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Geburtstag in Florenz

Geburtstag in Florenz

Titel: Geburtstag in Florenz
Autoren: Magdalen Nabb
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Mutter. Beide haben Sie sehr, sehr lieb gehabt. Forbes erzählte Ihrer Mutter, was zwischen ihm und Ihnen vorgefallen war, sobald er seinen Vorteil erkannte und Sie loswerden wollte, um seine sichere Stellung nicht zu gefährden. Wenn Sie wissen möchten, wie furchtbar Ihre Mutter darunter gelitten hat, dann sprechen Sie mit einem Priester namens Father Jameson.«
    »Sie ist nie zur Kirche gegangen.«
    »Nein. Aber sie war verzweifelt, und es gab sonst niemanden, dem sie sich hätte anvertrauen können, verstehen Sie? Sie hat sich geschämt.«
    »Für mich?«
    »Vielleicht. Ich glaube allerdings eher für sich selbst und für die Einsicht, daß ausgerechnet die beiden Menschen, die sie geradezu vergöttert hat, sie gehaßt und zum Narren gemacht haben. Wie dem auch sei, sie hat niemandem davon erzählt außer diesem Priester und hat so dafür gesorgt, daß Ihr guter Ruf gewahrt blieb.«
    »Was nützt das jetzt noch? Wo Sie Bescheid wissen?«
    »Stimmt, ich weiß es. Aber es gibt keinen Grund, warum es noch jemand erfahren sollte. Forbes tötete Ihre Mutter, weil sie ihn verlassen wollte. Ihre Anwälte werden das bestätigen, denn sie hatte wegen der Trennung bereits einen Termin mit ihnen vereinbart. Allerdings ohne Angabe von Gründen. Es braucht also außer uns niemand etwas zu erfahren.«
    »Und was ist, wenn er redet?« Sie fuhr sich mit der Hand über das tränennasse Gesicht und nahm diesmal das angebotene weiße Taschentuch.
    »Das kann er sich nicht leisten. Es würde die Anklagepunkte gegen ihn verdoppeln, seine Verurteilung garantieren und ihm eine sehr viel höhere Strafe einbringen. Nein, er wird nicht reden.«
    Sie saß einen Moment schweigend da, putzte sich die Nase und strich die Haarsträhnen zurück, die an ihrem nassen Gesicht klebten. Dann sah sie ihm zum ersten Mal in die Augen.
    »Wenn das alles so klar ist, warum haben Sie ihn dann noch nicht verhaftet?«
    »Aus einem ganz einfachen Grund«, sagte der Maresciallo.
    »Ich weiß nicht, wie er es gemacht hat.«
    »Ach, nein?« Das Mädchen lachte bitter und angeekelt.
    »Aber ich weiß es, besser als jeder andere! Und er weiß, daß ich es weiß, aber selbst als ich’s ihm ins Gesicht gesagt hab, wollte er mich immer noch nicht. Ist es wirklich wahr – das, was Sie über ihn und Mutters Freundinnen gesagt haben?«
    »Ja, es ist wahr.«
    »Er ist auf mich losgegangen, als ich damit drohte, ihn anzuzeigen.«
    »Wir werden dafür sorgen, daß Sie Personenschutz bekommen.«
    »Er hat mich nie geliebt, oder?«
    »Nein.«
    Da erzählte sie es ihm.
    »Ich möchte es Katy nicht sagen«, erklärte Mary Mancini.
    »Nein.« Der Maresciallo nickte verständnisvoll. »Sagen Sie’s weder ihr noch sonst jemandem. Wir haben ohnehin nicht vor, es vor Gericht zu verwenden. Für ihn ginge es zwar schlimmer aus, wenn wir’s täten, aber mit Rücksicht auf das Mädchen …«
    »Ja. Jenny ist schon genug Schaden zugefügt worden. Wir sollten womöglich denken, sie ist jung und wird darüber hinwegkommen, aber ich weiß nicht …«
    Der Maresciallo, der in Gedanken bei dem Mandelbäumchen war, wußte es auch nicht.
    Sie saßen wieder in Marys sonnenheller Küche. Katy hatte Jenny in ihr Zimmer geführt und wollte ihr beim Auspacken helfen.
    »Die Mädchen sollten nach England zurück, sobald Sie’s einrichten können.«
    »Kein Problem. Ihre Abreise war ohnehin für morgen geplant, sie haben schon die Fahrkarten. Übermorgen beginnen die Vorlesungen wieder.«
    »Glauben Sie wirklich, daß sie drüben sicher ist?«
    »Aber natürlich! Jenny kann zu meiner Mutter ziehen. Die wohnt in einem winzig kleinen Seebad, und Forbes weiß nichts von ihr. Katy könnte sie an den Wochenenden besuchen … O mein Gott!« Mary verstummte und sah hinaus auf die mächtige Krone des immergrünen Baumes, dessen Äste sich jetzt still und friedlich der Wintersonne entgegenreckten.
    »Wissen Sie, als Sie’s mir gesagt haben, das mit Julian und Jenny – nein, eigentlich schon, als Sie eben erst davon anfangen wollten … – also da war mir, als ob ich’s insgeheim längst gewußt hätte. Schon die ganze Zeit. Es war ja auch die einzig mögliche Erklärung für alles, nicht? Aber mir fehlte der Mut oder die Aufrichtigkeit oder was immer nötig gewesen wäre, um den Gedanken zuzulassen.«
    »Ich glaube, mir ging’s genauso. Ich hätte mich der Wahrheit schon viel früher stellen müssen.«
    »Aber denken Sie doch bloß an Celia … Sie hat damit gelebt! Sie kannte die beiden in- und
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