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Gefährliches Begehren

Gefährliches Begehren

Titel: Gefährliches Begehren
Autoren: Celeste Bradley
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den
Tisch hinunter, wo das rothaarige Dessert lag. Dann sah er zu, wie Alicia – denn das war wirklich Alicia, es war ihr Gang, ihre Art, den Kopf zu halten – langsam die Tafel entlangschritt.
    »Meine Herren, etwas Interessantes ist im Gange«, sagte er.
    Alicia strauchelte, stürzte fast. Sorge überkam ihn. Die Art, wie sie die Hand auf ihre Seite presste, ihr bleiches Gesicht, ihr gebrochener Blick – sie war verletzt!
    »Alicia!« Verdammt sei seine nutzlose Stimme! »Alicia!«
     
     
    Während Alicia die Tafel entlang zum Platz des Prinzregenten taumelte, fiel ihr Blick auf ihre Schwester, die wie eine Opfergabe für die Augen auf dem Tisch platziert war. Obst und andere Delikatessen verhüllten die delikatesten Teile ihre Anatomie, und die gefiederte Maske war ausladend genug, dass man sie miteinander verwechseln konnte, wenn sie selbst nicht anwesend wäre.
    Alberta erblickte sie. Ihre grünen Augen weiteten sich hinter den kunstvoll mit Federn besetzten Augenlöchern ihrer Maske. Alberta schlug sich eine Hand vor den Mund und brachte damit einige der wichtigeren Weintrauben, die ihre rechte Brust verhüllten, in Unordnung. »Oh!«
    Alicia bedachte ihre Schwester mit einem entschuldigenden Blick. Alberta verdiente den schlechten Ruf nicht, der ihr bald vorauseilen würde, aber was die Leute über einen dachten, wog leichter als ein Leben.
    Stantons Leben.
    Sie wankte, taumelte, ihr wurde schwarz vor Augen, und ihr Kopf fühlte sich leicht an, und es summte darin, als würde er in Kürze von einer Formation leuchtend gestreifter Bienen
von ihren Schultern getragen werden. Sie stützte sich mit einer Hand am Tisch ab und holte langsam Luft.
    Alberta schaute sie vor Sorge starr an. »Hier wird gleich die Hölle los sein, Bertie«, flüsterte sie. »Du solltest dir besser einen Platz unter dem Tisch suchen.« Sie schaute auf die Menge zarten enthüllten Fleisches und verzog noch einmal entschuldigend das Gesicht. »Und eine sehr große Serviette.«
    Ihre Schwester nahm die Hand vom Mund, um irgendetwas zu ihr zu sagen, aber Alicias Aufmerksamkeit richtete sich auf George, der aufgestanden war und mit erhobener Hand um Ruhe bat.
    Gleich würde das Spektakel beginnen.
    Alicia stieß sich vom Tisch ab und machte die letzten wenigen Schritte auf Beinen, die sie kaum mehr spürte. Hinter ihr hörte sie ein besorgtes Keuchen, als irgendjemandem der große Blutfleck auffiel, den ihre Hand auf dem schneeweißen Tischtuch hinterlassen hatte. »Tut mir leid«, murmelte Alicia. »Ich konnte noch nie wie eine Dame vom Tisch aufstehen.«
    Obwohl sie sich sicher war, dass sie in die richtige Richtung unterwegs war, wurde George vor ihren Augen immer kleiner.
    Sie schüttelte heftig den Kopf. Der Prinzregent würde in Kürze das Zeichen zum Beginn des Feuerwerks geben. Wenn die erste Rakete erst einmal losgegangen war, würde man es nicht mehr aufhalten können, bis alle Raketen in die Luft gegangen waren und nichts zurückbleiben würde als Asche.
    Und vier verkohlte Leichen.
    Stanton.
    Sie erreichte die Mitte der langen Tafel im selben Augenblick,
in dem George die Hand hob und den Feuerwerkern ein Zeichen gab.
    »Nein!«
    Das aufgeregte Gemurmel versiegte in eben diesem Moment, und Alicias Stimme erklang laut über den Rasen. Einer der Königlichen Leibwächter trat vor, aber George winkte ihn zurück. »Lasst sie.« Dann beugte er sich vor, um die Tafel hinunterzuschauen, wo Alberta wie ein Erntedankopfer für die Augen lag. »Ich kann es kaum erwarten, dass ich die Geschichte hierzu höre«, sagte George lächelnd, während er Alicia wieder anschaute. Oder vielmehr einen Punkt etwas unterhalb ihres Gesichtes.
    »Majestät – sie sitzen in der Falle. Sie sind da drin.«
    Er hörte ihr noch nicht einmal zu. Männer und ihre Brustfixiertheit! Alicia zitterte vor Schwäche, verblutete wahrscheinlich gerade und versuchte dabei, das Leben von vier Männern zu retten. Doch George war nichts davon bewusst, weil er auf ihren Busen stierte.
    Alicia beobachtete einigermaßen überrascht, wie sich ihre rechte Hand hob und dem Prinzregenten eine Ohrfeige versetzte. »Seid nicht so ein Baby!«, schimpfte sie mit überraschender Stärke. »Hört mir zu!«
    Die Menge war zutiefst schockiert. Es war mucksmäuschenstill. In diesem Augenblick hörte sie ihren Namen, schwach, heiser und aus weiter Ferne.
    Stanton.
    Auch George hörte es, so wie alle Gäste. Alle Blicke richteten sich auf das Schlösschen. Die beiden Männer, die
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