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Galaxis Science Fiction Bd. 15

Galaxis Science Fiction Bd. 15

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 15
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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erkennbare Handlungen.
    »Was ist denn nun schon wieder los?« fragte ihn sein Vater gereizt. »Genau das, was wir vor einer halben Stunde schon gesehen haben«, sagte seine Mutter, als der Achtjährige keine Antwort gab. »Ich wünschte, du würdest endlich erlauben, daß wir ihn vom Korps sondieren lassen.«
    »Ich traue dem Korps nicht so ganz. Und außerdem bleiben uns immer noch zwölf Jahre, um damit selber fertig zu werden. Wenn wir es bis dahin nicht geschafft haben…«
    »Später.« Sie beugte sich zu dem Knaben hinunter und befahl in etwas schroffem Ton: »Los, komm herein, Tim, und sag den Leuten guten Tag.«
    »Versuch ein bißchen deine Phantasie zu zügeln«, fügte sein Vater versöhnlicher hinzu. »Wenigstens heute abend, bis die Party zu Ende ist.«
    Tim schob sich wortlos durch den Tumult im Wohnzimmer. Er ging; leicht vornübergebeugt, mit auf die Seite geneigtem Kopf, ohne die Gäste eines Blickes zu würdigen. Keiner seiner Eltern folgte ihm; sie wurden von dem Gastgeber in Beschlag genommen und fanden sich bald inmitten einer Gruppe von Norm- und Psi-Klassern.
    In dem Durcheinander war der Knabe schnell vergessen. Er machte einen schnellen Rundgang durch das Zimmer, stellte zu seiner Befriedigung fest, daß es offenbar keinem der Anderen gelungen war, bis hierher vorzudringen, und stahl sich dann vorsichtig hinaus in einen Seitenkorridor. Ein mechanischer Diener öffnete ihm die Tür zu einem der Schlafzimmer, und er trat ein.
    DAS Schlafzimmer war leer; die Party hatte gerade erst begonnen. Die Stimmen und Geräusche hinter ihm liefen zu einem verwaschenen Fleck zusammen. Der leise Duft von Parfüm trieb durch den Raum, getragen von der künstlichen Luft, die durch weitverzweigte Versorgungsleitungen von der Zentrale in alle Gebäude gepumpt wurde. Er richtete sich auf und tat einen tiefen Atemzug. Der Geruch erinnerte an Blumen, Früchte und Gewürze – und noch etwas anderes.
    Er mußte fast bis zum Ende des Schlafzimmers gehen, bis er es isoliert hatte. Jetzt hatte er es gefunden – einen sauren Geruch wie von verdorbener Milch – die Warnung, die er erwartet hatte. Und es war in dem Schlafzimmer.
    Vorsichtig machte er einen der Wandschränke auf. Der mechanische Wähler versuchte, ihm ein paar Kleidungsstücke anzubieten, doch er achtete nicht weiter darauf. Jetzt, wo der Schrank offenstand, war der Geruch stärker geworden. Der Andere mußte sich ganz in der Nähe befinden, wenn nicht sogar darin.
    Unter dem Bett?
    Er kniete sich nieder und schaute darunter. Nichts. Er legte sich der Länge nach hin und spähte unter Fairchilds Metallschreibtisch. Hier war der Geruch noch deutlicher. Die Aufregung und Furcht in ihm wurde stärker. Er sprang auf und schob den Tisch von der glatten Plastikwand fort.
    In dem dunklen. Schattenbereich, dort, wo der Tisch gestanden hatte, fand er ihn.
    Es war natürlich ein Rechter. Er hatte bis jetzt nur ein einziges Mal einen Linken gesehen, und das auch nur für den Bruchteil einer Sekunde. Es war dem Anderen nicht gelungen, sich vollständig zu materialisieren. Trotzdem trat er fürsorglich ein paar Schritte zurück, weil er wußte, daß der Andere nur mit seiner Mithilfe weiter vordringen konnte. Der Andere beobachtete ihn gefaßt. Er sah, wie Tim vor ihm zurückwich, aber er konnte nichts dagegen tun. Er machte nicht einmal den Versuch einer Verständigung. Alle Versuche dieser Art waren bis jetzt immer fehlgeschlagen.
    TIM war in Sicherheit. Er blieb stehen und musterte den Anderen eingehend. Das war eine gute Gelegenheit, mehr über die Anderen in Erfahrung zu
     

     
    bringen. Sie waren beide durch eine räumliche Entfernung voneinander getrennt, die nur Bild und Geruch des Anderen zu überqueren vermochten. Es war also ungefährlich.Es war unmöglich, den Anderen zu identifizieren.
    Viele sahen einander so ähnlich, als wären sie genaue Nachbildungen eines Prototyps. Manchmal allerdings wich einer von ihnen auch grundlegend davon ab. War es möglich, daß verschiedene Formen ausprobiert wurden, daß immer neue Versuche angestellt wurden, den trennenden Raum zu überbrücken?
    War die Zahl der Anderen überhaupt begrenzt?
    Eine Weile starrte er so zu dem Anderen forschend hinüber, doch er erhielt keine Antwort auf seine Fragen. Dann machte er kehrt und ging zurück zu dem hektischen Treiben im Wohnzimmer, überall um ihn wimmelte und murmelte es von Menschen, farbigen Formen, warmen Gerüchen, die ihn mit ihrer Nähe zu überwältigen drohten. Es
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