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Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1

Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1

Titel: Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
Autoren: Natalie Nimou
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Daran, dass etwas schief gehen könnte, will er gar nicht erst denken.

Kapitel 3
    Wir sitzen in der für heute letzten Bahn nach Paris und mir geht es mies. Wegen Clément und – wegen Clément. Es ist eine ganz normale Regionalbahn, kein ICE oder so, und mein Hintern tut so fürchterlich weh auf dem harten Schalensitz, dass ich überlege, ob ich die restliche Fahrt im Stehen verbringe. Außerdem mussten wir schon mit Mamas Jeep bis zum Bahnhof nach Meaux fahren. Meaux ist der nächst größere Ort; durch unser kleines Monthomé fährt nämlich außer Cléments Kastenwagen, Pierres Postfahrrad und ein paar Traktoren nichts.
    Zu allem Überfluss plagt mich auch noch ein schlechtes Gewissen, weil Mama mich nach Paris einlädt und ich ihr mit einem Gesicht wie drei Tage Regenwetter gegenübersitze. Das muss ich irgendwie geradebiegen.
„Ich fühle mich nicht wohl dabei“, sage ich darum, „wenn du so viel Geld für mich ausgibst. Ich komme mir unverschämt vor, wie ein verzogenes Gör, das seine reichen Eltern ausnutzt, während es irgendwelchen Träumen nachjagt. Sobald ich einen Käufer für mein Drehbuch gefunden habe, revanchiere ich mich.“
Ich hoffe, meine Mutter glaubt mir, denn ich meine es wirklich ernst. Ihren kleinen Einbruch in mein Schlafzimmer habe ich ihr längst verziehen. Im Gegensatz zu Mama bin ich kein bisschen nachtragend. In Zukunft werde ich sie wirklich warnen, selbst auf die Gefahr hin, dass sie mich hochkant aus ihrem Turmzimmer wirft, weil ich sie gerade mitten in einem Gedankengang störe.
    „ Mach‘ dir keinen Kopf, Jade“, murmelt Mama. „Alles wird gut. Du musst endlich selbst an dich glauben. Vor allem musst du das Drehbuch erstmal zu Ende schreiben. Du hast Talent. Es wäre eine Verschwendung, wenn du zum Beispiel in einem Büro versauern würdest. Oder, noch schlimmer, in Cléments Gärtnerei. Außerdem habe ich, bis auf die paar Kröten für die Fahrkarte, noch keinen Cent für dich ausgegeben. Und mach‘ dir nicht immer so viele Gedanken um Geld. Ich bin ja froh, dass du mich begleitest.“
    Obwohl meine Mutter soeben ungefähr ihr halbes Jahrespensum an gesprochenen Worten von sich gegeben hat, wirkt sie abwesend. Sie sitzt mir gegenüber und sieht schon die ganze Zeit durch das verdreckte Fenster nach draußen, obwohl es stockdunkel ist. Sie denkt nach, was ihr eine ganz besonders schöne Ausstrahlung verleiht. Mama ist 42, was sie nicht mal zu verbergen versucht, aber sie sieht unglaublich gut aus. Sie ist eine dieser Blondinen, die in der Sonne schnell braun werden, mit dichten, dunklen Wimpern und eher dunklen Augenbrauen. Hätte sie mich nicht geboren, und wäre Cathérine Deneuve nicht längst berühmt gewesen, hätte Mama La Deneuve werden können. Sie wollte Schauspielerin werden, aber ich bin dazwischen gekommen, und sie hat sich lieber um mich gekümmert und blutrünstige Krimis geschrieben, um uns beide durchzubringen, was ich ihr verdammt hoch anrechne. Zumal sie mir diese Geschichte nicht mal selbst erzählt hat, sondern Oma.
    Plötzlich scheint Mutter hellwach zu sein. Sie wendet mir ihr schönes Gesicht zu. „Hast du mitbekommen, was heute in der Zeitung steht?“
    Ich schüttele den Kopf. Ich habe ja nicht mal mitbekommen, dass der Bote die Zeitung gebracht hat. Geschweige denn, dass Mama sich aus ihrem Türmchen heraus bewegt hat. Wie es aussieht, ist sie sogar bis zum Briefkasten gekommen. Und der befindet sich an der Mauer, die unser Grundstück umgibt. Für Mama, diese Stubenhockerin, fällt dieses Gebiet eigentlich in die Kategorie Ausland.
    „Du solltest mehr lesen“, knurrt sie, „dann könntest du auf Erfahrungen wie die mit deinem Gärtner verzichten. Herumvögeln kannst du auch mit anderen. Und glaube ja nicht, dass man dafür bei uns im Dorf bleiben muss. Ganz im Gegenteil.“
    Also diese Schwenks von der Zeitung zu meinem Liebesleben ... Ich habe absolut keine Lust auf einen von Mamas Vorträgen über die richtige Auswahl und den richtigen Umgang mit Männern. Ganz davon abgesehen, ist Mama nicht gerade ein leuchtendes Vorbild in dieser Hinsicht. Mich hat sie im zarten Alter von 18 in die Welt gesetzt. Über meinen Vater ist nur so viel bekannt: Er war schneller wieder verschwunden, als er in Monthomé aufgetaucht ist. Es geht Mama also schlicht und ergreifend nichts an, mit wem ich wie herumvögele. Wobei von Herumvögeln ja nun wirklich nicht die Rede sein kann. Immerhin sind Clément und ich ein Paar, seit wir in die Pubertät gekommen
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