stellung nehmen. Es schien, daß die fünf Gasatmer dem Tod durch Verhungern, Ersticken und etwas anderes nahe waren, das offenbar mit dem Atmen oder vielleicht auch mit dem Schlucken kleiner Wassermengen durch ihre Gesichtsöffnungen zusammenhing. Heglenni hatte das erste Problem durch den Fang einer kleinen Auswahl Fische und Schalentiere und das zweite durch die nächtliche Verlegung einer Schlauchleitung an die Oberfläche gelöst. Das dritte Problem war schwieriger, weil die Gasatmer sich weigerten, reines Wasser von außerhalb des Schiffes zu sich zu nehmen. Weil sie lange Zeit unter diesen Bedingungen überlebt hatten, war Heglenni besorgt und ratlos. Sie beabsichtigte eine gründliche Durchsuchung der kürzlich überfluteten Abteilungen des Wracks, um dort vielleicht Vorräte oder Maschinerien zu finden, die eine Antwort geben könnten.
    Die nächste, einige Tage später folgende ausführliche Meldung war gefühlsbetonter als nötig, dachte Gunt. Heglenni berichtete ihm, daß die Gasatmer sich in einem ernsthaft geschwächten Zustand befänden und kaum noch zu einer Verständigung fähig seien, nicht einmal untereinander. Der alte männliche Gasatmer sei in einer bejammernswerten Lage. Ob der Kapitän irgendwelche Vorschläge machen könne?
    »Das kann ich«, erklärte Gunt nach kurzem Zögern. »Die eingesandten Gegenstände, namentlich ein kleiner, elektrisch beheizter Behälter zur Erwärmung von Wasser, der so konstruiert ist, daß das Wasser nicht einfach erhitzt wird, sondern verdampft, hat hier zum Entstehen einer ziemlich abenteuerlichen Theorie geführt. Danach ist das von den Gasatmern verbrauchte Wasser ausschließlich das Resultat von Niederschlägen aus Wasserdampf in der Gashülle des Planeten. Ein auf diese Weise aufbereitetes Wasser enthält praktisch keine Unreinheiten wie gelöste Mineralstoffe und Salze. Seewasser könnte daher giftig für sie sein.
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