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Gefangene des Meeres

Gefangene des Meeres

Titel: Gefangene des Meeres
Autoren: James White
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zusammenkommen…«
    »Nein!«
    Es trat eine kurze Stille ein, während der Heglenni und Dasdahar einander anstarrten – ein großer, gutmütiger Mann, der in den Ozeanen der Heimatwelt aufgewachsen war, und eine kleine, harte Frau, die fast immer gereizt und zornig war und nicht recht an die Existenz jener Welt glaubte. Plötzlich meldete sich Gunt wieder.
    »Ich will nicht mit diesem Wesen Wah-Lass sprechen«, sagte er, »aus Gründen, die ich Ihnen kurz erläutern will. Unsere Position hier verschlechtert sich. Ständig laufen neue Meldungen ein, nach denen der Feind seine im Küstengebiet auf Grund liegenden Schiffe bombardiert, damit wir sie nicht als Beobachtungsstationen verwenden. Wie Sie wissen, liegt unser Flaggschiff in der Deckung eines großen Wracks, so daß wir bald an der Reihe sein werden. Folglich müssen wir unsere Daten über die feindliche Lebensform schnellstens vervollständigen, damit wir sie an die Flotte weitergeben können. Darum werden Sie die fünf Gasatmer töten, sich dabei vergewissern, daß sie nicht unnötig beschädigt werden, und sie unverzüglich zum Flaggschiff schaffen, damit wir die Lücken in unserem Wissen über ihre Physiologie schließen können.«
    »Nein«, sagte Heglenni.
    »Ist das wirklich nötig, Kapitän?« fragte Dasdahar.
    »Unglücklicherweise ja«, antwortete der Kapitän. »Ich verstehe, daß Sie eine gewisse emotionelle Neigung zu diesen Wesen entwickelt haben, daß Sie ihre Fähigkeit des Überlebens bewundern und daß Sie sich dafür einsetzen, sie an die Oberfläche zu bringen, damit sie von ihren Freunden gerettet werden können. Aber inzwischen sind sie in den Besitz zu vieler wichtiger Informationen über uns gelangt. Wenn der Feind erkennt, daß unsere Flotte keine Kriegsflotte ist, wird er bei seiner Jagd weniger vorsichtig sein, und unsere Verluste würden beträchtlich anwachsen. Ich bedaure diesen Schritt nicht weniger als Sie, aber wir befinden uns im Krieg.
    Weil ich Ihre Gefühle verstehen kann«, fuhr Gunt fort, »will ich über Ihre jüngste Ungeschicklichkeit bei der Behandlung der Angelegenheit genauso hinwegsehen wie über Ihre augenblickliche Insubordination. Auch ließe sich argumentieren, daß diese Exemplare sowieso umgekommen wären, hätten Sie sie nicht entdeckt. Deshalb können Sie Ihr Gewissen mit dem Bewußtsein beruhigen, daß …«
    »Ich werde es nicht tun!« rief Heglenni zornig.
    »Ich auch nicht«, sagte Dasdahar respektvoll.
    Die zornige Explosion aus dem Empfänger wurde Augenblicke später von einer zweiten und größeren Explosion übertönt, die ihre Körper wie ein Keulenschlag traf und in ihren Gehirnen alle Gedanken an Gasatmer, ethische Probleme und Insubordination auslöschte, um nichts als plötzliche und furchtbare Schwärze zu hinterlassen.
     
    *
     
    Es war ein neuentdecktes Wrack vor der Mündung eines schmalen, fjordähnlichen Einlasses, und dies war ihr erster Angriff auf das Ziel; abgesehen von diesem Umstand glich das Manöver allen vorangegangenen Unternehmen. Man brachte die Maschine über der Markierungsboje in Position, warf die Wasserbomben ab, sah das Wasser weiß werden, wartete ein paar Minuten und hielt nach irgendwelchen ungewöhnlichen Vorkommnissen Ausschau. Bisher hatte es noch nie ein ungewöhnliches Vorkommnis gegeben…
    »Jesus!« sagte der Funker-Bombenschütze.
    »Hubschrauber, Sanitäter, Luftkissenboote!« schrie der Pilot plötzlich auf der Notfrequenz. »Sofort hierher! Da unten sind Leute, Überlebende oder was, die hochkommen! Sie sind in einer Art Plastikbeutel. Ein paar von ihnen … ich glaube, ein paar von ihnen bewegen sich noch!«
     

24
     
    Im Wrack der »Gulf Trader« hielten sich keine Luftblasen mehr; der Explosionsdruck hatte jede Schweißnaht seines rostigen Rumpfes aufplatzen lassen. Aber es gab immer noch Leben an Bord. Heglenni und ihr Schicksalsgefährte gehörten einer zählebigen Spezies an, und die Kompressionswirkung der Wasserbomben war von den Schiffswänden zu einem guten Teil abgefangen worden. Trotzdem dauerte es lange, bis Heglenni wieder zur Besinnung kam, und zwei Tage und Nächte vergingen, bevor sie und Dasdahar wieder fehlerlos sprechen und sich bewegen konnten, ohne beim Schwimmen gegen Wände und rostige Trümmer zu stoßen. Beide litten starke Schmerzen.
    Die Verbindungsleitung zum Flaggschiff war unterbrochen. Als sie sich ein wenig erholt hatten, schnitten sie mit ihren Brennern eine Öffnung durch das Dach dessen, was einmal Tank zehn gewesen
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