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Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1

Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1

Titel: Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
Autoren: Natalie Nimou
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sind. Ich bin halt eine treue Seele. Und obendrein fast schon harmoniesüchtig. Also sage ich nichts zu Mamas Gerede, obwohl Clément meint, dass ich mich viel häufiger wehren sollte. Allerdings hat meine Mutter ziemlich oft recht und ich bin nicht der Mensch, der nur aus Prinzip stur bleibt, oder weil er sich auf Teufel komm raus gegen seine Mutter behaupten muss. So etwas halte ich für armselig. Andere Mütter sind entweder Glucken oder Einmischerinnen. Meine ist lediglich etwas speziell, jede Medaille hat halt zwei Seiten. Auch wenn man mit einer Mutter gesegnet ist, die richtig was auf dem Kasten hat und ziemlich viel Kohle macht, muss man Abstriche machen. Die Vorteile überwiegen. Jedenfalls meiner Meinung nach. Also bleibe ich gelassen. Momentan mache ich mir ohnehin größere Sorgen um Clément, worüber ich aber ebenfalls nicht mit Mama reden will.
    „Was steht denn heute Interessantes in der Zeitung?“ , gehe ich darum auf ihre Bemerkung ein. Obwohl eigentlich ich diejenige bin, die neugierig gucken sollte, scheint meine Mutter auf glühenden Kohlen zu sitzen, wenngleich sie sich viel Mühe gibt, dies zu verbergen. Aber ich kenne sie. Während ich auf dem Handy nachsehe, ob Clément sich inzwischen gemeldet hat, beobachte ich sie aus den Augenwinkeln.
    „Angeblich hat der Louvre die Mona Lisa an einen Scheich vermietet“, informiert sie mich über die Meldung des Tages.
    „Echt?“ , gebe ich mich interessiert. In Wirklichkeit ist es mir schnuppe, wo dieses winzige, bräunliche Bild herumhängt. Wenn sich jemand die Wohnung damit verschandeln will, bitte sehr. Ich bevorzuge romantische Blumenbilder, Aquarelle in leuchtenden Farben. Niemals würde ich mir das vergilbte Portrait einer anderen Frau an die Wand hängen. Wozu? Die Mona Lisa sieht vollkommen normal aus. Keine Ahnung, was der talentierte Leonardo an ihr gefunden hat. Vielleicht hatte sie einen tollen Charakter. Oder war gut im Bett.
    „ Der da Vinci im Louvre soll eine Fälschung sein“, fährt Mama fort.
    „ Aha. Dann stimmt es am Ende doch“, tue ich ihr den Gefallen und äußere mich zu dem Thema.
    Mama beobachtet mich lauernd.
    „ Dann hängt also doch eine Fälschung im Museum und wir wissen endlich, wo sich das Original befindet“, führe ich meinen Gesprächsbeitrag aus. Die Frage, ob die Mona Lisa im Louvre ein Original oder eine Fälschung ist, taucht seit Jahrzehnten mehr oder weniger regelmäßig in den Nachrichten auf. Das weiß sogar ich, obwohl ich die Zeitung meist nur durchblättere. Meine bevorzugte Lektüre sind Liebesromane aller Art und Modezeitschriften. Und natürlich Drehbücher. Krimis jagen mir Angst ein und Zeitungen finde ich zumeist langweilig. Außerdem sehe ich mir sowieso lieber Filme an. Filme sind für mich die moderne Ausgabe von Büchern.
    Mama streicht sich eine flachsblonde Haarsträhne, die sich aus ihrer Hochsteckfrisur gelöst hat, aus dem Gesicht und klemmt sie sich hinter das Ohr. In ihren Ohrläppchen befinden sich zwar Löcher, aber keine Ohrstecker, obwohl sie davon genügend hat. Oma hat ihr früher ständig welche zum Geburtstag geschenkt, aber Mama behauptet, sie würden jucken. „Dir scheint das Thema egal zu sein.“
    „Ich habe mich schon immer gefragt, was das ganze Theater um die Mona Lisa soll. Das Bild ist so klein , die Farben so blass. Und dann hängt es auch noch hinter Glas. Den genialen Pinselstrich kann man sowieso nicht erkennen. Da können sie gleich ein Poster aufhängen. Möglichst so groß, dass es auch die Touristen sehen können, die vor lauter Menschenmassen nicht bis zum Bild vordringen.“
    „ Wer hat dich nur erzogen, Jade?“ Mama gähnt. Dann guckt sie wieder zum Fenster hinaus. Damit ist unser Gespräch beendet. Mir soll es recht sein.
    Ich sehe mich um. Wir sind die einzigen Fahrgäste im Wagon und ich kann keine Sekunde länger auf meinen vier Buchstaben sitzen. Darum stehe ich auf und spaziere auf dem Mittelgang auf und ab, während Mama immer wieder die Augen zufallen. Als die Bahn eine Stunde später in Paris in den Gare de l’Est einfährt, brennen mir außer dem Hintern auch noch die Füße und ich bereue schon jetzt bitterlich, dass ich mein Clément-Verführungs-Outfit anbehalten habe. Jeans, Rollkragenpullover und flache Schuhe wären bedeutend angebrachter als Strapse, High Heels und meine pinkfarbene Pelle.
    Insgeheim hoffe ich, dass Mama ein Taxi nimmt, aber sie steuert schnurstracks auf den Metro-Zugang zu. Ich will nicht unverschämt sein und
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