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Gabriel - Duell der Engel

Gabriel - Duell der Engel

Titel: Gabriel - Duell der Engel
Autoren: Kaja Bergmann
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du Schmerzen?«
    Â»Mir geht’s super«, flüsterte ich zurück. Meine Stimme klang noch immer rau. Das Sprechen hinterließ ein juckendes Kratzen in meinem Hals und ich musste wieder husten. Das Husten tat meinem Herz weh. Das Husten oder Sonjas vor Sorge verzerrtes Gesicht.
    Â»Du hörst dich aber gar nicht super an«, meinte sie mit einem traurigen Lächeln.
    Â»Was ist passiert?« Ich nahm mir vor, nur noch so wenige Worte wie möglich zu benutzen. Worte sind scharf und gefährlich. Ich hatte Angst, sie würden meinen Hals zerschneiden.
    Â»Du hattest einen Unfall. Heute Morgen. Du bist plötzlich auf der Straße stehen geblieben und der Idiot in dem BMW hat nicht angehalten. Nicht mal richtig gebremst hat er. Wenigstens hat er keine Fahrerflucht begangen. Na ja, es haben ihn wohl auch zu viele gesehen. Vielleicht kommt er ja zu dir und entschuldigt sich. Keine Ahnung. Aber warum bist du denn auch stehen geblieben? Mitten auf der Straße, verdammt?!« Die letzten Worte schrie sie fast. Es machte mir Angst. Ich sagte leise »Ich weiß nicht« und hasste mich dafür. Ich hätte so was sagen sollen wie »Weil ich dich gesehen habe und mein Herz verrücktgespielt hat« oder » Weil ich blind war. Blind vor Liebe zu dir.« oder schlicht »Weil ich dich liebe.« Ich hätte einfach die Wahrheit sagen sollen. Aber ich tat es nicht. Und kam mir unglaublich feige vor.
    Â»Wo sind meine Eltern?«, fragte ich stattdessen weiter.
    Â»Weißt du doch. Auf Geschäftsreise. In China oder so. Die Leute vom Krankenhaus haben ihnen Bescheid gesagt, sie versuchen, so schnell wie möglich heimzukommen, aber es wird wohl noch ein wenig dauern. Na ja, du kennst sie ja. Hast du Schmerzen?«
    Â»Was?«
    Â»Ob du Schmerzen hast.«
    Â»Nein.« Und das war nicht mal gelogen. Ich spürte keinen Schmerz bis auf den in meinem Hals.
    Â»Na ja, bei den Mengen an Morphium, die die dir reingepumpt haben, ist das auch kein Wunder.«
    Â»Ich bin ein Engel.«
    Â»Was?«
    Â»Ich bin ein Engel.«
    In ihrem Blick lag reine Irritation. Sonst nichts. Nur Irritation. Sie sah kurz zur Seite und murmelte etwas von wegen »Ich hab’s ja gesagt, Morphium«.
    Â»Nein, du verstehst nicht!« Der Schmerz in meinem Hals explodierte. Und ich schrie trotzdem weiter. Schrill und laut. Obwohl Sonja zurückschreckte. Obwohl der Schmerz sich zu einem brennenden wütenden Punkt zusammenzog, der mir fast die Kehle zuschnürte. »Ich bin geflogen! Gerade eben! Über eine weiße Landschaft. Es war unglaublich! Mir war nicht ein bisschen kalt! Mein Herz ist nicht mit meinem Körper verbunden, weißt du? Es ist da, aber eben nicht verbunden. Aber ich kann trotzdem fühlen, verstehst du? Ich hab ein Herz, aber keinen Puls. Weil ich ein Engel bin!«
    Zweifelnd sah mich Sonja an. Dann beugte sie sich wieder zu mir. »Du liegst seit heute Morgen im Krankenhaus, Gabriel. Du hast geträumt.« Sie tat mir weh. Mein Herz krümmte sich, als müsse es sich übergeben. Es war die Art, wie sie zu mir sprach. Leise und sehr deutlich. Als wäre ich wieder fünf. Als wäre ich verrückt.
    Doch bevor mein Herz sich tatsächlich übergeben konnte, stand ich neben mir. Ich sah zu mir herab, wie ich bleich im Bett lag, mit dunklen Ringen unter den Augen und aufgeplatzten Lippen. Meine blonden Locken klebten mir dunkel an den Schläfen. In meinen Augen stand ein wirrer Ausdruck. Und ich sah Sonja, wie sie auf einem Stuhl neben meinem Bett saß, zwar ebenfalls bleich, aber schön wie immer. Ich sah, wie sie mit mir sprach, besorgt und voller Angst. Und ich verstand, wie es auf sie wirken musste. Meine ganze Geschichte. Alles, was ich sagte. Und dann verstand ich, dass sie recht hatte. Ja, ich hatte den gesamten Vormittag im Krankenhaus gelegen. Natürlich, der wunderbare Flug über die dunkle Dezemberlandschaft war nur ein Traum gewesen. Sicherlich musste es auf sie wirken, als sei ich verrückt. Und trotzdem – irgendwie wusste ich, dass in dem Traum eine unbestreitbare Wahrheit lag, die ich soeben entdeckt hatte.
    Und dann sah ich noch etwas. Einen Mann, der einen weißen Kittel trug und an der Wand lehnte. Warum hatte ich ihn zuvor nicht bemerkt? Und plötzlich war ich wieder in meinem Körper, mit dem seltsamen Gefühl, dort nicht hinzugehören.
    Ich blickte den Mann an der Wand an. »Wer sind Sie?«, fragte ich
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