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Galaxis Science Fiction Bd. 10

Galaxis Science Fiction Bd. 10

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 10
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Zündstoff darstellt, mit dem man eine Panik auslösen kann. Und eine solche Feigheit verärgerte mich.
    Auf der anderen Seite mußte ich Miller recht geben, der mir erklärt hatte: Wir tappen völlig im Dunkeln, Nolan. Es ist nicht ausgeschlossen, daß wir uns hier einer schnellen Reifezeit und einem ererbten Gedächnis gegenübersehen. Aber wir müssen Etl unbedingt weiter testen mit Spielsachen, psychologischen Aufgaben, mit Werkzeugen und Geräten seiner eigenen Rasse. Angenommen, er erinnert sich plötzlich an bestimmte Fähigkeiten seiner Vorfahren und konstruiert neue, gefährliche Apparaturen oder setzt alte wieder instand? Wenn sein Volk eine angeborene Feindseligkeit gegenüber allen anderen Lebensformen besitzt, dann müssen wir uns bemühen, das so früh wie möglich herauszufinden, nicht wahr? Nein, ich erwarte nicht wirklich, daß es zu ernsthaften Komplikationen kommt. Aber – für alle Fälle – wie?
    EIN Jahr verging, ohne daß es zu einem neuen Unglück kam – es sei denn, ich sollte an dieser Stelle erwähnen, daß Alice und ich heirateten. Aber das wirkte sich in keiner Weise ungünstig auf meine Arbeit aus. Im Gegenteil – es hob nur meine Moral. Wir hatten Glück und erhielten einen kleinen Bungalow geradewegs auf dem Laborgelände.
    Ansonsten hatten wir eine Menge Fortschritte erzielt. Einmal ließ ich Etl mit meiner Pistole spielen, die ich vorher natürlich entladen hatte. Er war ungeheuer interessiert. Die Spielzeugpistole, die ich dann zurückließ, als ich meine Waffe wieder an mich nahm, ließ ihn jedoch völlig kalt. Er fand auch heraus, wie er mit einfachen marsianischen Werkzeugen umgehen mußte, wobei er seine Greifglieder durch die Löcher in ihren Handgriffen fädelte. Kompliziertere Geräte derselben Herkunft schienen ihm jedoch größere Rätsel aufzugeben als uns. Wir ließen deshalb die Idee mit dem ererbten Gedächtnis wohl oder übel fallen.
    Etl liebte es, mit seinen schlanken Fühlgliedern herumzuwerken. Die Geschicklichkeit und Schnelligkeit, mit denen er lernte, aus den Teilen eines Baukastens die verschiedenartigsten Dinge zusammenzusetzen, schien darauf schließen zu lassen, daß seine Rasse schon ungezählte Jahrtausende derartiges getan haben mußte. Ich baute einen Turm oder eine Brücke und ließ ihn erst einmal zusehen. Dann versuchte er es selber, wobei er Schraubenzieher mit speziellen Handgriffen benutzte, die Klein für ihn hatte machen lassen.
    Natürlich probierten wir Dutzende von Intelligenztests mit ihm durch, meistens von der Art der Zusammensetzspiele, so zum Beispiel das Zusammenbauen eines Würfels oder einer Kugel aus willkürlich geformten Teilstücken. Es war schwierig, ihn auf einer der üblichen menschlichen Intelligenztabellen einzuordnen. Selbst für einen Menschen ist der Intelligenzquotient eine unsichere Sache. Es gibt zu viele Faktoren, die nicht so berücksichtigt werden können, wie es ihnen zukommt.
    Bei Etl war es noch viel mühsamer. Aber am Ende des ersten Jahres hatte Miller ihn auf 120 festgenagelt, wobei er ihn auf derselben Basis wie ein fünfjähriges Kind beurteilt hatte. Diese Zahl jagte vielen Leuten Angst ein, denn es schien auf eine Rasse von Superwesen hinzudeuten.
    Aber Miller hütete sich, voreilige Schlüsse zu ziehen. Er wies den Reportern gegenüber darauf hin, daß Etls Volk sehr schnell erwachsen zu werden schien; 120 war nur zwanzig Punkte über der Norm – nicht ungewöhnlich selbst unter Kindern, besonders jenen aus begabteren Familien. Etl schien ähnlicher Herkunft zu sein, sagte er, denn es lag auf der Hand, daß seine Eltern von der Art waren, die große Dinge tun. Schließlich hatten sie eine Pionierfahrt durch den Weltraum unternommen, nicht wahr?
    ETL konnte zirpen und quieken und seltsame tierische Laute ausstoßen. Die menschliche Sprache war jedoch für seine Sprachwerkzeuge zu kompliziert, obwohl ich wußte, daß er einfache Befehle verstand. Er besaß ein großes Trommelfell auf seiner Bauchseite – eine Art Ohr. Natürlich fragten wir uns, wie sich wohl seine Artgenossen miteinander verständigten. Die Art und Weise, mit der er mit einigen seiner Fühlglieder meine Finger ergriff, gab uns einen Anhaltspunkt. An ihren Enden entdeckten wir feine, nervenähnliche Fäden, und diese Entdeckung veranlaßte Miller, etwas zu tun, was gleichermaßen tapfer wie töricht war.
    Er ließ einen Chirurgen kommen, der einen Nerv in seinem Arm bloßlegen mußte. Es muß entsetzlich weh getan haben, aber er verzog
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