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Galaxis Science Fiction Bd. 10

Galaxis Science Fiction Bd. 10

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 10
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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war ein wahrscheinlicher Bestandteil des Skeletts, und das dort ein Muskel von einem Greifglied – das Original mußte so dünn wie Spaghetti gewesen sein und von dunklem Blut durchflutet.
    Unter dem Mikroskop stellten sich die Muskelzellen als sehr lang und dünn heraus. Die Nervenzellen waren groß und außerordentlich komplex. Und trotzdem konnte man sagen, daß die Natur zu in gewisser Weise ähnlichen Ergebnissen gelangt war wie auf der Erde, trotzdem sie an einem anderen Ort von Grunde auf angefangen und vielleicht durch noch zahlreichere Millionen Jahre hindurch gearbeitet hatte.
    Ich frage mich wirklich, wie der Bewohner einer anderen Welt, der von den Menschen keine Ahnung hat, einen Rasierapparat oder einen Lippenstift erklären mag. Vermutlich aus denselben Gründen heraus mußten uns die meisten Gegenstände, die wir aus dem Wrack aufklaubten, unverständlich bleiben. Schraubenschlüssel und Schraubenzieher jedoch konnten wir placieren, obwohl die Handgriffe dieser Werkzeuge keine Handgriffe waren. Wir entdeckten auch Schrauben und Muttern. Ein Gerät, das wir fanden, zeigte eine einfache Kristallmembrane mit ein paar Metallteilen herum – ein Radio. Auch seltsame Waffen stöberten wir auf – Gewehre vermutlich. Gott allein weiß, wie viele Leute sich schon den Kopf zerbrochen haben, wie wohl die außerirdischen Gegenstucke zu einigen Dingen des alltäglichen Gebrauches auf der Erde aussehen würden. Nun, hier erhielten wir einiges Anschauungsmaterial.
    Ein paar der Instrumente besaßen sogar Zifferblätter mit Zeigern. Und die Ziffer l darauf war ein senkrechter Strich, fast wie bei uns. Aber Null war ein Pluszeichen. Und sie zählten nach dem Zwölfersystem, nicht nach dem Zehner.
    Aber alle diese Parallelen mit unserer eigenen Kultur erschienen unwichtig gegenüber der Tatsache, daß – selbst in seinem ursprünglichen unbeschädigten Zustand – kein Mensch in das Schiff hätte eindringen können. Die Schwierigkeit lag nicht so sehr in der Größe der Menschen, sondern in ihrer Form und Bewegungsart. Das Fahrzeug schien rund gewesen zu sein, mit auf einer Spirallinie angeordneten Kabinen, so wie eine in einzelne Zellen unterteilte riesige Nautilusschale.
    MICH überlief ein Frösteln, als ich mir diese völlige Abweichung von all dem vor Augen hielt, was uns vertraut war.
    Und es veranlaßte Blaine zu sagen: »Ich nehme an, Triebe, Gefühle und Wünsche außerirdischer Intelligenzen müssen uns wohl von Grund auf unbegreiflich bleiben.«
    Wir alle saßen in dem geräumigen Wohnwagen, der uns während unserer Arbeit an dem Wrack als Unterkunft diente.
    »Das stimmt nur halb«, antwortete Miller, »vorausgesetzt, ihre Körperchemie ist dieselbe wie die unsere. Das Bedürfnis nach Nahrung gebiert den Hungertrieb. Das Wissen um den Tod erhält sein Gegengewicht durch den Wunsch, ihm zu entgehen. Hier haben wir die Regung der Furcht und die Bereitschaft zum Kampf. Und ist es so schwer, diesen Trieben noch Neugier, Erfindungsgabe und Ehrgeiz hinzuzufügen? Besonders, wo wir wissen, daß diese Wesen ein Raumschiff gebaut haben? Intelligenz in noch so verschiedener äußerer Gestalt wird letzten Endes doch immer auf ungefähr das gleiche hinauslaufen. Natürlich wird es eine Menge Unterschiede in den Einzelheiten geben – und eine weitgespannte Verschiedenheit der Standpunkte, die uns schockieren und entsetzen mögen. Aber sehr wahrscheinlich beruht das auf Gegenseitigkeit.«
    Ich mußte Miller recht geben. Eine Zweitausfertigung der menschlichen Rasse auf anderen Welten durch eine andere Entwicklungskette war höchst unwahrscheinlich. Und anzunehmen, daß wir uns mit fremden Wesen auf einer menschlichen Basis verständigen könnten, schien rührend naiv zu sein.
    Und trotz all unserer wissenschaftlichen Gründlichkeit – was das Untersuchen, Photographieren und Einordnen aller jener Dinge betraf, die wir in dem Wrack fanden – gab es doch keinen besseren Beweis für die Plumpheit, mit der wir das Unbekannte zu entschlüsseln versuchten, als die Tatsache, daß wir unseren bedeutendsten Fund anfangs fast völlig vernachlässigten.
    Es war ein runder Klumpen aus trockenem rotem Schlamm, ungefähr so groß wie ein Tennisball. Als Craig endlich dazukam, ihn zu röntgen, zeigten sich Anzeichen eines weniger dichten Innern auf der Platte und federähnliche Markierungen, die entfernt an eine Skelettstruktur erinnerten. Er war sich nicht ganz sicher, ob es auch richtig war – jedenfalls öffnete er den
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