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Gäbe es die Liebe nicht

Gäbe es die Liebe nicht

Titel: Gäbe es die Liebe nicht
Autoren: Nora Roberts
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ihren dunklen und dennoch leuchtenden Augen sah, war weit mehr als nur bloßes Verlangen. Es war eine bewusste Entscheidung. Für ihn. Für sie beide. Langsam, ohne Hast, begann er damit, sie auszuziehen.
    Die dünne, fast durchsichtige Jacke, die sie über ihrem Kleid trug, glitt an ihr hinab wie ein Windhauch. Mit beiden Händen strich er über ihre Arme, und als er innehielt, um ihre warme Haut an seiner zu fühlen, löste sie seine Krawatte. Wie in Zeitlupe streifte sie sein Jackett von den Schultern.
    Dann zog er den Reißverschluss ihres Kleides auf. Lautlos glitt es zu Boden.
    Sie hörte, wie sein Atem schneller ging, und war plötzlich stolz auf ihren Körper. Er schien ihren Anblick in sich aufzusaugen, Zentimeter für Zentimeter. Die Kamee, die er ihr geschenkt hatte, lag kühl auf ihrer Haut. Durch das spitzenbesetzte Nichts ihres Unterkleides hindurch spürte er die Wärme ihres Körpers.
    Ihre Hände zitterten nicht, als sie ihm das Hemd auszog, und ihr Blick blieb mit seinem verschmolzen. Irgendwo im Haus schlug eine Uhr die Stunde, aber so etwas wie Zeit und Raum gab es für sie längst nicht mehr. Noch immer wortlos sanken sie aufs Bett.
    Die alte Matratze knarrte leise, als Daniel sich auf die Arme stützte, um Anna zu betrachten. Doch bald zog sie ihn auf sich.
    Mund an Mund, heiß und ungeduldig. Haut an Haut, pulsierend und empfindsam. Die Lampe warf ihre Schatten an die Wand. Die Brise trug ihr Seufzen in die Nacht hinaus. Der Vogel sang noch immer, aber sie hörten ihn nicht. Die Welt – ihre Welt – war nur noch ein kleines Zimmer in einem alten Landgasthaus. Ihre ehrgeizigen Pläne verblassten angesichts des Verlangens zu nehmen, zu geben und nur noch zu erleben. Zu besitzen und besessen zu werden.
    Er sog ihren Duft in sich ein und nahm den der getrockneten Blüten gar nicht mehr wahr. Es gab nur noch Anna. Langsam, aber nicht mehr ganz so zärtlich ließ er seinen Mund an ihrem Hals hinabwandern, bis er die Seide an ihren Brüsten fühlte. Durch sie hindurch sog und zog er an den längst festen Knospen.
    Dann erkundete er ihren ganzen Körper und ließ Feuer auflodern, von denen sie gar nicht geahnt hatte, dass sie in ihr glühten. Mit Zunge und Fingern brachte er sie immer wieder an den Rand der Ekstase. Nie hätte sie geglaubt, dass Qual so lustvoll, dass Lust so qualvoll sein konnte.
    Sie atmete immer heftiger, als er sie ganz entblößte, und ihre Haut war feucht. Wo immer er sie berührte, flackerte ein Feuer auf.
    Anna schlang die Arme um seine Taille, wälzte sich mit ihm übers Bett, tastend, suchend, entdeckend. Sie fühlte, wie er erbebte, presste die Lippen auf seine Haut und schmeckte nichts als Verlangen. Und dann, bevor er es erahnen konnte, ließ sie sich auf ihn sinken und nahm ihn in sich auf.
    Anna sah ihm tief in die Augen und entdeckte in ihrem strahlenden Blau etwas, das sie erschauern ließ. Liebe. Sie klammerte sich an Daniel, während sie ihn dorthin entführte, wo Verstand und Vernunft keinen Zutritt hatten.
    Genau dort wollte sie mit ihm bleiben und alles andere vergessen. Worum er sie jetzt auch bat, sie würde es ihm geben, denn in diesem Moment gehörte sie nur ihm.
    Ihr Körper war so zart und schmal, dass er ihr Gewicht kaum spürte, als sie erschöpft auf ihm lag. Er spürte ihr Zittern, die langsam abklingende Leidenschaft, und wusste, dass er nicht mehr ohne sie leben konnte.
    Also gut, dachte er, wenn es nicht anders geht. Dann legte er den Arm um sie. „Du ziehst morgen bei mir ein.“ Er griff in ihr Haar und hob sanft ihren Kopf an, um sie anzusehen. „Wenn wir wieder in Boston sind, packst du deine Sachen. Ich werde keine Nacht mehr ohne dich verbringen.“
    Sie starrte ihn an. Wie sollte sie mit einem Mann wie Daniel umgehen? Anna hatte das Gefühl, dass es eine ganze Weile dauern würde, das zu lernen. „Morgen?“
    „Ja. Du ziehst morgen in mein Haus. Was sagst du dazu?“
    Sie überlegte kurz und lächelte. „Du machst besser Platz in deinem Kleiderschrank.“

10. KAPITEL
    Annas erste Besichtigung des Hauses fand unter der Aufsicht des äußerst wortkargen McGee statt. Denn kaum hatte der Butler ihre Taschen nach oben getragen, war Daniel in einer dringenden Angelegenheit in seine Bank gerufen worden.
    „Mr. MacGregor beherbergt hin und wieder auswärtige Geschäftsfreunde“, erklärte McGee. „Dazu haben wir zwei Gästezimmer. Dies ist sein Schlafzimmer“, fuhr er fort und öffnete eine schwere, handgeschnitzte Tür.
    Der Raum war
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