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Gäbe es die Liebe nicht

Gäbe es die Liebe nicht

Titel: Gäbe es die Liebe nicht
Autoren: Nora Roberts
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groß, aber nur spärlich möbliert. Nir gendwo lagen Bücher oder Unterlagen herum. Die Farbe an den Wänden war noch frisch, und die Vorhänge sahen aus, als hätte er sie noch nie aufgezogen. Das Bett war aus Eiche und groß genug für vier Personen. Am Fußende stand ihr Gepäck.
    „Möchten Sie die anderen Räume ebenfalls sehen?“ fragte McGee steif.
    „Später. Ich möchte erst auspacken.“ Und allein sein, dachte Anna.
    „Natürlich, Miss.“ Er verbeugte sich und ging zur Tür. „Wenn Sie etwas benötigen, brauchen Sie nur zu läuten.“
    „Danke, McGee.“
    Kaum war er fort, setzte sie sich auf das riesige Bett und strich über die weiße Tagesdecke. Hier werde ich also ab jetzt schlafen, dachte sie. Jede Nacht. Und morgens mit ihm aufwachen.
    Was hatte sie getan? Panik stieg in ihr auf. In einem Wandspiegel sah sie sich. Klein, blass und mit weiten Augen auf dem viel zu großen Bett. Mit wackeligen Knien stand sie auf und verstaute ihre Sachen in Daniels Schrank. Außer ihrer Kleidung und ein paar Lieblingsbildern hatte sie nichts mitgebracht. Trotzdem fühlte sie sich nach dem Auspacken wohler und sogar ein wenig zu Hause.
    Was noch fehlte, waren ein Nachttisch für sie, eine Leselampe und vielleicht ein kleiner Schreibtisch. Der Raum war groß genug, und in einem Haus wie diesem würden sic h bestimmt ein paar passende Dinge finden lassen. Anna ging raus, um McGee zu suchen.
    Sie eilte nach unten und steuerte die Küche an. Kurz vor der Tür hörte sie Stimmen und blieb stehen.
    „Wenn sie für den MacGregor gut genug ist, dann bin auch ich mit ihr einverstanden. Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst, McGee.“ Die Frauenstimme hatte den gleichen melodischen schottischen Akzent wie die des Butlers.
    „Sie hat kein Recht, ohne Heiratsurkunde unter diesem Dach zu leben“, erwiderte McGee mit eisiger Entrüstung.
    „Unsinn“, kam es schmunzelnd zurück, und Anna fand die Köchin auf Anhieb sympathisch. „Ist sie hübsch?“
    „Hübsch genug“, knurrte McGee.
    „Jetzt geh wieder an deine Arbeit, und lass mich meine machen, sonst schaffe ich es nicht, sie mir noch vor dem Abendessen anzusehen.“
    Anna überlegte noch, ob sie sich diskret zurückziehen oder hineingehen sollte, als ein Schmerzensschrei ihr die Entscheidung abnahm. Als sie die Küchentür aufriss, beugte McGee sich bereits über eine rundliche Frau mit weißem Haar. Auf dem Boden lag ein blutverschmiertes Messer, und daneben bildete sich schon eine kleine Lache.
    „Lassen Sie mich sehen.“
    „Miss Whitfield …“
    „Weg da!“ befahl Anna und schob den Butler einfach beiseite. Ein kurzer Blick auf das Handgelenk der Köchin zeigte ihr, dass das Messer eine Schlagader verletzt hatte. Sofort presste sie die Finger auf die Wunde und stillte die Blutung.
    „Es ist nichts, Miss“, wehrte die Köchin ab, während ihr Tränen übers Gesicht liefen. „Sie werden sich schmutzig machen.“
    Anna ging gar nicht auf die Bemerkung ein, nahm ein trockenes Geschirrtuch und warf es McGee zu. „Reißen Sie das in Streifen, und dann fahren Sie meinen Wagen vor die Tür.“
    Anna führte die Frau zu einem Stuhl. „Keine Angst“, beruhigte sie die Köchin. „McGee, binden Sie den Arm ab, genau hier.“ Ohne die Finger von der Wunde zu nehmen, zeigte sie ihm die Stelle. „Wie heißen Sie?“
    „Sally, Miss.“
    „Okay, Sally, schließen Sie die Augen und entspannen Sie sich. Nicht zu fest“, warnte sie den Butler. „Gut. Jetzt holen Sie den Wagen.“
    „Ja, Miss.“ Doppelt so schnell wie sonst eilte er davon.
    „So, Sally. Können Sie gehen?“
    „Ich versuche es. Mir ist schwindlig.“
    „Kein Wunder“, murmelte Anna. „Halten Sie sich an mir fest. Wir gehen durch die Küchentür zum Wagen. In fünf Minuten sind wir im Krankenhaus.“
    „Gut gemacht, Miss Whitfield“, lobte Dr. Liederman, während er sich die Hände wusch. „Ohne Ihr schnelles Handeln wäre die Frau vermutlich verblutet.“
    Anna hatte einen Blick auf Sallys Handgelenk geworfen. Wie sie geschätzt hatte, war die Wunde mit zehn Stichen genäht worden.
    „Gut, dass Sie nicht in Panik geraten sind“, fügte der Arzt hinzu.
    Sie zog eine Augenbraue hoch. Hielt er das etwa für ein Kompliment? „Wenn ich kein Blut sehen könnte, würde ich eine schlechte Chirurgin abgeben.“
    „Chirurgin?“ Er warf einen Blick über die Schulter. Sie hatte kein leichtes Fach gewählt. „Um ein Skalpell zu führen, braucht man mehr als Geschick, wissen Sie. Man
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