Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galaxis Science Fiction Bd. 10

Galaxis Science Fiction Bd. 10

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 10
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
Vom Netzwerk:
Klumpen dann behutsam.
    Stellen Sie sich eine Artischocke vor – aber keine Pflanze. Ein trübes Rosa – dünne, durchsichtige Kiemenblätter, die sich schwach bewegen. Das Blut in den feinen Äderchen sehr rot – sehr reich an Hämoglobin.
    Als Knabe hatte ich einmal ein Hühnerei geöffnet, das zehn Tage vor dem Ausschlüpfen stand. Daran mußte ich mich jetzt erinnern.
    »Sieht aus wie eine Art Embryo«, sagte Klein.
    »Machen Sie es wieder zu«, sagte Miller mit sanfter Stimme.
    Der Biologe gehorchte.
    »Eine hochintelligente Rasse von Lebewesen würde doch seine Jungen nicht in Schlamm einschließen, oder?« Klein flüsterte fast.
    »Sie legen hier den ästhetischen Maßstab der Menschen an«, meinte Craig. »In Wirklichkeit kann Schlamm genauso steril sein wie die sauberste Gaze in einem Operationssaal.«
    WIR sprachen es nicht aus, doch die Diskussion ließ plötzlich schattenhaft ganz neue Perspektiven erahnen. Das Ding in dem roten Klumpen – ob es nun ein Junges der herrschenden Rasse war oder nur ein niedrigeres Tier – war vermutlich während der Wochen oder Monate der Reise durch den Weltraum empfangen und geboren worden. Niemand konnte etwas über seine wahre Natur aussagen, bevor es sich nicht zeigen würde. Und wir hatten keine Ahnung, auf welche Art und Weise es dies tun würde. Das Wesen konnte als Kind oder auch gleich als Erwachsener ausschlüpfen, freundlich sein oder bösartig. Oder sogar tödlich.
    Blaine zuckte die Achseln. Ein halb furchtsamer, halb wilder Ausdruck zeigte sich auf seinem Gesicht. »Was tun wir mit dem Ding?« fragte er. »Es aufbewahren und uns überraschen lassen? Wäre es nicht besser, es auf dem schnellsten Wege loszuwerden – mit Chloroform, Zyankali oder einer Schaufel?«
    Millers Lächeln war sehr sanft. »Könnte sein, daß Sie recht haben, Blaine.«
    Ich habe noch nie erlebt, daß Miller einem von uns gegenüber seinen Dienstrang herausgekehrt hat. Wir mußten uns manchmal regelrecht ins Gedächtnis zurückrufen, daß er eigentlich Oberst war. Im Grunde war er allerdings auch kein Militär. Er war Wissenschaftler, und die Armee hatte ihn in Beschlag genommen für einen Fall, der – wie sie sich lange schon klar geworden war – einmal mehr plötzlich akut werden könnte. Ja – Raumfahrt. Und Miller war der rechte Mann für diese Arbeit. Es war der Traum seines Lebens. Er hatte sich ihm ins Gesicht eingegraben bis in das letzte Faltchen um seine tiefliegenden grauen Augen.
    Blaine war nicht der rechte Mann.
    Er war ein guter Techniker mit einer angeborenen Geschicktheit im Umgang mit Maschinen, Radar und all diesem Kram. Und ein netter Kerl. Vielleicht hatte er nur Dampf abgelassen – seiner Unsicherheit, seiner nervlichen Anspannung Luft gemacht. Ich wußte, daß seine Personalakte bestimmt nicht den Vermerk tragen würde: Psychologisch ungeeignet für vorliegende Aufgabe. Aber ich wußte genauso sicher, daß er heimlich und ohne ungebührliches Aufsehen versetzt werden würde. In einer so großen Sache wie dieser würde Miller nur solche Männer um sich dulden, die die gleiche Einstellung besaßen wie er.
    Noch in dieser Nacht transportierten wir unseren Fund in unsere Labors am Stadtrand von St. Louis. Jedes kleinste Teilchen des außerirdischen Wracks war mit äußerster Sorgfalt verpackt worden. Klein und Craig zimmerten einen Spezialbehälter für unseren Schlammklumpen und was drin war. Sie waren beide Experten in ihrem Fach, ich jedoch war mehr oder weniger zufällig zu Millers Gruppe hinzugestoßen und mußte jeden Tag damit rechnen, von einem Spezialisten abgelöst zu werden. Ich bin zwar ein Collegemann, aber das zählt nicht viel bei einem solchen Job.
    Bestimmt verzichtet jeder nur mit Bedauern auf die Möglichkeit, in einem hochdramatischen Stück mitzuspielen – und sei seine Rolle auch noch so klein. Trotzdem stimmte mich die Aussicht, gehen zu müssen, nicht allzu traurig. Ich mochte die Dinge so, wie sie immer gewesen waren. Mein Bier, meine Samstagabend-Rendezvous' mit Alice. Dieser Job wurde für meinen Geschmack ein bißchen zu futuristisch.
    ABER noch an demselben Abend zog mich Miller beiseile. »Sie haben sich mit Brieftauben befaßt und Hunde dressiert, Nolan«, sagte er. »Beide Male mit guten Ergebnissen.«
    »Das heißt also, verschwinden Sie – zurück auf den Bauernhof.«
    »Nicht ganz. Sie erweitern Ihr Arbeitsgebiet, Nolan. Sie spezialisieren sich jetzt als Kindermädchen für ein außerirdisches Lebewesen.«
    »Aber hören
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher