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Gefaehrliches Schweigen

Gefaehrliches Schweigen

Titel: Gefaehrliches Schweigen
Autoren: Ritta Jacobsson
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seinem Computer!
    Ich begann an sein Fenster zu trommeln.
    „Mach auf!“
    Er hastete ans Fenster und ließ die Jalousie herunter. Die eine Hälfte seines Gesichts war geschwollen und rot, als wäre er gestürzt. Oder als hätte er Prügel bezogen.
    Ich hämmerte fester.
    „Pass auf, gleich geht es kaputt“, warnte Jo.
    „Ich schlag das Fenster ein, wenn du nicht aufmachst!“, schrie ich.
    Die Jalousie wurde wieder nach oben gezogen.
    Seine verängstigten Augen starrten mich eine Weile an, dann nickte er und zeigte nach oben.
    Ich stiefelte wütend um das Haus herum und lehnte mich auf die Klingel, um ihn noch zusätzlich unter Druck zu setzen.
    Die Tür ging einen kleinen Spalt weit auf.
    Ich stieß sie auf und stürmte mit Jo auf den Fersen ins Haus.
    Glöckchen kam auf uns zugetrottet, aber jetzt hatte ich keine Kraft für sie übrig.
    „Was zum Teufel hast du getan!“, brüllte ich.
    „Ich konnte nicht anders … sie haben Glöckchen festgehalten … Jimmy hatte ein Messer …“
    Irgendwo in meinem tiefsten Innern verstand ich genau, wie entsetzt er gewesen sein und welche Höllenqualen er gelitten haben musste.
    Dennoch interessierte es mich nicht.
    Alles, woran ich denken konnte, war sein Verrat.
    Und Wuff.
    „Und da hast du lieber meinen Hund geopfert! Wo ist sie?“
    Er duckte sich, als hätte ich ihn geschlagen, wimmerte und schluchzte. Ich würde nie erfahren, wo Wuff steckte, wenn ich weiterhin so auf ihn einzeterte.
    „Wo ist sie?“, wiederholte ich und versuchte die Stimme ruhig zu halten.
    „Ich weiß nicht.“
    Ich brauste wieder auf.
    „Falsche Antwort! Wo ist sie?“
    „Ich weiß nicht. Ganz ehrlich.“
    „Wem hast du sie übergeben? Und wo?“
    Er zögerte kurz. Ich trat einen Schritt auf ihn zu und merkte, dass ich zu allem bereit war. Er wich schnell zurück und schielte zu Jo hinüber, als erwartete er Hilfe von ihrer Seite, doch sie sah ihn nur mit kaltem Blick an.
    „Filippa“, sagte er leise.
    Ich zuckte zusammen.
    „Filippa?“
    „Haben sie die jetzt auch eingeschüchtert?“, fragte Jo.
    Linus zuckte die Schultern.
    „Scheint so.“
    Ich schaffte es nicht, auch Filippa zu hassen. In meinen Augen war Linus derjenige, der meinen Hund entführt hatte.
    „Wo habt ihr euch getroffen?“
    „Ein paar Straßen weiter weg von hier.“
    „Und du … hast … einfach … meine Wuff hergegeben?“
    Er schlug die Augen nieder und nickte.
    „Du … du …“
    Ich versuchte mich zu beherrschen und meine zitternden Hände in Schach zu halten. Ich wollte ihn schlagen, ihn kratzen, ihn treten, ihm richtig wehtun, ihn genauso sehr leiden lassen, wie ich es tat.
    Doch das würde mir nicht dabei helfen, Wuff zurückzubekommen. Im Moment war es wichtiger, herauszufinden, wo ich mit der Suche beginnen sollte.
    „Ist sie … freiwillig mitgekommen?“, fragte ich mit leicht zitternder Stimme.
    Der Zorn wollte immer wieder in mir hochsteigen.
    „Nja, sie hat sich dagegengestemmt, dann sind sie um die Ecke verschwunden. Mir kam es vor, als wäre ein Auto gleich darauf gestartet, bin mir aber nicht sicher.“
    Ein Auto! Ich hätte vor Enttäuschung schreien können. Da konnten sie ja sonst wo hingefahren sein!
    „Und du bist hochzufrieden nach Hause gegangen!“
    „Svea, ich bin wirklich traurig …“
    „Und was glaubst du wohl, was ich bin, verdammt noch mal!“
    In mir kochte es. Die heißen Worte quollen hervor wie Lava aus einem Vulkan.
    „Du bist der größte, beschissenste Dreckskerl, den es je gegeben hat. Ich wünschte, du wärst tot!“
    Noch nie war ich so kurz davor gewesen, jemanden zu schlagen.
    Das Piepsen meines Handys rettete ihn. Dieselbe Nummer wie vorhin. Ich klickte die Nachricht an.
    „Heute Abend um acht vor der Schule. Bring alles mit, was du aufgenommen hast. Und halt ja die Klappe.“
    „Waren sie das?“, fragte Linus.
    „Warum sollte ich mit dir reden?“, fuhr ich ihn an.
    „Ich möchte dir helfen. Ich hatte keine Wahl. Verzeih mir. Es tut mir leid. Was soll ich tun?“
    „Einen Strick nehmen, du bescheuerter Idiot!“
    Er steckte es ein, ohne sich zu verteidigen.
    Die harten Worte halfen nicht. Wuff war immer noch verschwunden. Natürlich brauchte ich alle Hilfe, die ich bekommen konnte.
    „Ich soll ihnen heute Abend meine Aufnahmen bringen. Und ich darf nichts verraten.“
    Er sah mich hoffnungsvoll an.
    „Na dann.“
    „Ist schon gelaufen“, erklärte ich düster. „Papa ist bereits bei der Polizei gewesen und Mama spricht gerade mit dem
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