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Gefaehrliches Schweigen

Gefaehrliches Schweigen

Titel: Gefaehrliches Schweigen
Autoren: Ritta Jacobsson
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sah mich entsetzt an und Linus wich ein paar Schritte zurück.
    „Musst du so einen Krach machen?“
    „Psst!“, zischte ich zu Linus zurück.
    Aus dem Haus drang Hundegebell.
    Mama hat mal erzählt, sie habe mein Weinen schon von dem anderer Kinder unterscheiden können, als ich noch ein Baby gewesen sei. Genauso konnte ich Wuffs Bellen von dem aller anderer Hunde unterscheiden.
    „Sie ist da! Sie lebt!“
    Ich hüpfte vor Freude auf und ab.
    „Hab ich doch gesagt!“
    Linus sah mich an, als erwartete er ein Dankeschön, aber ich war zu sehr damit beschäftigt, mir zu überlegen, wie ich in das Haus reinkommen könnte.
    Das dauerte allerdings nicht lang. Von Simons gelungenem Einstieg bei Frau Asp inspiriert ging ich auf die Rückseite des Hauses, Linus und Jo folgten mir in gehörigem Abstand. Ich fand einen großen Stein und schlug damit ein Loch in das schmale Kellerfenster. Wuff ließ wieder durchdringendes Gebell hören.
    „Wartet hier!“, befahl ich.
    „Aber du kannst doch nicht ganz alleine rein ins Haus“, protestierte Jo.
    „Das geht schneller so. Außerdem muss jemand Schmiere stehen. Ruf an, falls jemand kommt.“
    Sicherheitshalber stellte ich den Klingelton meines Handys ab, das Vibrieren ließ ich dagegen eingeschaltet, damit Jo mich warnen konnte. Dann schob ich eine Hand durch das Loch im Fenster, um die Verriegelung zu lösen. Ich wand mich hinein und landete in einem muffigen Keller, vollgestopft mit Gerümpel. Hier probte Filippa jedenfalls nicht.
    Zum Glück hatte ich meine Taschenlampe dabei. Ich zog sie aus der Tasche und leuchtete damit, bis ich oberhalb einer Betontreppe eine Tür erblickte. Sie war geschlossen, ließ sich aber öffnen, als ich am Griff drehte.
    Mit ein paar lautlosen Schritten gelangte ich in einen dunklen Flur, wo ich stehen blieb und lauschte. Alles war still.
    Ich ging vorsichtig weiter. Plötzlich schlug die Kellertür hinter meinem Rücken zu und sprang vor Schreck fast in die Luft.
    Das Geräusch brachte Wuff dazu, wie besessen zu bellen. Sie befand sich irgendwo im oberen Stock. Offensichtlich waren wir allein im Haus, also brauchte ich nicht mehr zu schleichen.
    Auf dem Weg zur Treppe warf ich einen kurzen Blick in einen großen Raum, in dem ein länglicher Tisch stand, über und über mit Dosen, Flaschen und vollen Aschenbechern bedeckt. In der Ecke befand sich ein altes Cordsofa, das mich an Lundströms Cordhosen erinnerte. Die eine Armlehne war aufgeschnitten worden und weißer Schaumstoff quoll aus dem Schlitz.
    Ich stürmte nach oben, nahm zwei Stufen auf einmal. Zwei der oberen Räume waren vollgestopft, wie in einem Lager oder einem Flohmarkt. Flachbildschirme, Stereoanlagen, Computer, Lautsprecher, MP3 -Player und Handys. Und mittendrin thronte Frau Asps hässlicher vergoldeter Affe.
    Hinter einer geschlossenen Tür kläffte und bellte Wuff wie besessen. Ich ließ den ganzen Krempel links liegen und drückte die Türklinke des letzten Hindernisses zwischen mir und meinem Hund nach unten.
    Dahinter lag ein kahles Zimmer ohne Möbel. Wuff stand an einen Heizkörper gebunden neben der Balkontür. Sie jaulte vor Freude und zog und zerrte so fest, dass ich befürchtete, sie könnte an ihrem Halsband ersticken, bevor ich bei ihr war.
    Es war nicht ganz einfach, den dicken Strick aufzuknoten, mit dem sie festgebunden war. Sie leckte mein Gesicht, wand sich wie wild, zerrte an dem Strick, und als sie endlich frei war, konnte sie nicht schnell genug nach draußen kommen.
    Wir taumelten um die Wette die Treppe hinunter und in die Freiheit hinaus.
    Jo stand mit offenen Armen auf dem Hof, aber Wuff schoss an ihr vorbei, um sich in den nächsten Schneehaufen zu hocken.
    „Jetzt aber nichts wie weg!“, sagte Linus und biss sich nervös auf die Unterlippe.
    Ich warf einen hastigen Blick zum Haus hinüber. Die Haustür stand immer noch offen. Und im oberen Stock saß Frau Asps Affe.
    Aber ich konnte Wuff nicht wieder mit hineinnehmen. Und ohne eine Leine würde Jo es niemals schaffen, sie festzuhalten.
    „Hat einer von euch einen Gürtel?“
    Linus stöhnte und stampfte ungeduldig auf den Boden.
    „Was soll das? Wir müssen los!“
    „Ich hab einen“, sagte Jo.
    Sie hob ihre Jacke an, die einen Gürtel mit Indianermuster in den Jeansschlaufen verdeckt hatte.
    „Den hat meine Großmutter gehäkelt.“
    „Gib ihn mir!“
    Ohne zu murren, zog sie den Gürtel aus. Ich band ihn als provisorische Leine um Wuffs Halsband und reichte ihn Jo.
    „Zwei Minuten“,
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