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Galaxis Science Fiction Bd. 10

Galaxis Science Fiction Bd. 10

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 10
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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es, seit ich es zum letzten Male gesehen hatte, ein wenig geschrumpft sein mochte, schaute es doch jetzt entwikkelter aus. Das trübe Rosa seiner faltigen Haut hatte sich vertieft. Es besaß Dutzende kurzer Fühlglieder, kaum dicker als ein Pferdehaar, mit deren Hilfe es sich herumbewegte. Zwei klare Augen glühten nebeneinander. Ihre Pupillen waren geschlitzt. Seine horizontal aufgehängten Kiefer öffneten und schlossen sich zwischen fleischigen Klappen. Durch den dünnen Kunststoff meines Sauerstoffhelms hörte ich ein quengelndes »chip-chip-chip«, das ähnlich klang wie das Quieken einer jungen Fledermaus.
    Das E.T.L. kroch durch den ganzen Käfig und wieder zurück zu der Schlammschale, die es eingeschlossen hatte. Es versuchte hinaufzuklettern, vielleicht um einen besseren Beobachtungspunkt zu bekommen. Aber es fiel herunter und rollte auf den Rücken. Die Bauchseite stand nach oben, seine Fühlglieder zuckten und bewegten sich unaufhörlich, während es vergeblich versuchte, sich wieder aufzurichten. Ich mußte an einen gestrandeten Taschenkrebs denken, der hilflos auf dem Rücken liegt. Aber Form und Bewegungen dieses Dinges waren noch viel unheimlicher.
    Nach einem Augenblick gab ich einer Regung nach, die zur Hälfte Pflichtgefühl, zur Hälfte Mitleid war. Ich gab dem kleinen Ding nun einen Schubs, daß es wieder auf den Bauch fiel. Ich war froh, daß sich dabei zwischen mir und ihm ein Handschuh befand. Dann tat ich dasselbe, was man auch bei einem kleinen Hund oder einem Kätzchen machen würde. Ich stellte einen Teller mit Fressen – auf chemischem Wege zubereitete Nahrung, die dem Inhalt der Konservenröhren entsprach, die wir in dem Wrack gefunden hatten – dem E.T.L. vor die Nase.
    Es fummelte täppisch an dem Zeug herum und – möglicherweise wegen der Schwerkraft, die zweiundeinhalbmal größer war als die, für die es geschaffen war – fiel fast kopfüber hinein. Aber es befreite sich wieder. Seine Mundklappen machten leckende Bewegungen, als es die Nahrung zu sich zu nehmen begann.
    Ich fühlte mich erleichtert. Das war kein allmächtiger Hexenmeister in unbekannter Gestalt. Das war einfach ein junges Tier.
    Über mein Helmradiophon – draußen vor dem Käfig hing ein Mikrophon, damit man sich mit mir unterhalten konnte, wenn ich drinnen war – hörte ich, wie Miller zu den Reportern sagte:
    »Der Nahrungstrieb. Sie haben ihn auch. Jetzt wissen wir es also…«
    ICH glaube, daß das E.T.L. von jener ersten Mahlzeit ein gehöriges Bauchgrimmen bekam, obwohl ich wie jeder einigermaßen erfahrene Tierhalter aufzupassen versuchte, daß es nicht zu viel aß. Es zuckte eine Weile, als ob es Schmerzen hätte. Und ich stand wie auf glühenden Kohlen. Denn woher sollte ich wissen, was ich ihm füttern sollte, damit es nicht zugrunde ging? Die ganze Arbeit beruhte auf Mutmaßungen, war ein Tasten im Dunkeln. Und es war nicht nur die Nahrung. Genauso mußten wir versuchen, Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit herauszufinden, bei denen sich das E.T.L. am wohlsten zu fühlen schien. Dazu kamen noch Experimente bezüglich Zusammensetzung und Intensität des Lichtes – unserer verstellbaren Höhensonnen – um hier herauszufinden, was dem E.T.L. am zuträglichsten schien.
    Es hatte den Anschein, als hätten wir damit Erfolg gehabt, oder das kleine Ungeheuer war einfach äußerst zähe. Es häutete sich mehrmals, wuchs und wurde immer tatendurstiger. Seine Größe nahm ständig zu. Und auch andere Dinge begannen, in diesem Käfig zu wachsen. Seltsame, lederharte, blaugrüne Pflanzen; flechtenartige Flecken, so trocken wie Staub; unsichtbare unirdische Bakterien – alle waren harmlos, meinem Schützling wahrscheinlich sogar zuträglich.
    Woher kam all das Zeug? Miller und Craig hatten den trockenen Schlamm der von dem E.T.L. abgeworfenen Schale unter dem Mikroskop untersucht. Sie hatten von jedem Fragment des Wracks, das nicht zu sehr unter dem Feuer gelitten hatte, den Staub abgekratzt und Kulturen angesetzt. Sie hielten Ausschau nach Sporen, Samen und Mikroben. Und es dauerte nicht lange, bis sie eine ansehnliche Liste außerirdischer biologischer Formen zusammengestellt hatten. Die häufigsten dieser Formen verpflanzten sie in den Käfig.
    Manchmal schlief ich sogar in dem Käfig – in meine Rüstung gekleidet. Das nennt man Hingabe an eine Aufgabe. In gewisser Weise war es, als ob ich auf einem Stückchen Mars leben würde. Und oft genug war es tödlich langweilig.
    Aber oft genug wieder sehr
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