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Galaxis Science Fiction Bd. 15

Galaxis Science Fiction Bd. 15

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 15
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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ich ausgebildet werden – wo wir Psis unsere Erziehung bekommen.«
    II.
    LICHTER strahlten um sie auf. Vor ihnen verzweigte sich ein Gewirr von Korridoren wie ein Netz aus metallenen Adern.
    »Ich möchte, daß du auf ein paar Tage hier bleibst«, sagte Curt. »Kannst du es aushalten, wenn du deine Mutter eine Weile lang nicht siehst?«
    Tim gab keine Antwort. Er war in sein übliches Schweigen zurückgefallen, während er gehorsam neben seinem Vater hertrottete. Curt fragte sich wieder, wieso der Junge so verschlossen und in sich zurückgezogen sein konnte – wie der Augenschein bewies –, und doch wiederum auch so schrecklich wachsam. Tim schreckte nur vor dem Kontakt mit Menschen zurück. Davon abgesehen besaß er ein fast krankhaftes Interesse für die Außenwelt – besser, für eine bestimmte Außenwelt. Was auch immer in dieser Welt existierte, sie enthielt wohl keine Menschen, obwohl sie greifbare körperliche Objekte beherbergen mußte.
    Wie Curt schon vor einer halben Stunde gesehen hatte, riß sich der Junge plötzlich von ihm los und rannte einen Seitenkorridor hinunter. Curt blieb stehen und schaute ihm nach. Er sah, wie Tim vor einem Wandspind stehenblieb und aufgeregt an der Tür zerrte, um sie aufzubekommen.
    »Na ja«, sagte Curt ergeben. Er folgte dem Jungen und schloß den Spind mit Hilfe seines Paßschlüssels auf. »Da schau! Nichts drin.«
    Wie vollständig dem Jungen die seherische Gabe fehlte, das konnte er an dem Ausdruck der Erleichterung sehen, die sich auf seinem Gesicht ausbreitete. Curt tat bei diesem Anblick das Herz weh. Das kostbare Talent, das sowohl Julie wie er besaßen, hatte sich bei ihrem Sohn schon wieder verloren. Gleichgültig, was der Junge auch war, jedenfalls konnte er nicht in die Zukunft schauen.
    Es war schon lange nach Mitternacht, doch im Schulgebäude herrschte immer noch reger Betrieb. Curt warf ein paar Korpsangehörigen einen mürrischen Gruß hin, die es sich, umgeben von Bierflaschen und Aschenbechern, in der Bar bequem gemacht hatten.
    »Wo steckt Sally?« fragte er. »Ich möchte zu Big Noodle.«
    Einer der Telepathen zeigte müde mit einem Daumen hinter sich. »Irgendwo dahinten. Dort entlang. In der Kinderabteilung vermutlich. Sie wird schon schlafen, es ist spät.«
    Er musterte Curt träge, dessen Gedanken bei Julie waren. »Sie sollten sehen, daß Sie sie schnell loswerden. Sie ist auf alle Fälle viel zu mager und zu alt. Was Sie brauchen, ist ein strammes junges Ding…«
    Curt schleuderte ihm eine geballte Ladung Haß entgegen und vermerkte mit Befriedigung, wie das grinsende Gesicht des Telepathen erstarrte. Der andere Telepath schoß in die Höhe und schrie Curt etwas Unverständliches nach.
    »Ich möchte sagen, Sie sind hinter einem Mädchen von ungefähr zwanzig her«, sagte ein dritter Telepath, während er Curt in den Kinderflügel einließ. »Dunkles Haar – korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre –, dunkle Augen. Ich sehe das Bild deutlich vor mir. Vielleicht ist es ein ganz bestimmtes Mädchen? Lassen Sie mich mal sehen. Sie ist klein, ausgesprochen hübsch, und ihr Name ist…«
    Curt verfluchte die Bestimmungen, die von ihm verlangten, daß er seine Gedanken dem Korps zu entblößen hatte. Telepathen waren an allen strategisch wichtigen Punkten der Kolonien zu finden, besonders aber in der Psi-Schule und in den Büros der Kolonialregierung. Er packte Tims Handgelenk fester und riß ihn mit sich vorwärts.
    »Ihr Junge«, sagte der Telepath, als Tim an ihm vorüberkam, »fühlt sich wirklich komisch an. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich ein bißchen tiefer gehe?«
    »Halten Sie sich gefälligst aus ihm heraus«, sagte Curt brüsk und knallte die Tür hinter sich zu. Er wußte zwar, daß das an der Sache nichts änderte, aber es gab ihm nichtsdestoweniger ein Gefühl der Befriedigung, als die schwere Tür ins Schloß fiel. Er schob Tim einen Korridor entlang und dann in einen kleinen Raum. Tim versuchte sich ihm zu entziehen, seine Aufmerksamkeit wurde von einer Seitentür gefesselt. Curt riß ihn heftig zurück. »Dort ist nichts drin«, wies er ihn schroff zurecht.
    Tim zerrte immer noch schweigend, bis endlich Sally erschien. Sie hatte sich schnell einen Morgenmantel übergeworfen. Ihr Gesicht war vom Schlaf ganz aufgedunsen.
    »Hallo, Mr. Pursell«, begrüßte sie Curt. »Hallo, Tim.« Gähnend schaltete sie eine Stehlampe ein und ließ sich in einen Sessel sinken. »Was kann ich für Sie tun zu dieser so frühen
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