Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrliches Schweigen

Gefaehrliches Schweigen

Titel: Gefaehrliches Schweigen
Autoren: Ritta Jacobsson
Vom Netzwerk:
jetzt würde leiden müssen.
    Meine arme Wuff!
    Die Tränen wollten sich schon wieder hochdrängen, doch da hielt Mama an. Für so was hatte ich jetzt keine Zeit. Ich stürzte aus dem Auto und hämmerte und trommelte an Linus’ blau gestrichene Tür. Gleichzeitig presste ich den Leuchtknopf der Klingel bis zum Anschlag. Von innen kam Gebell. Einen verschwindend kurzen Moment lang glaubte ich, es sei Wuff, doch dann erkannte ich Glöckchens tiefen Brustton.
    Sie befand sich direkt hinter der Tür, aber niemand öffnete. Ich hielt den Finger auf den Knopf gepresst. Das wütende Surren müsste denjenigen, der sich im Haus aufhielt, um den Verstand bringen. Falls überhaupt jemand außer Glöckchen da war.
    „Linus! Mach auf!“
    Glöckchen erkannte meine Stimme. Das Gebell verwandelte sich in freudiges Winseln.
    „ MACH AUF !“, brüllte ich, während ich mit geballten Fäusten an die Tür hämmerte.
    „Er ist nicht da“, stellte Mama enttäuscht fest. „Wir rufen die Polizei an.“
    Im selben Moment hielt ein Auto an. Wir drehten uns gleichzeitig um.
    Es war Papa. Er öffnete die Wagentür.
    „Was macht ihr hier?“, rief er.
    Mama eilte hinüber, um ihm alles zu berichten, was inzwischen passiert war. Er fluchte so laut, dass Jo und ich es hörten.
    „Jetzt rufe ich die Polizei an“, beschloss Papa. „Und Linus’ Eltern. Das hier ist ja der helle Wahnsinn!“
    Ich ließ mich nach Hause führen. Jo half mir aus meiner Jacke und setzte sich neben mich aufs Sofa, während meine Eltern ein Telefongespräch nach dem anderen führten.
    Ich hörte ihre Stimmen im Hintergrund wie Musik in einem Kaufhaus. Etwas, das da ist, dem man aber nicht zuhört.
    Alles, was ich wissen wollte, war, was mit meinem Hund passiert war.
    Der Rest war uninteressant.
    Jo versuchte mich dazu zu bewegen, etwas Wasser zu trinken, aber ich brachte keinen Tropfen herunter. Ich dachte nur an Wuff. Wuff, die mich garantiert vermisste, die litt und sich wunderte. Mit jeder Minute, die verstrich, verringerte sich meine Hoffnung, sie zu finden.
    Und wieder stiegen mir die Tränen in die Augen.
    Ich musste eingeschlafen sein.
    Als ich aufwachte, merkte ich, dass etwas nicht stimmte. Mein Kopf fühlte sich schwer an, als wäre ich krank. Ich tastete umher. Wuff liegt sonst immer neben mir.
    Im selben Augenblick, als meine Hand auf Wuffs Kissen traf, fiel mir alles wieder ein. Ich schlug die Augen auf und als Erstes fiel mein Blick auf Wuffs Teddy, der auf dem Boden lag. Mir schnürte sich die Kehle zu und ich fuhr hoch.
    „Mamma-a! Pappa-a!“
    Niemand antwortete.
    Ich bin schon oft allein zu Hause gewesen. Aber noch nie ohne Wuff.
    Jetzt war ich wirklich allein.
    Mir wollten schon wieder die Tränen kommen, doch das Geräusch der Toilettenspülung brachte mich dazu, sie mit dem Handrücken wegzuwischen.
    Jo tauchte in der Türöffnung auf.
    „Wo sind meine Eltern?“, fragte ich rasch.
    „Die sind weggefahren. Du sollst deine Mutter anrufen.“
    „Haben sie Wuff gefunden?“
    Jo wich meinem Blick aus.
    „Ich weiß nicht.“
    Während ich Mamas Nummer ins Handy eintippte, betete ich im Stillen, dass sie unterwegs wären, um Wuff abzuholen. Mamas Stimme war sofort anzuhören, dass das nicht der Fall war.
    „Papa fährt durch die Gegend und sucht und ich bin gerade beim Rektor. Wir sind bald wieder da. Kommst du klar? Jo ist hoffentlich noch bei dir?”
    „Ja“, murmelte ich enttäuscht.
    Wuff war immer noch verschwunden.
    Ich trat ans Fenster und blickte rüber zu Linus’ Haus. Da sah ich eine hastige Bewegung am Küchenfenster.
    Jemand war da!
    Ich tastete nach dem Handy, überlegte es mir aber anders. Er würde bestimmt sowieso nicht antworten.
    „Was ist?“, fragte Jo.
    Ich antwortete nicht, sondern zog mir die Stiefel an und rannte geradewegs zu Linus hinüber.
    Ich drückte auf die Klingel und wartete, während ich mich bemühte, die Beherrschung zu bewahren und nicht die Tür einzutreten.
    Denn ich hasste ihn!
    Und wie ich ihn hasste!
    Die Sekunden tickten vorbei, aber niemand machte auf. Jo hatte sich die Jacke über die Schultern geworfen und stand fröstelnd neben mir. Sie sagte nichts, aber es tat mir gut, dass sie bei mir war.
    Jemand war im Haus. Ich würde nicht aufgeben.
    Ich ging außen herum zur Rückseite. Das Haus liegt am Hang und die Schlafzimmer befinden sich im Untergeschoss. Ich peilte sofort Linus’ Fenster an und spähte hinein. Er saß vor dem Computer.
    Mein Hund war entführt worden und Linus saß vor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher