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Galaxis Science Fiction Bd. 10

Galaxis Science Fiction Bd. 10

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 10
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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psychologischer Tests über uns ergehen lassen – verzwickte Fragen, Wortassoziationen und so weiter, die eventuelle schwache Stellen unseres Charakters ans Tageslicht bringen sollten. Aber wir hatten alle eine harte Schule hinter uns und waren seelisch ausgeglichen. Etl war schon so oft getestet worden, daß – falls wirklich den Prüfern noch ein paar Schwächen entgangen sein sollten – sie vermutlich niemals gefunden werden würden.
    Mars und Erde kamen sich auf ihren Umlaufbahnen immer näher. Einen Monat vor dem Zeitpunkt des Starts setzten Craig, Klein und ich Etl in einen kleinen Käfig und fuhren nach White Sands. Das Schiff erwartete uns dort schon. Es stand da – hochaufragend, silbern in der Sonne glänzend, bereit zu seinem Flug ins Ungewisse. Wir hatten die Baupläne eifrig studiert und kannten Aufbau und Funktionen der Maschinen bis in die letzte Einzelheit. Aber wir mußten uns auch praktisch damit vertraut machen. Deshalb sahen wir uns unter Millers Anleitung Tag für Tag darin um, machten Tests und unternahmen Probeflüge, ohne uns allerdings tatsächlich vom Boden zu erheben.
    Miller verfaßte eine letzte Botschaft, die nach unserem Abflug den Zeitungsreportern übergeben werden sollte:
    »Falls wir durch eine Handlung der Marsianer nicht wieder zurückkehren sollten, dann wollen wir nicht vorschnell ihnen die Schuld geben, denn zwischen uns stehen Zweifel und Unterschiede, die nicht leicht überbrückt werden können. Eine Freundschaft zwischen Welten wiegt schwerer als Haß und Groll…«
    Ich verabschiedete mich von Alice und den Kindern, die gekommen waren, um mir Lebwohl zu sagen. Vielleicht war es nicht ganz richtig von mir, sie so im Stich zu lassen. Aber auf der anderen Seite sah ich, wie Pattys und Rons Gesichter voller Stolz auf ihren Papa glühten. Für Alice war es schwerer, denn sie wußte, worum es ging. Aber auch ihre Augen blickten stolz. Und sie brach auch nicht in Tränen aus.
    »Wenn die Kinder nicht wären, dann würde ich versuchen mitzukommen, Louie«, sagte sie mir. »Paß gut auf dich auf.«
    Sie wußte, daß ein Mann seinen Träumen folgen muß. Ich behaupte, daß das eigentliche und ursprünglichste Motiv für alle noch so wagemutigen Forschungsreisen jenes reichste aller menschlichen Güter ist – Sinn für Romantik und die Lust zum Abenteuer. Die Eisenerze und alle anderen kommerziell verwertbaren Güter, die als Vorwand dienen, sind nur billige Nebenprodukte. Und den Traum der Weltraumfahrt zu verwirklichen, war einer unserer Gründe für diese Reise. Doch der Versuch, die Gefahr abzuwenden, die dahinter lag, war bestimmt gleich wichtig.
    WIR stiegen auf inmitten eines Feuerschwalles, der die meisten der ferngesteuerten TV-Kameras über den Haufen geworfen haben mußte. Wir kämpften gegen den Würgegriff der Beschleunigung und dann gegen das trunkene Gefühl der Schwerelosigkeit. Wir sahen die Sterne und den schwarzen Himmel des Raums. Wir sahen die Erde hinter uns immer kleiner werden.
    Die Reise selbst – obwohl sie drei Monate dauerte – ließ jeden Anflug des Abenteuerlichen vermissen. Es war an ihr nichts, was nicht vorausgesagt werden konnte. Die Bedingungen im Weltraum sind bekannt. Wir wußten sogar, daß Heimweh uns quälen und an unseren Nerven zerren würde. Aber wir kannten auch die Mittel, um dieser seelischen Anspannung beizukommen. Die Energie der atomaren Kernerschmelzung und die Präzision von mathematischen Gleichungen und Robotsteuerautomaten hatten das Abenteuer einer Weltraumreise beinahe zu einer mathematischen Gleichung reduziert. Wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden, wenn alles planmäßig verläuft, dann kommt man genau da an, wo man hin will; wenn nicht, dann kann man auch nicht viel dagegen unternehmen. Sei es, wie es sei, wir hatten jedenfalls das Gefühl, daß die technische Seite der interplanetarischen Raumfahrt das geringere Problem war.
    In der Nähe des Marsäquators befindet sich eine Bodenformation, die ungefähr so aussieht wie der Trichter eines riesigen Tornados. Es ist das auffälligste Merkmal des roten Planeten und beherbergt vermutlich das am wenigsten unfruchtbare Gebiet dieser sonst so öden und kalten Welt. Syrtis Major wird sie genannt. Astronomen haben schon von jeher angenommen, daß sie ein altes, ausgetrocknetes Meer ist. Das war die Stelle, zu der uns unsere Steuerautomaten brachten.
    Dort schalteten sich unsere Bremsdüsen zum letztenmal ein. Unsere einziehbaren Flügel wurden ausgefahren und
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