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Der 30. Geburtstag

Der 30. Geburtstag

Titel: Der 30. Geburtstag
Autoren: Kristin Kiss
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Der 30.Geburtstag
     
     
     
     
    Der 30. Geburtstag
     
    Ein Roman von Kristin Kiss
     
     
     
     
     
     
    3164 Wörter
    16832 Zeichen
    Der 30. Geburtstag
    Die beharrlichen Kirchenglocken von AC-DC’s »Hell’s Bells« rissen mich aus meinem Tiefschlaf. Grummelnd tastete ich nach dem Monsterradiowecker und stellte ihn aus. Es war Samstagmorgen 5.30 Uhr. Kein Grund also aufzustehen. Ich steckte den Kopf wieder unter die Decke.
    SAMSTAG! Mein Geburtstag. Mein Plan. Ich schoss aus dem Bett hoch und taumelte ein wenig desorientiert ins Bad. Mein Spiegelbild ignorierte ich geflissentlich, ich würde mich sowieso nicht erkennen.
    Ich stolperte zur Toilette, um mich zu erleichtern, dann sprang ich direkt unter die Dusche. In meinem Übereifer vergaß ich, dass mein Durchlauferhitzer erst mehrere Anläufe braucht, um heißes Wasser zu produzieren. Na ja, auf jeden Fall war ich jetzt richtig wach. Ich erledigte den Rest meines Morgenrituals im Eiltempo.
    Das erste Problem trat auf, als ich vor den Kleiderschrank trat. Was sollte ich anziehen? Oh, mein Kleiderschrank war prall gefüllt. Als Buchhalter in einer mittelständischen Expeditionsfirma bin ich immer korrekt gekleidet. So sah dann leider auch der Inhalt meines Kleiderschranks aus. Anzüge, Hemden, Krawatten und so weiter. Sie verstehen schon. Alles vom Feinsten.
    Doch absolut ungeeignet für meinen Plan. Mein Plan, fragen sie? Ganz einfach!
    Heute begann der erste Tag vom Rest meines Lebens. Heute würde ich meine Unschuld verlieren. Ja, sie haben mich richtig verstanden. Oder nicht?
    Also gut, ein paar Eckdaten über mich. Mein Name ist Maximilian, so nennt mich allerdings nur meine Mutter, ich selber bevorzuge Max. Ich bin 29, schwul und Jungfrau. Ich weiß, ich weiß, aussterbende Spezies und so weiter. Hab ich alles schon zu hören bekommen. Daher mein Plan.
    Heute ist mein 30. Geburtstag und heute ist der Tag, an dem ich diesen Klotz am Bein loswerde. Deshalb werde ich mich aufstylen, in den angesagtesten Gayclub der Stadt gehen und mir einen heißen Typen aufreißen.
    Klingt leicht, sagen sie. Nicht wirklich. Es gibt dabei noch einige kleinere, und größere Problemchen zu beseitigen.
    Sie müssen nämlich wissen, ich bin nicht gerade der Typ »Rambo«, und komm nicht mal annähernd an den Standard für ein populäres Männermagazin heran. Ich bin Durchschnitt, durchschnittliche Größe, durchschnittliches Aussehen, braune Augen und braune haare, nicht sehr aufregend.
    Dazu kommt, dass ich schüchtern bin. Nicht nur zurückhaltend, wenn ich neue Leute kennenlerne. Sondern das volle Programm.
    Mein Gesicht wird zum Abbild einer Tomate, meine Hände so nass, dass mein Gegenüber an eine Fehlfunktion meiner Schweißdrüsen denkt und sprechen ... Das funktioniert irgendwie gar nicht. Entweder meine Kehle ist so zugeschnürt, dass erst gar kein Ton entstehen kann, oder ich stottere wie ein Kleinkind, das noch nicht richtig sprechen kann.
    Aber das soll jetzt keine Rolle mehr spielen. Ab sofort bin ich selbstbewusst, sehe umwerfend aus und verdrehe den Männern reihenweise den Kopf. Ich räusperte mich. Jedenfalls so ähnlich.
    Ich zog mich schnell an, ging dann in die Küche für mein übliches Frühstück: schwarzer Kaffee.
    Danach würde ich dann erstmal die Einkaufsmeile checken, um ein paar anständige Klamotten für meinen großen Auftritt zu besorgen.
    ***
    Als ich einige Stunden später den x-ten Laden mit leeren Händen verließ, überkam mich langsam Panik. Es konnte doch nicht so schwer sein, ein tolles Outfit zu kaufen.
    Ich wanderte einige Minuten ziellos umher und merkte plötzlich, dass ich in einer Nebenstraße gelandet war. Einer Straße mit einem Angebot der etwas anderen Art. Ich schluckte nervös. Eigentlich sollte ich mich jetzt umdrehen und kehrtmachen. Doch das waren die Gedanken des alten Max‘.
    Der neue Max dachte: was Solls? Zielstrebig marschierte ich auf den Laden zu, der einfach nur die Überschrift Sexshop trug. Eine halbe Stunde verließ ich den Laden wieder, meine Errungenschaften baumelten in einer Tüte an meiner Hand. Mission 1 erfüllt.
    Zuhause angekommen raste ich ins Schlafzimmer, um die neuen Klamotten sofort anzuprobieren. Lange Zeit stand ich vor dem Spiegel und wusste erst nicht, ob dass wirklich ich war, der da stand.
    Die Jeans mit den Löchern an den strategisch wichtigen Stellen, wie mir die Verkäuferin glaubhaft versicherte, umschloss meinen Hintern und meine Beine hauteng. Wirklich hauteng.
    Das schwarze
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