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Gabriel - Duell der Engel

Gabriel - Duell der Engel

Titel: Gabriel - Duell der Engel
Autoren: Kaja Bergmann
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inzwischen etwas langweilig für dich geworden ist. Die Einleitung ist wohl für beide Seiten etwas anstrengend, für mich vielleicht sogar noch mehr. Aber es ist so einfacher. Für uns beide. Glaub mir; inzwischen kennst du mich ja. Ein wenig.
    Â 
    Ach, und noch was: Versuch nicht, ein psychologisches Profil oder so was von mir zu erstellen. Minderwertigkeitskomplexe, auf der Suche nach wahrer Identität, Selbstzweifel .
    Lass es. Das funktioniert nicht. Wirst schon sehen.
    Â 
    Egal. Denn jetzt geht’s endlich los. Oder, um es mit Bernemanns Worten (oder denen eines beliebigen Theaterregisseurs) zu sagen: VORHANG AUF …

Notizen
    Â 
    November
    Â 
    Alles wird grau. Alles wird kalt. Alles wird dunkel. Das Licht verabschiedet sich aus der Welt und ich habe Angst, dass es nie mehr zurückkommt. Wenn ich daran denke. Meistens denke ich nicht daran.
    Ich sitze an meinem Fenster, in eine weiche Decke gehüllt, die mir durch die Dunkelheit draußen umso behaglicher erscheint. Außer wenn ich daran denke. Dann scheint sie hart. Meistens denke ich nicht daran.
    Im kalten Weiß der Straßenlaternen schweben lange Regenfäden gen Boden. Irgendwo zieht eine Gruppe kleiner Lichter vorbei. Sie sind gelb und warm, nicht weiß und kalt. Erstaunlich, wie eng die Dinge beieinanderliegen. Wenn ich daran denke, fällt mir auf, wie unterschiedlich sie sind. Meistens denke ich nicht daran.
    Die Lichter werden von Tönen begleitet. Auch sie sind warm, warm und hell. Wie Nebelschwaden gleiten sie vorbei. Nebelschwaden im November. Wenn ich daran denke, fällt mir auf, wie vergänglich sie sind. Meistens denke ich nicht daran.
    Alles wird grau. Alles wird kalt. Alles wird dunkel. Innen und außen. Der einzige Schutz ist eine beschlagene Fensterscheibe.

 
4. Dezember 2009, 07:15 Uhr
    Â 
    Liebe macht blind. Und ist gefährlich. Aber all das nehmen die Menschen in Kauf. Nur um zu lieben. Um geliebt zu werden. Ich weiß, wovon ich spreche. Und ich verachte sie nicht für die Gefahr und den Schmerz, den sie bringt, die Liebe. Ich liebe sie. Und bereue nichts.
    Â 
    Der Morgen empfing mich dunkel. Das tat er schon lange. Eine schlechte Angewohnheit, finde ich. Abends mag ich die Dunkelheit. Morgens nicht.
    Während ich zum Bus stapfte und mich fragte, warum der Schokoladenweihnachtsmann, der gestern Abend wegen mir hatte sterben müssen, nicht geblutet hatte, dachte ich an den Nachmittag. Freitag. Endlich! Jeden Montag beginne ich, mich auf den Freitag zu freuen. Aber dieser Freitag schien besonders schön zu werden. Denn heute Nachmittag wollte ich mich mit Sonja treffen. Eis essen gehen. Eis im Dezember. Es gibt nichts Schöneres!
    Ich bog um die Ecke und da war sie. Sonja. Sie stand unter dem Dach der Bushaltestelle und sah mich – nicht. Ich lief etwas schneller und plötzlich wandte sie den Kopf, sah mich an und lächelte. Mein Herz schlug einen Salto. Ich versuchte es zu beruhigen und blieb stehen. Presste meine Hand auf die Brust und dachte, es so zum Stillstand bringen zu können. Heute weiß ich, dass ich das nie können werde. Mein Herz ist da, es schlägt, aber es haucht mir kein Leben ein. Es ist da, um mir zu sagen, wie ich mich fühle, dass ich fühle. Nicht, um mir zu sagen, dass ich lebe. Hätte es das versucht, hätte es gelogen.
    Während ich auf der Straße stand und vergeblich versuchte, mein Herz zu beruhigen, bemerkte ich, wie sich Sonjas Gesichtsausdruck veränderte. Das Lächeln verschwand. Zuerst blickte sie leicht irritiert, dann erschrocken und schließlich ließ pures Entsetzen sie von einem Schlag auf den anderen aschfahl werden. All das spielte sich wahrscheinlich in Sekundenschnelle ab. Mir kam es unendlich langsam vor. Und doch konnte ich nicht reagieren. Wollte nicht reagieren. Ich stand einfach nur da und blickte Sonja an, während mein Herz einen Rückwärtssalto mit anschließender Schraube drehte. Wow, wenn es so weitermachte, sollte ich es bei den Olympischen Spielen anmelden.
    Da hörte ich plötzlich Stimmen. Ich hörte sie, aber verstand sie nicht. Ich glaube, sie riefen meinen Namen. Sonja fuchtelte mit den Armen. Ihr Mund öffnete sich, aber ich hörte nicht, was sie schrie. Ich wollte es auch gar nicht hören, denn mir war gerade aufgefallen, wie schön sie war. Mit ihrer weißen Mütze, den schulterlangen, braunen Haaren und den vor Kälte geröteten Wangen sah sie
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