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Galaxis Science Fiction Bd. 15

Galaxis Science Fiction Bd. 15

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 15
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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einen feindseligen Blick zu. Reynolds, der Chef des telepathischen Korps, war wieder betrunken. Und wenn er betrunken war, verspritzte er nur zu gern seinen ätzenden Haß, mit dem er alle Normalen bedachte.
    »Möglich«, sagte Curt abweisend, »aber wir hätten es verdammt schwer gehabt.«
    »Sie und ich, wir wissen, was die Kolonie am Leben hält«, entgegnete ihm Reynolds. Sein gerötetes Gesicht war nur noch eine Grimasse aus Arroganz und Hohn. »Wie lange würden sich diese Bürokraten wohl über Wasser halten können, wenn sie nicht Big Noodle und Sally, euch zwei Seher, das Korps und die übrigen Psis zur Seite hätten? Machen Sie sich doch nichts vor! Wir haben diese juristischen Schaumschlägereien nicht nötig. Und wir werden auch nicht siegen auf Grund von frommen Bitten um Freiheit und Gleichheit. Wenn wir siegen, dann nur, weil es auf Terra keine Psi-Talente gibt.«
    DIE bis jetzt herzliche Atmosphäre im Raum kühlte sich merklich ab. Ein paar verärgerte Ausrufe kamen von den Gästen der Norm-Klasse.
    »Jetzt hören Sie mal«, sagte Fairchild. »Vergessen Sie nicht, Sie sind immer noch ein Mensch wie wir, auch wenn Sie Gedanken lesen können. Ein Talent zu haben, bedeutet noch lange nicht…«
    »Halten Sie mir, um Gottes willen, keine Vorträge«, unterbrach ihn Reynolds. »Ich habe nicht die Absicht, mir von einem Stumpfkopf sagen zu lassen, was ich bin und was ich tun soll.«
    »Sie gehen zu weit«, sagte Curt zu Reynolds. »Wenn Sie so weitermachen, werden Sie eines Tages noch eine Tracht Prügel herausfordern. Und wenn Fairchild dazu keine Lust hat, vielleicht verspüre ich sie.«
    »Sie und Ihr naseweises Korps«, knurrte ein Psi-Klassen-Wiedererwecker und packte Reynolds am Kragen. »Ihr denkt, ihr steht eine Stufe über uns allen, nur weil ihr eure Gedanken miteinander verschmelzen könnt. Ihr denkt…«
    »Nehmen Sie Ihre Hand da weg«, sagte Reynolds mit einer häßlichen Stimme. Ein Glas zersplitterte auf dem Boden, eine der Frauen schrie hysterisch auf. In einem anderen Teil des Zimmers wurden zwei Männer handgreiflich, ein dritter mischte sich ein, und im Nu brodelte ein wilder Tumult des Hasses.
    Fairchild schrie um Ruhe. »Um Gottes willen, wenn wir jetzt schon untereinander streiten, sind wir erledigt. Versteht ihr denn nicht – wir müssen zusammenhalten.«
    Es dauerte eine Weile, bis sich alle wieder beruhigt hatten. Reynolds drängte sich an Curt vorbei. Sein Gesicht war schneeweiß. Er knurrte mit unterdrückter Stimme, »Ich gehe.« Die anderen Telepathen stampften aufgebracht hinter ihm her.
    WÄHREND er und Julie langsam durch die bläuliche Dunkelheit nach Hause fuhren, mußte Curt immer wieder an einen Abschnitt aus Fairchilds Rede denken.
    »Man hat euch gesagt, daß ein Sieg der Kolonien über Terra einen Sieg der Psis über die normalen Menschen bedeutet. Das ist nicht wahr. Die Unabhängigkeitsbewegung wurde weder von den Psis auf der einen noch von den übrigen Kolonisten auf der anderen Seite ins Leben gerufen und wird auch nicht nur von einer dieser Gruppen verfochten. Die Revolution war eine spontane Reaktion, die die Kolonisten aller Klassen umschloß.«
    »Ich möchte wirklich wissen, ob das stimmt«, überlegte Curt laut. »Vielleicht täuscht sich Fairchild. Vielleicht wird er von Psis manipuliert, ohne davon eine Ahnung zu haben. Rein menschlich gesehen mag ich ihn, auch wenn sein Horizont etwas arg begrenzt ist.«
    »Ja, das ist er allerdings«, stimmte Julie ihm zu. Das glühende Ende ihrer Zigarette funkelte zornig durch das Dunkel im Wagen. Tim lag zusammengerollt auf dem Rücksitz und schlief. Die öde, felsige Landschaft von Proxima III lief vor dem kleinen Bodenfahrzeug her, eine von den Scheinwerfern nur schwach erhellte Fläche, fremd und feindselig. Vereinzelt waren Anzeichen menschlicher Betätigung zu sehen – Straßen und Gebäude, hier und da ein Silo zwischen den Feldern.
    »Ich traue Reynolds nicht«, fuhr Curt fort und war sich klar darüber, daß diese Worte die von ihnen vorgeschaute Szene zwischen ihnen eröffneten. »Reynolds ist gewissenlos und ehrgeizig. Was er will, das ist Prestige und Einfluß. Fairchild dagegen liegt hauptsächlich das Wohlergehen der Kolonie am Herzen. Er meint es wirklich ehrlich mit all dem Zeug, das er dem Stein diktiert hat.«
    »Dieses Gewäsch«, sagte Julie verächtlich. »Die Terraner werden sich schieflachen. Ich konnte es mir einfach nicht ruhig anhören, und Gott weiß, daß unser aller Leben vom
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