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Galaxis Science Fiction Bd. 15

Galaxis Science Fiction Bd. 15

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 15
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Fairchild unbedingt vor den Terranern auf den Knien herumrutschen? Während er zuhörte, paffte Fairchild zuversichtlich aus seiner Pfeife. Sein feistes Gesicht strahlte vor Zufriedenheit mit seinem Werk. Augenscheinlich war er sich der bedenklichen Fadenscheinigkeit der konservierten Worte nicht bewußt. Curt kam der Gedanke, daß wohl keiner der Anwesenden – ihn selbst nicht ausgenommen – sich völlig klar war, an welch dünnem Faden ihre ganze Unabhängigkeitsbewegung hing. Jede Beschreibung ihrer Lage würde nur die jammernde und nörgelnde halbe Furcht widerspiegeln, die die Kolonien beherrschte.
    »Es ist eine alte Wahrheit«, fuhr der Stein in seinem Appell fort, »daß Freiheit der natürliche Zustand der Menschen ist. Die Knechtschaft eines Mannes oder einer Gruppe gegenüber einem anderen Mann oder einer anderen Gruppe ist ein Überbleibsel aus der Vergangenheit, ein gefährlicher Anachronismus. Alle Menschen müssen das Recht haben, sich selbst zu regieren.«
    »Seltsam zu hören, wie ein Stein das sagt«, bemerkte Julie halb nachdenklich, halb amüsiert. »Ein toter lebloser Steinklumpen.«
    »Man hat euch gesagt, daß die Unabhängigkeitsbewegung der kentaurischen Kolonien das Wohl eures Systems gefährden wird. Das ist nicht wahr. Der Lebensstandard der gesamten Menschheit wird steigen, wenn erst den kolonialen Planeten gestattet sein wird, sich selbst zu regieren und ihre eigenen Wirtschaftsmärkte zu finden. Die wirtschaftliche Herrschaft, die von der Erdregierung über Terraner ausgeübt wird, die außerhalb der Sol-Gruppe leben…«
    »Die Kinder werden ihn nach Hause bringen«, erklärte Fairchild, »und ihre Eltern werden ihn ihnen abnehmen.«
    DER Stein fuhr fort. »Die Kolonien haben ein besseres Schicksal verdient, als Terra nur mit Rohstoffen und billiger Arbeitskraft zu versorgen. Wir können nicht zulassen, daß ihre Bürger auf die Dauer als zweitklassige Mitglieder der terranischen Gemeinschaft behandelt werden. Die Kolonisten haben das gleiche Recht, auf die Gestaltung ihrer Gesellschaftsform Einfluß zu nehmen, wie die Menschen, die in der Sol-Gruppe verblieben. Aus diesem Grunde hat die Kolonialverwaltung die terranische Regierung in einer Eingabe gebeten, jene Bande zu lösen, die die Kolonisten bis jetzt daran gehindert haben, ihre natürliche Bestimmung zu verfolgen.«
    Curt und Julie tauschten miteinander einen vielsagenden Blick aus. Dieser blutleere akademische Vortrag lastete wie ein totes Gewicht auf den im Zimmer Versammelten. Hatte das der Mann geschrieben, den die Kolonien gewählt hatten, ihre Widerstandsbewegung anzuführen? Ein Pedant, ein verkalkter Bürokrat, und außerdem – Curt konnte den Gedanken nicht loswerden – ein Mann ohne Psi-Kräfte, ein Normaler.
    Daß Fairchild überhaupt mit Terra gebrochen hatte, war vermutlich einer lächerlichen Nebensächlichkeit zuzuschreiben, einer schlecht formulierten Anweisung in einer seiner Routine-Direktiven. Niemand, außer vielleicht dem telepathischen Korps, kannte jedoch seine wahren Motive und wußte, wie lange er sich von ihnen leiten lassen würde.
    »Was halten Sie davon?« fragte Fairchild, als der Stein seinen Monolog beendet hatte und wieder von vorne begann. »Millionen davon, die über die Sol-Gruppe herabregnen. Sie wissen ja, was die irdische Presse über uns behauptet. Gemeine Lügen – daß wir Sol erobern wollen, daß wir abscheuliche Invasoren aus dem Weltraum sind, Monster, Mutanten, Mißgeburten. Wir dürfen diese Propaganda nicht ohne Widerspruch hinnehmen.«
    »Nun«, sagte Julie, »ein Drittel von uns sind wirklich Mißgriffe der Natur. Warum sich also nicht mit der Tatsache abfinden? Ich weiß, daß auch mein Sohn dazu gehört.«
    Curt nahm Julies Arm. »Niemand nennt Tim einen Mißgriff der Natur. Nicht einmal du.«
    »Aber es ist die Wahrheit.« Sie befreite sich aus seinem Griff. »Wenn wir noch zum Sol-System gehören würden – wenn wir uns nicht losgesagt hätten –, dann befänden du und ich uns im Internierungslager und würden darauf warten… nun, ihr wißt ja.« Sie machte eine heftige Handbewegung in Tims Richtung. »Und einen Tim würde es nicht geben.«
    Aus einer Ecke des Raums kam die Stimme eines scharfgesichtigen Mannes. »Wir gehören aber nicht mehr zum Sol-System und würden auch nicht mehr dazu gehören. Wir hätten uns losgesagt, auch ohne fremde Hilfe. Fairchild hat damit gar nichts zu tun. Wir haben ihn mitgebracht. Das sollten wir nie vergessen.«
    Curt warf dem Mann
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