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Gabriel - Duell der Engel

Gabriel - Duell der Engel

Titel: Gabriel - Duell der Engel
Autoren: Kaja Bergmann
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leise. Mir wurde plötzlich bewusst, dass er alles mit angehört haben musste, und ich spürte, wie Blut versuchte, in meinen Kopf zu steigen, es aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund nicht schaffte.
    Â»Ich bin Dr. Schmitt«, sagte der Arzt ruhig. Er hatte eine tiefe, angenehme Stimme. Um seine Augen spielte ein Lächeln, das es sofort unmöglich machte, ihn nicht zu mögen. Lässig stieß er sich von der Wand ab und gab mir die Hand. »Angenehm. Und du bist also ein Engel, ja?« Er sagte das nicht spöttisch, sondern sachlich und ruhig, als wäre es das Normalste der Welt. Trotzdem konnte ich ihn nicht ansehen. Mein Blick wanderte zu Sonja, die mich immer noch besorgt anblickte.
    Â»Nein«, sagte ich leise. »Ich habe nur geträumt. Ich stand kurz neben mir.« Im wahrsten Sinne des Wortes. Sofort entspannten sich Sonjas Gesichtszüge und in ihren Augen spiegelte sich reine Erleichterung.
    Â»Tatsächlich?« Dr. Schmitt sah mich prüfend an. »Nun, das ist nichts Ungewöhnliches, musst du wissen. Der Traum, meine ich. Schließlich warst du den gesamten Vormittag lang ohnmächtig.« Ich blickte ihn wieder an, doch er sagte nichts mehr.
    Â»Und weiter?«, fragte ich deshalb.
    Â»Wie weiter?«, erwiderte Dr. Schmitt gelassen.
    Â»Na ja, Ihre Diagnose. Was habe ich?«
    Â»Ach, das meinst du. Na ja, es grenzt an ein Wunder. Du hast nur ein paar Prellungen. Keine Knochenbrüche, keine inneren Verletzungen, nichts. Du musst dich instinktiv genau richtig über das Auto abgerollt haben. Der geborene Stuntman, sozusagen.«
    Sonja blickte auf. »Und warum haben Sie ihm dann so viel Morphium gegeben?«
    Â»Weil er, als er hier eingeliefert wurde, geschrien hat, als würde er jeden Moment sterben. Ich muss ehrlich sagen, in meinem Job höre ich täglich mehr schmerzerfüllte Schreie, als ich eigentlich ertragen kann, aber dieser junge Mann hier hat mir … nun ja, das Blut in den Adern gefrieren lassen. Wir hatten wirklich Angst um ihn. Aber alle nachfolgenden Untersuchungen haben nichts ergeben.« Er wandte sich wieder mir zu. »Fühlst du denn tatsächlich keine Schmerzen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Nur … vielleicht … mein Hals tut weh. Beim Sprechen.«
    Dr. Schmitt sah mir prüfend in die Augen. »Nun ja, erstens lässt das Morphium wohl langsam nach und zweitens ist es kalt und du hast, bis dich der Krankenwagen holen konnte, im Schnee gelegen. Ich schätze, hier bahnt sich eine Erkältung an. Hätte mich auch gewundert, wenn nicht. Obwohl deine tapfere Freundin gleich zur Stelle war. Du kannst stolz auf sie sein. Ich schätze mal, sie hätte zur Schule gemusst; stattdessen saß sie den ganzen Tag lang an deiner Seite und wollte nicht eher gehen, bis du aufwachst.«
    Ich blickte überrascht zu Sonja. Sie wurde rot und sah zur Seite.
    Â»Nun ja, dann lass ich euch mal allein. Ich muss noch ein paar Visiten machen, das Übliche …« Und schon stand er neben der Tür. Mir war gar nicht aufgefallen, wie klein das Zimmer war. So klein, dass nur ein Bett hineinpasste. Und ein paar Besucher. Wobei mir im Moment einer reichte. Oder eher – eine .
    Â»Warten Sie, Dr. Schmitt!«, rief ich dem Arzt trotzdem hinterher. Er blieb stehen und drehte sich fragend um. »Wie geht’s denn jetzt weiter? Wann komm ich hier raus?«
    Â»Na ja, wir werden noch ein paar Untersuchungen machen müssen. Wenn die nichts ergeben – nun, dann kannst du in einer Woche nach Hause.« Und schon war er verschwunden.
    Ich blickte zu Sonja. Sie begutachtete noch immer einen Fleck am Boden, als wäre er das Interessanteste, was die Welt zu bieten hatte.
    Â»Hast du wirklich die ganze Zeit gewartet? Hier? Bei mir?«, fragte ich leise. Plötzlich tat mein Hals gar nicht mehr weh.
    Sie nickte, sah aber noch immer zu Boden. Ich hingegen konnte meinen Blick nicht mehr von ihr wenden. »Wow.« Das war das Einzige, was ich sagen konnte. Schließlich blickte sie zögernd auf. Drehte den Kopf zu mir. Lächelte schüchtern. Ich lächelte zurück. Und dann beugte sie sich langsam zu mir herunter und küsste mich.
    Mein Herz blieb stehen. Keine Saltos mehr. Keine Luftsprünge. Nichts. Es hing einfach nur regungslos in meiner Brust und genoss den Augenblick. Ich spürte, dass dies hier reines Glück war. Pure Magie. Mein Flug im Traum war ein Witz dagegen. Das hier
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