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Galaxis Science Fiction Bd. 10

Galaxis Science Fiction Bd. 10

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 10
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Integral – genau wie ich, als ich noch die Schulbank drückte.
    Etl konnte die äußerlichen Gedanken und Gefühle der Menschen zumindest nachahmen. Manche Dinge, die er zu mir sagte, waren dafür charakteristisch, obgleich sie aus einer offensichtlichen Verdrossenheit heraus gesagt wurden, die genauso gut Mordgedanken enthalten konnten.
    »Du bist mein Freund, Nolan. So eine Art Onkel. Ich möchte nicht Vater sagen – das würdest du nicht mögen.«
    Nette, verlegenmachende Gefühlsduselei – an der Oberfläche. Vielleicht war es nur kalt berechnende Tarnung – ein scharfer Verstand, der von Beobachtungen meines Benehmens meinen Kindern und Kameraden gegenüber auf die Art der Menschen schloß und jetzt etwas zurechtzumachen versuchte, was so ähnlich klang, ohne es zu sein. Doch irgendwie glaubte ich doch, daß Etl es ehrlich meinte.
    Fast von Anfang an hatten wir natürlich im Käfig Photos und Zeichnungen vom Mars aufgehängt, damit Etl sie betrachten konnte.
    Hunderte von Malen sagte ich ihm Dinge wie dieses: »Es ist eine neunundneunzigprozentige Wahrscheinlichkeit, daß deine Rasse auf dieser Welt lebt, Etl. Bevor das Schiff, das dich hierher brachte, abstürzte, wußten wir nicht einmal, daß sie bewohnt war, und viel schlauer sind wir auch jetzt noch nicht. Ich nehme an, du wirst vielleicht dahin zurückkehren wollen. Vielleicht kannst du uns helfen, mit den Bewohnern Verbindung aufzunehmen und freundschaftliche Beziehungen anzuknüpfen – falls es überhaupt eine Möglichkeit gibt, dorthin zu gelangen.«
    Während dieser fünf Jahre kam unseres Wissens kein weiteres Marsschiff zur Erde. Ich nehme an, auch die Marsianer waren sich nicht im unklaren, wie außerordentlich schwierig es sein würde, freundschaftliche Bande zwischen den Bewohnern zweier Welten zu knüpfen, die durch eine solch weite Kluft getrennt wurden. Nicht nur Unterschiede der äußeren Erscheinungsform standen zwischen uns – und folglich auch unterschiedliche Konzeptionen der Ästhetik –, keine einzige unserer beiderseitigen Sitten und Gebräuche würde die gleiche sein. Wir konnten nicht einmal verschwommen ahnen, wie die Marszivilisation wohl aussehen würde.
    IM dritten Lebensjahr Etls kam es zu einem Ereignis, für das im Grunde Etls Gegenwart auf der Erde verantwortlich war. Sein Dasein hatte auf weiter Basis das Interesse an der Raumfahrt geweckt, und so konnte endlich die menschliche Trägheit besiegt werden, die bis jetzt dem langjährigen Wissen, daß solche Dinge möglich waren, entgegengewirkt hatte. Ein Wasserstoffkernverschmelzungsmotor wurde in eine Rakete eingebaut, die dann zum Mond geschossen wurde.
    Miller war mit von der Partie – nach außen hin, um beim Bau der ersten Mondstation zu helfen, in Wirklichkeit aber, um Erfahrung für eine weit längere Reise zu sammeln.
    Manchmal wünschte ich mir, ich hätte auch mitfahren dürfen, aber schließlich waren die Rätsel um Etls Herkunft viel interessanter als die toten und luftleeren Krater und Ebenen der Mondoberfläche.
    Noch bevor Miller und die anderen Mondreisenden zurückkamen, wurde in den Stahlwerken Detroits auf vollen Touren gearbeitet, um die Teile für eine bessere, größere und weitreichendere Rakete herzustellen, die dann in White Sands zusammengebaut werden sollte.
    Als Miller wieder da war, wurde er von dieser Arbeit viel zu sehr in Anspruch genommen, um uns viel über den Mond verraten zu können. Die nächsten zweiundeinhalb Jahre verbrachte er zum größten Teil drunten in White Sands.
    Aber während der ersten unserer jetzt unregelmäßigen Zusammenkünfte sagte er zu Craig und Klein und mir: »Wenn ich zum Mars fliege, dann möchte ich euch gern als Mannschaft an Bord haben. Ich brauche Männer, mit denen ich schon zusammengearbeitet habe, mit denen ich eingespielt bin, die die Probleme kennen, denen wir uns gegenübersehen werden. Die Sache ist nur, um an dieser Expedition teilzunehmen, muß man zur Hälfte ein Narr sein.«
    Klein schmunzelte: »Den Vorwurf nehme ich gerne auf mich.«
    Ich nickte nur wortlos. Es wäre mir nicht im Traum eingefallen, jetzt einen Rückzieher zu machen.
    Craig packte Millers Hand und schüttelte sie.
    Miller gab Etl Gelegenheit, nein zu sagen. »Du kannst auf der Erde bleiben, wenn du willst, Etl.«
    Aber er bekam zur Antwort: »Ich habe mein ganzes Leben mit der Idee zugebracht, einmal zu fahren. Danke, Miller.«
    MILLER weihte uns in seine Pläne ein. Er, Klein, Craig und ich mußten dann eine Menge
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