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Geburtstag in Florenz

Geburtstag in Florenz

Titel: Geburtstag in Florenz
Autoren: Magdalen Nabb
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auswendig und hat sie beide so geliebt. Denken Sie nur, wie sie gelitten haben muß und wie lange, bevor er sie zwang, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Mein Gott, wie konnte er ihr das bloß antun! Und Sie können ihn nicht mal jetzt verhaften?«
    »Noch nicht. Wir wollen nichts unternehmen, bis das Mädchen fort ist, damit es so aussieht, als wäre ihre Aussage für uns nicht von Interesse gewesen. Und dann heißt es warten.«
    »Aber worauf?«
    In gewissem Sinne war es die alte Geschichte. Als es erst einmal passiert war, hätte der Maresciallo sagen können, er habe von Anfang an gewußt, worauf er wartete. In der Zwischenzeit dachte er gar nicht viel darüber nach, jedenfalls nicht bewußt. Ja, er war nicht einmal mit zu dem Pathologen gegangen, der mit den Fingern geschnippt und begeistert ausgerufen hatte: »Brillant! Und für mich eine Premiere!« Worauf er freilich nüchtern hinzufügte: »Ich würd’s nicht zu sehr in der Presse breittreten. Wär ein etwas zu billiger Trost, finden Sie nicht?«
    Dies wurde dem Maresciallo von Staatsanwalt Fusarri rapportiert, der ihn in sein verrauchtes Büro bestellt hatte.
    »Und nun verraten Sie mir, was Sie vorhaben!«
    »Ich lasse ihn nur beschatten.«
    »Offen oder verdeckt?«
    »Was? … Das ist eigentlich ganz gleich …«
    Fusarri klemmte seinen Zigarillo in den linken Mundwinkel, lehnte sich zurück und griff zum Telefon.
    »Wie viele Männer brauchen Sie?«
    »Zwei würden reichen, falls der Capitano einen Wagen erübrigen kann. – Aber ich möchte Fara dabeihaben.«
    »Fara?«
    »Das ist …« Der Maresciallo hatte die Geistesgegenwart, nicht ›mein Chauffeur‹ zu sagen, »… einer von meinen Männern. Er hat den Fall von Anfang an protokolliert …«
    Das stimmte wirklich. Der Maresciallo war erstaunt gewesen über den Umfang von Faras Notizen. Und Fara hatte, unter heftigem Erröten, erklärt, daß Lorenzini ihm den Rat gegeben habe, er solle die Augen offenhalten und versuchen, etwas dazuzulernen.
    »Fara kennt die Lokale, die Forbes frequentiert, seine Gewohnheiten, die Leute, mit denen er verkehrt. Er wird uns eine große Hilfe sein.«
    Damit verabschiedete sich der Maresciallo und ging ruhig wieder seinen Tagesgeschäften nach. Und man hätte ihn schon so gut kennen müssen wie der Brigadiere Lorenzini, um zu wissen, daß Julian Forbes’ Chancen, ihm jetzt noch zu entkommen, nicht schlechter standen, als wenn Guarnaccia ihm bereits Handschellen angelegt hätte.
    Fünf Tage vergingen. Dann rief Fara ihn kurz nach sechs Uhr morgens an.
    Obwohl er gleich beim ersten Klingeln nach dem Hörer griff, saß Teresa im nächsten Augenblick hellwach neben ihm im Bett.
    »Salva! Was ist los?«
    »Nichts. Man braucht mich unten im Büro.«
    »Um diese Zeit?«
    »Schon gut, schlaf nur weiter. Die Jungs haben jemanden verhaftet.«
    »Und warum haben sie ihn nicht nach Borgo Ognissanti gebracht? Warum hierher? Salva?«
    Und das war auch die erste Frage, die der Maresciallo kurz darauf – im Flüsterton – vorbrachte. »Warum ist er hier? Ihr hättet ihn ins Präsidium bringen sollen!«
    »Da waren wir, aber beide Zellen sind belegt. Und er muß doch in Einzelhaft, oder? Was blieb uns also übrig?«
    Die beiden Männer des Capitanos waren mit Fara im Warteraum; einer schwenkte erleichtert seine Handschellen.
    »Brauchen Sie uns noch?«
    »Nein, nein … Sie können gehen.« Je weniger Mitwisser sie hatten, desto besser. Aber als die beiden zur Tür hinauswollten, stand Galli auf der Schwelle, die Hand schon an der Klingel.
    Bevor der Maresciallo protestieren konnte, sagte Fara: »Er hat uns geholfen. Er war im Il Caffè, und darum hab ich gesagt …«
    »Also gut … nein, der Fotograf bleibt draußen!«
    »Und dabei hab ich ihn extra aus dem Bett getrommelt.« Widerstrebend folgte der Fotograf Maestrangelos Männern die Treppe hinunter, und Galli trat ein. Fara schloß hinter ihm ab, und Galli streifte seinen Lodenmantel von den Schultern.
    »Ach, ich bin halb tot!« Nichtsdestoweniger war er so elegant wie eh und je und natürlich tipptopp frisiert.
    »Ist er bewußtlos?« Galli schlenderte zur Zellentür und lugte verstohlen hinein. »Gott, wie das stinkt! Hat er was gesagt?«
    Fara sah den Maresciallo unglücklich an, und der legte Galli eine schwere Hand auf die Schulter und nahm ihn beiseite.
    »Tun Sie mir einen Gefallen, ja? Gehen Sie nach Hause und bleiben Sie da, bis ich Sie rufe. Dann können Sie mitsamt Ihrem Fotografen wiederkommen.«
    »Aber
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