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Geburtstag in Florenz

Geburtstag in Florenz

Titel: Geburtstag in Florenz
Autoren: Magdalen Nabb
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gekostet, was wir für die beiden ausgegeben haben, weil wir nämlich im Militärskiklub gewohnt hätten, aber man kommt sich ja vor, als ob man gegen die Wand redet …«
    Die Nachrichten auf dem zweiten Kanal waren zu Ende, und der Maresciallo schaltete um aufs erste Programm.
    »Mir wär’s ja egal, wenn du wenigstens einen handfesten Gegengrund anführen könntest!«
    Da hatte sie wieder recht, der Maresciallo wartete nur selten mit Argumenten auf. Entweder packte er eine Sache an, oder er blieb untätig. Und für die Berge hatte er nichts übrig.
    »Allmächtiger!« Mit diesem Finale schwappte der Inhalt des Topfes ins Sieb, und der Maresciallo, der es gehört hatte, stand auf.
    Einen Moment blieb er noch stehen und sah zu, wie zwei weitere Politiker in Handschellen abgeführt wurden, dann schaltete er das Fernsehgerät aus.
    »Das Land wird von Banditen regiert«, verkündete er, als er wieder in der Küche erschien.
    »Geh mir aus dem Weg! Immer, wenn ich koche, mußt du dich wie eine Straßensperre in der Küche aufpflanzen … Hab ich das Brot rausgestellt? Nein … Salva, ich muß an den Schrank …« Ihre Nörgelei war rhetorisch, und Teresa brachte sie auch ganz mechanisch vor, denn in fünfzehn Ehejahren hatte sie die Hoffnung aufgegeben, ihm abzugewöhnen, daß er wie ein gestrandeter Wal immer da auftauchte, wo was los war. Die übrige Familie mußte sich wohl oder übel um ihn herumschlängeln wie um ein sperriges Möbelstück.
    Als sie endlich bei Tisch saßen, betrachtete sie ihn aufmerksamer und sagte: »Du hast Hunger, das ist alles, was mit dir los ist.«
    »Ich hab den ganzen Vormittag verplempert, das ist los.«
    »Was? Weil du ins Gericht mußtest?«
    »Weil ich stundenlang dort rumgesessen habe, und als ich endlich drankam, hat die Verteidigung plötzlich Vertagung beantragt. Wegen irgendeines Problems mit der Aussage des Kindes. Es muß erst geklärt werden, ob es vertretbar ist, die Kleine gegen die eigene Mutter aussagen zu lassen.«
    »Na, das wundert mich nicht. Auch wenn ich natürlich nur das weiß, was in den Zeitungen steht …« Wieder so ein rhetorischer Vorwurf. Er erzählte ihr nie etwas, behauptete sie jedenfalls. »Trotzdem finde ich, das Kind hat schon genug durchgemacht, auch ohne daß man es noch vor Gericht zerrt, damit es vor lauter fremden Leuten peinliche Fragen beantwortet. Stell dir das doch bloß mal vor …«
    Der Maresciallo, der sich in den letzten paar Tagen nichts anderes vorgestellt hatte, sagte verärgert: »Ganz ohne einen Tropfen Öl kann ich das nicht essen – pappt doch alles zusammen!«
    Teresa tröpfelte ihm ein klein wenig Öl auf die Pasta und streute einen Teelöffel geriebenen Käse darüber. »Du machst dir doch nicht immer noch Sorgen wegen dieser neuen Verordnung, oder? Vergiß nicht, Salva, da müssen sich alle dran gewöhnen. Bestimmt fällt es den Richtern und Anwälten auch nicht leicht.«
    »Richter und Anwälte haben studiert. Außerdem bin ich zu alt.«
    »Was heißt hier zu alt?«
    »Zu alt zum Umlernen, meine ich. So was ist gut und schön, wenn einer zwanzig ist – was nicht heißen soll, daß es mir damals leichtgefallen wäre …« Er schielte finster nach dem Glas Wasser, das hätte Wein sein sollen.
    »Na komm, gib den Teller her – die Pasta ist doch inzwischen eiskalt. Hier, nimm dir Salat. Im übrigen ist es ja nicht so, als ob du noch nie bei einer Verhandlung ausgesagt hättest.«
    »Pah! Früher hieß das, Namen und Rang zu Protokoll geben, die Angaben meines schriftlichen Berichts bestätigen, danke schön und auf Wiedersehen.«
    »Um Himmels willen, Salva, man könnte ja glauben, du stündest selber unter Anklage. Dabei hast du doch gar keinen Grund, dich vor einem Kreuzverhör zu fürchten.«
    »Was verstehst du schon von Kreuzverhören?«
    »Ich gucke Perry Mason, im Gegensatz zu dir – du schläfst immer dabei ein.«
    »Pah!«
    Sie begann den Tisch abzuräumen. »Ich setze gleich einen Espresso auf. Nimm dir noch eine Birne, die sind köstlich. Ach, jetzt regnet es schon wieder!« Sie knipste das Licht an und ließ die Kaffeekanne vollaufen.
    Langsam schälte er die Birne. Ob es sich lohnte, die Kopie seines Berichts heute abend noch einmal durchzugehen? Im Augenblick wußte er ja nicht einmal, wann man ihn wieder vorladen würde. Er hatte versucht, das Zeug auswendig zu lernen, besonders Daten, Uhrzeiten und so weiter. Er konnte sich leicht vorstellen, wie er steckenbleiben würde, wenn ein gewiefter Anwalt es darauf
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