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Gabriel - Duell der Engel

Gabriel - Duell der Engel

Titel: Gabriel - Duell der Engel
Autoren: Kaja Bergmann
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kannst . Irgendwann mal. Wenn nicht, lassen wir es besser gleich sein.«
    Dann ging sie. Ging einfach weg. Und ließ mich alleine zurück. Alleine, mit einem flatternden, schmerzenden Herzen. Wie sollte ich es ihr sagen?

Notizen
    Â 
    Wer war das noch mal, der gesagt hat, wir alle wandelten auf einem schmalen Pfad des Normalseins und nur ein falscher Schritt nach links oder rechts führe in den Wahnsinn?
    Nun, wenn das wirklich so ist, schwebe ich irgendwo zwölf Kilometer neben dem Pfad.
    Ich bin nicht wahnsinnig! Aber auch nicht normal.
    Ich glaube, der Spruch ist falsch. Ich glaube, unser Geist ist eine riesige Blumenwiese. Und irgendwo in der Mitte ist ein See. Wer darin schwimmt, ist normal. Wer auf der Wiese steht, ist es nicht. Und wer fernab der Wiese durch die angrenzende Wüste wandelt, ist verrückt. Aber wer kann schon ewig schwimmen?

3. Juni 2012, 16:56
    Â 
    Â»Schatz, ich bin ein Engel. Na, wie klingt das?« Ich sprach mit einem Erdhügel. Hockte auf dem Friedhof und sprach mit einem Erdhügel. Dahinter ein schmales Holzkreuz. Die wenigen Blumen, die wir vorgestern auf das Grab gelegt hatten, sahen schon sonderbar welk aus. Nicht einmal Blumen kümmerten sich um Seraphins Schicksal. Er tat mir so unendlich leid.
    Â»Ja, ich weiß, wie bescheuert das klingt! Aber was soll ich ihr denn sonst sagen?« Der Erdhügel schwieg. Immer diese stummen Toten.
    Â»Verdammt, ich liebe sie! Ich kann ohne sie nicht leben! Ich muss es ihr sagen!« Das Holzkreuz sah mich bestätigend an.
    Â»Wenn ich ehrlich bin, wusste ich irgendwie, dass dieser Tag mal kommen würde. Ich meine, ich habe vor, mit ihr alt zu werden. Ich will für immer bei ihr sein. So etwas geht nicht mit einer Lüge, oder? Ich hätte sie nie ewig belügen können. Das ist praktisch auch gar nicht möglich.« Mein Herz nickte. Der Erdhügel blickte vorwurfsvoll.
    Â»Was willst du denn?«, schrie ich ihn an. Weiter unten auf dem Friedhof drehte sich eine ältere Dame erschrocken zu mir um und schüttelte missbilligend den Kopf.
    Â»Du bist ein verdammter Erdhügel und weißt du was? Es ist mir vollkommen egal, was jemand wie du über mich denkt!«, fuhr ich gedämpfter fort. Der Grabhügel strafte mich mit eisiger Ignoranz. Womöglich beschwerte er sich über meinen Rassismus, über Diskriminierung und rief die ganzen anderen Hügel zu einer Revolution auf. Mir doch egal!
    Â»Wahrscheinlich kann sie mich sowieso nicht sehen.« Meine Stimme klang irgendwie missmutig. »Hat Seraphin nicht gesagt, nur Kinder könnten uns sehen?« Der Erdhügel nickte, obwohl er noch immer beleidigt war. »Aber andererseits … im Herzen ist Sonja vielleicht noch ein Kind. Gerade noch so. Und kommt es nicht auf das Herz an?« Die Erde zuckte mit den Achseln.
    Â»Oh, Seraphin«, murmelte ich leise. »Du wüsstest bestimmt die Antwort. Warum bist du jetzt nicht hier?«
    Â»Weil du ihn umgebracht hast, du Idiot!«, schrie das Holzkreuz.
    Â»Halt die Klappe!«, fuhr ich es an und brach in Tränen aus. Zum ersten Mal hatte ich wirklich das Gefühl, Seraphin zu brauchen. Den alten, zynischen, vielleicht ein wenig hinterhältigen Seraphin. Er hätte gewusst, wie ich Sonja die Wahrheit sagen konnte. Ob ich sie ihr sagen konnte.
    Â»Tja, aber der lebt nicht mehr! Und zwar wegen dir!«
    Â»Jetzt sei still, du bist nur ein verdammtes Holzkreuz! Und soll ich dir noch was sagen? Holzkreuze können nicht sprechen!«
    Das Kreuz presste wütend die Lippen zusammen und stierte mich aus zusammengekniffenen Augen an. Todesblick. Na toll!
    Ich ballte meine rechte Hand zur Faust und schlug damit so fest ich konnte gegen das verdammte Kreuz. Es kippte tatsächlich ein wenig nach hinten, allerdings hatte es mir dafür einen langen Splitter verpasst. Und offene Fingerknöchel. Scheiße.
    Ich sackte neben dem Erdhügel zusammen und begann wieder zu weinen. Kam mir so erbärmlich vor. So schwach. Ein heulender Mörder am Grab seines Opfers.
    Â»Ich dachte mir schon, dass ich dich hier finde.« Was? Ich öffnete die Augen und sah durch einen Tränenschleier hindurch Sonjas Gesicht. Streckte die Arme nach ihr aus. Kam mir dabei noch schwächer vor. Egal. Sie umarmte mich und hielt mich fest. Sagte nichts. Hielt mich einfach nur fest. Bis meine Tränen versiegten.
    Als ich wieder klar sehen konnte, nahm ich ihr Gesicht in meine Hände. Sah
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