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Gabriel - Duell der Engel

Gabriel - Duell der Engel

Titel: Gabriel - Duell der Engel
Autoren: Kaja Bergmann
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aus wie ein Engel. Welche Ironie …
    Â 
    Der BMW erwischte mich in voller Fahrt. Ich spürte einen Schlag, dann wurde ich durch die Luft geschleudert. Sah den schneebedeckten Boden, den dunklen Morgenhimmel und wieder den Boden. Irgendwo in einem versteckten Winkel meines Gehirns hörte ich leise Major Tom. Völlig losgelöst, von der Erde … Keine Ahnung, wo es das ausgegraben hatte.
    Ich befand mich in einem seltsamen, traumartigen Zustand, von dem ich wusste, dass er sich Realität nannte. Irgendwo zwischen Mondlicht und Finsternis. Ich hatte nichts gehört, nichts gesehen, nichts gefühlt außer Sonja. Selbst der Schmerz, den ich eigentlich hätte spüren müssen, blieb unentdeckt. Bis ich auf dem Boden aufkam. Dann war er plötzlich da. Härter, als ich ihn je erwartet hätte. Er schlug mir wie ein Hammer auf die Brust. Alle Luft entwich aus meinen Lungen und für kurze Zeit überfiel mich die idiotische Panik, zu ersticken. Dann wurde ich ohnmächtig und der Morgen noch dunkler.

4. Dezember 2009, 12:59 Uhr
    Â 
    Leise schwebte ich über die unberührte Schneefläche hinweg, ein glänzend weißer Boden in der konturlosen Dunkelheit. Alles war weiß und dunkel. Vereinzelt sah ich Menschen, nicht größer als Glühwürmchen in kleinen Puppenhäusern. Draußen war es leer, leer und schön. Ich wusste, dass es kalt sein sollte, aber ich spürte die Kälte nicht. Meine Arme hatte ich ausgebreitet und das Einzige, was ich trug, war ein langes, weißes Hemd. Ich spürte einen sachten Luftzug und stellte fest, dass es mein Flügelschlag war. Als ich die Flügel ein wenig anlegte, schoss ich plötzlich hinab, wurde schneller und schneller. Der Schnee war auf einmal ganz nah. Ich spürte, dass ich Angst haben sollte, Angst vor dem Aufprall und dem darauf folgenden Schmerz. Aber ich hatte keine. Mein Herz pochte ruhig und gleichmäßig in meiner Brust und meine Körperhaltung war so locker und entspannt, als würde ich gerade im Wohnzimmer vorm Fernseher sitzen, anstatt mit Überschallgeschwindigkeit meinem sicheren Ende entgegenzusteuern.
    Da wurde mir klar, dass ich so entspannt war, weil ich wusste, dass mir nichts passieren würde. Weil ich wusste, dass ich, wenn ich auf dem Boden aufkam, nicht sterben würde. Weil ich wusste, dass ich ein Engel war.
    In meiner Brust breitete sich ein Gefühl unendlicher Freude aus. Mein Herz begann, pochende Saltos zu schlagen – das machte es sonst nur, wenn ich Sonja sah. Ich flog über die Welt, die mir in ihrer ganzen Größe und Schönheit offenstand. Nichts war zu weit für mich, nichts zu groß und nichts zu hoch. Wo ich hinwollte, konnte ich hinfliegen, einfach so. Einmal um die Welt? Kein Problem! Ich wusste, es konnte höchstens ein paar Minuten dauern.
    Als der Boden nur noch wenige Meter entfernt war, breitete ich meine Flügel wieder aus und sauste in einem perfekten Bogen über ihn hinweg, wieder hinauf, den Sternen entgegen.

4. Dezember 2009, 14:32 Uhr
    Â 
    Â»Hey, ich glaube, er kommt zu sich!«
    Â»Na ja, er war ja auch lange genug weg!«
    Langsam öffnete ich die Augen. Eigentlich wollte ich länger in meinem Traum bleiben. Noch ein bisschen über die schneebedeckte Dezemberlandschaft gleiten. Noch ein bisschen das Gefühl der unendlichen Freiheit auskosten. Aber ich fühlte, dass es sich lohnte, die Augen zu öffnen und den Traum verblassen zu lassen.
    Die Helligkeit erschlug mich. Alles war weiß, doch ich konnte nicht sehen, was es war. Vor meinen Augen flimmerte es so gewaltig, dass mir schlecht wurde. Ein Stöhnen drang ungewollt aus meiner Kehle, es klang rau und kratzig. Ich kniff die Augen wieder zu und versuchte dann langsam, Schritt für Schritt, sie nochmals zu öffnen.
    Â»Gabriel, Gabriel, geht’s dir gut?«
    Â»Pst, lass ihn erst mal zu sich kommen.«
    Â»Aber er hat gestöhnt! Gabriel, was hast du?«
    Â»Pssst!«
    Mit der Zeit wurde es besser. Ich konnte eine weiße Zimmerdecke erkennen. Weiße Wände. Weiße Vorhänge vor einer weißen Dezemberlandschaft draußen, die von einem weiß-grauen Himmel überspannt wurde. Dann ein Gesicht. Sonjas Gesicht! Sie beugte sich über mich, ihre Augen voller Sorge und Schmerz. Mein Herz zog sich zusammen. Ich musste husten.
    Â»Gabriel«, flüsterte Sonja. Ihr Gesicht war meinem ganz nahe. »Wie geht’s dir? Hast
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