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Galaxis Science Fiction Bd. 10

Galaxis Science Fiction Bd. 10

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 10
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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keine Miene, während Etl den Nerv mit einem dieser gewissen Fühler berührte.
    Ich war blöd genug, um Millers Beispiel zu folgen und fand so heraus, wie sehr es wirklich schmerzte. Millers Gedanke war natürlich, eine Nervenverbindung direkt von Gehirn zu Gehirn herzustellen, entlang der Gedanken laufen konnten. Aber nichts drang durch, außer einem vagen und ruhelosen Fragen, zum Teil überdeckt durch die Schmerzen, die uns das Experiment bereitete.
    »Bei uns geht es anscheinend nicht, Nolan«, sagte Miller bedauernd. »Unser Nervensystem ist entweder nicht für eine solche Sache geeignet, oder Etls Nervenzellen sind von den unseren zu verschieden.«
    Wir mußten deshalb auf einfachere Methoden zurückgreifen, um uns mit Etl unterhalten zu können. Wir versuchten, ihm die Zeichensprache beizubringen. Aber das ging nicht besonders gut, denn schließlich sind Fühlarme keine Hände. Kleins erfinderischer Geist, angeregt durch, ein paar Hinweise von mir, löste schließlich das Problem.
    Klein konstruierte einen zylindrischen Apparat, der an seinem einen Ende eine batteriebetriebene Summanlage aufwies. Entlang der Seiten des Apparats befanden sich Dutzende von Kontrollen, deren Griffe die Form von kleinen Metallringen besaßen.
    Erst mußte ich einmal lernen. wie man mit dem Instrument umgehen mußte. Der ganze Trick bestand darin, den Summton so zu modulieren, daß erkennbare Silben und Wörter daraus wurden – so wie Lippen und Zunge die Geräusche der Stimmbänder modulieren.
    »Hall – o – g – g – Et – t – l – l… Schau – e – schau – w – waz – i – k – ich – ha – be!«
    Es fiel mir schwerer als einem zehnjährigen Jungen das Saxophonspiel. Und die Geräusche, die ich fabrizierte, waren genauso unerträglich.
    Sobald ich nur konnte, gab ich den Apparat an Etl weiter. Sollte er selber sehen, wie er damit zu Rande kam. Ich würde ihm das Vokabular und einige Hinweise geben. Natürlich mußte er jetzt in die Schule gehen, sein Hase, Hund und Ball, sein Einmaleins und so weiter lernen wie jedes andere Menschenkind, auch wenn er von einer anderen Welt kam. In gewisser Weise war das nur recht und billig. Außerdem ist es verboten, ein Kind von der Schule fernzuhalten.
    Ich war Etls Lehrer. Ich mußte daran denken, wie verrückt doch meine Lage war: Ein Lebewesen von einem Planeten, das von einem Geschöpf eines anderen erzogen wird, ohne die geringste Kenntnis über seine eigene Rasse zu besitzen, und das außerdem noch außerstande ist, seinem Lehrer wirklich nahe zu sein. Es war seltsam und traurig und ein bißchen komisch.
    Eine Weile dachte ich, ich hätte es mit einem stotternden Papagei zu tun: »Hal – l – l – lo… Hal – 1 – log – lo… N – n – nol – l – an – n . Hall – lo – o!«
    Diese Angewohnheit, einzelne Wörter zu wiederholen, verlor er nie. Aber er machte Fortsehritte.
    »Eins, swei, drei, vir, füf, seks, siem… ein mal eins is eins… swei-mal eins is swei…«
    Versuchen Sie sich das Bild nur richtig vorzustellen – ich, in einen Raumanzug gekleidet, neben Etl hingekauert in der dünnen kalten Luft des Käfigs, wie ich Worte und Zahlen in den staubigen Boden kratzte, während er sie mit Hilfe seines Sprechzylinders laut vorlas oder sie mit einem spitzen Metallgriffel kopierte. Draußen vor dem durchsichtigen Glaskäfig standen die Fernsehkameras und belauerten jede unserer Bewegungen. Und ich wurde den Gedanken nicht los, daß Etl vielleicht in gewisser Weise ein neuer Tarzan war, der von Affen aufgezogen wurde.
    VIER weitere Jahre vergingen. Ich hatte jetzt eigene Kinder – Patty und Ron, zwei liebenswerte Bälger. Aber Etl war mein Job – und noch ein bißchen mehr als das.
    Am Ende seines zweiten Lebensjahres hörte er mit Wachsen auf. Er wog zu diesem Zeitpunkt zweiundfünfzig Pfund und war wohl das häßlichste Geschöpf, das man sich nur vorstellen kann – eiförmig, mit ledriger, rosagrauer Haut. Aber mit seinem Sprechzylinder zwischen seinen feinen Fühlgliedern konnte er sprechen wie ein Mensch.
    Er konnte die feinste Uhr auseinandernehmen, sie reparieren, säubern und wieder zusammensetzen – und das mit verblüffender Schnelligkeit. Und das war nur eine seiner vielen Fähigkeiten. Gegen Ende des vierten Jahres besuchte ein gewisser Professor Jonas uns dann regelmäßig, zog sich einen Raumanzug an und brachte Etl Physik, Chemie, höhere Mathematik, Astronomie und Biologie bei. Etl hatte Schwierigkeiten mit Differential und
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