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Galaxis Science Fiction Bd. 15

Galaxis Science Fiction Bd. 15

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 15
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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friedfertiger Mensch, versuchte sich einzumischen. »Sie haben immer noch zwölf Jahre. Es ist schließlich keine Schande, wenn Tim immer noch in der Norm-Klasse ist. Immerhin hat jeder von euch Psi-Leuten einmal so angefangen. Wenn er parapsychologische Kräfte mitbekommen hat, werden sie schon noch zum Vorschein kommen.«
    »Sie reden wie ein Seher, dem keine Grenzen gesetzt sind«, sagte Julie belustigt. »Woher wollen Sie denn wissen, daß sie noch zum Vorschein kommen werden?«
    Fairchilds behäbiges freundliches Gesicht verzog sich unter der Anstrengung, die richtige Antwort zu finden. Er tat Curt leid. Fairchild hatte zu viele Pflichten, denen er nachkommen mußte, zu viele Entscheidungen zu fällen, war für zu viele Menschenleben verantwortlich. Vor dem Bruch mit Terra war er Beamter der Erdregierung gewesen, ein Bürokrat, der seine Anweisungen von höherer Stelle bekam und mit dieser Regelung hoch zufrieden war. Jetzt hatte er niemand mehr, der ihm jeden Montagmorgen ein Inter-System-Memorandum zuschickte mit dem Arbeitsplan für die kommende Woche. Jetzt mußte er alles alleine schaffen.
    »Also zeigen Sie mal dieses Dings da in Ihrer Tasche«, sagte Curt. »Ich bin neugierig, wie es funktioniert.«
    Fairchild starrte ihn entgeistert an. »Wie, zum Teufel…«, aber dann erinnerte er sich. »Ach so, Sie haben es natürlich schon gesehen.« Er wühlte in den Taschen seiner Jacke. »Es sollte eigentlich eine Überraschung sein, aber mit euch zwei Sehern in der Nähe sind ja Überraschungen ausgeschlossen.«
    Die anderen Beamten drängten näher heran, als ihr Chef ein kleines Päckchen aufmachte und einen kleinen glitzernden Stein aus seiner Seidenpapierhülle befreite. Ein interessiertes Schweigen breitete sich im Raum aus, während Fairchild den Stein nahe vor seine kurzsichtigen Augen hielt und ihn so liebevoll betrachtete wie ein Juwelier ein kostbares Geschmeide.
    »Ein raffiniertes Ding«, mußte Curt zugeben.
    »Vielen Dank«, sagte Fairchild. »Sie müssen wohl jetzt jeden Tag auf Terra eintreffen. Das Glitzern soll Kinder und Angehörige der niedrigeren Klassen anziehen, die für solch einen Tand zu haben sind. Reichtum und so, Sie verstehen. Und Frauen natürlich. Die Leute sollen stehenbleiben und ihn aufheben in dem Glauben, es mit einem Diamanten zu tun zu haben. Ich glaube, jeder wird darauf hereinfallen, außer der Techniker-Klasse selbstverständlich. Warten Sie, ich zeige es Ihnen.«
    ER ließ seinen Blick über die still gewordenen Gäste in ihren farbenfreudigen Gesellschaftskleidern wandern. Mehr zur Seite stand mit schräg geneigtem Kopfe Tim. Fairchild zögerte und warf dann den Stein Tim vor die Füße. Der Stein rollte eine kurze Strecke über den Teppich und blieb dann liegen. Tim rührte sich nicht. Er starrte weiter mit geistesabwesendem Blick ins Leere. Er schien den glänzenden Gegenstand zu seinen Füßen überhaupt nicht bemerkt zu haben.
    Curt tat einen Schritt auf den Jungen zu. »Bei ihm müssen Sie schon mit etwas von der Größe eines Düsentransporters kommen«, sagte er entschuldigend. Er bückte sich und hob den Stein wieder auf. »Es ist nicht Ihre Schuld, daß Tim auf solch weltliche Dinge wie einen fünfzigkarätigen Diamanten nicht reagiert.«
    Fairchild schien enttäuscht, daß sein Experiment so offensichtlich mißlungen war. »Ich vergaß ganz.« Sein Gesicht hellte sich wieder auf. »Auf der Erde werden wir jedenfalls mehr Erfolg haben. Hören Sie sich mal an und sagen Sie mir, was Sie von unserem kleinen Vortrag halten. Ich war bei seiner Abfassung beteiligt.«
    CURT hielt den Stein in seiner Hand. Er fühlte sich kühl an. An seine Ohren schlug plötzlich ein leises Summen wie das einer Mücke, eine modulierte Kadenz, bei deren Aufklingen im ganzen Raum Stimmen zu murmeln begannen.
    »Meine Freunde«, sagte die in dem Stein konservierte Stimme, »die Ursachen des Konflikts zwischen Terra und den kentaurischen Kolonien wurden in der irdischen Presse bis jetzt nur entstellt wiedergegeben.«
    »Ist das wirklich nur für Kinder gedacht?« fragte Julie.
    »Vielleicht glaubt Fairchild, terranische Kinder sind ein bißchen gescheiter als unsere eigenen«, sagte ein Psi, während ein Raunen der Belustigung durch den Raum lief.
    Die blecherne Stimme fuhr fort, ihren Spruch herunterzuleiern. Es war ein Gemisch aus juristischen Argumenten, idealistischen Anschauungen und fast pathetisch klingenden Bitten. Gerade das letztere ging Curt auf die Nerven. Mußte denn
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