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Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)

Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)

Titel: Fynia - wo die Schafe sterben gehen (Fantasy-Roman) (German Edition)
Autoren: Anna Fricke
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ein Kind. In diesem Moment waren Jasper und ich ein und dieselbe Person. Ich fühlte seinen Schmerz, wenn ich in seine Augen sah. Am liebsten hätte ich mich in Fötusstellung neben ihm auf den Boden geworfen und solange geweint und gebetet, zu Gott, Allah, Krishna, den Schafen… who cares…?, bis Fynia aufwachte und mich lächelnd ansah und mit ihrer unglaublichen Stimme spöttisch zu mir sagte: ‚du glaubst doch nicht, dass ich einfach so ins Gras beiße?’. Aber Fynia blieb stumm wie ein Fisch. Ein toter Fisch.
    „Leb, Fynia, bitte leb!“, rief Jasper immer wieder und wieder und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. Ich konnte nur daneben stehen und wollte einfach nicht glauben, was geschehen war.
    Doch dann geschah es. DAS WUNDER!
    Alles um uns herum schien sich auf Jasper und Fynia zu konzentrieren. Ich, der Wind, die Sterne und der Mond, die langsam zwischen den Wolken hervor lugten und sogar die Schafe blieben stehen und wandten ihren Blick, ihre Präsenz auf das Paar im Schlamm.
    Etwas wie ein kaum spürbarer Strudel entstand. Ich fühlte mich schwächer und musste mich konzentrieren, damit meine Beine unter mir nicht plötzlich nachgaben. Es schien als würde eine Verschiebung der Energien vonstattengehen.
    Normalerweise bemerkte man diese Energien gar nicht, aber da sie sich veränderten spürte ich es sofort. Ein paar Schafe legten sich erschöpft nieder und dann…
    „Jasper…?“, murmelte Fynia. Nun spürte ich auch wieder mein eigenes Herz schlagen. Sie lebte, verdammt noch eins, klein Fynia lebte!
     
    Fassungslos starrte ich auf Fynias geschundenen Körper. Noch immer hatte der unheimliche Kraftsog von mir Besitz ergriffen.
    „Was passiert hier?“, fragte ich angestrengt ruhig und ging mich mit zitternden Knien neben den Beiden nieder. Vorsichtig legte ich eine Hand an Fynias Hals, nur um mich noch mal zu vergewissern, das ihr Herz schlug.
    „Ich… ich glaube… ich mache das…“, wisperte Jasper, so leise, dass ich erst dachte, er hätte gar nichts gesagt. Ich sah ihn fragend an, nicht wissend, was genau er damit meinte, doch dann sah ich es:
    Die kleinen Wunden auf ihrer Haut, dort wo sie der Schocker verbrannt hatte, die Schürfwunden und die Prellungen, die ich unter ihrem hochgerutschten Pullover und an ihren Armen erkennen konnte, begannen zu verblassen. Als würden sie im Fernsehen im Zeitraffer zeigen, wie Wunden heilten.
    Ungläubig starrte ich auf eine besonders tief wirkende Wunde an Fynias Unterarm. Ich sah ganz genau, wie sich das Fleisch von innen her schloss, wie etwas überschüssiges Blut aus der Wunde trat und dann, auf perfekt zusammengefügter Haut hellrot glänzte, als wäre es nicht ihr eigenes.
    „Wow… das… bist du ein Heiler?“, fragte ich mit ehrlich empfundener Ehrfurcht in der Stimme.
    „Ich… ich habe doch keine Gabe.“, erwiderte Jasper unsicher. In dem Moment, da Fynias letzte Wunde geheilt war, verschwand der kräftezehrende Sog wieder und alles fühlte sich ungewohnt gewohnt an.
    „Menschenkinder…“ Eine Stimme links von uns erklang. Sie hörte sich erschreckend menschlich und fürchterlich unmenschlich zugleich an. Ein dunkles Fuchsschaf hatte den Kopf gehoben und sah uns an, wie nur Schafe es können.
    „Was… was ist?“, fragte Jasper. Er wirkte so verwirrt, wie ich mich fühlte. Mein Blick glitt zu Fynia, die ihre Augen friedlich geschlossen und ihren Kopf vertrauensvoll in Jaspers armen gebettet hatte.
    „Menschenkinder… Sie glauben, sie wissen alles. Woraus die Welt gemacht ist und wie sie sich bewegt. Aber nichts versteht ihr.“ Es schüttelte den Kopf demonstrativ, wie um uns zu zeigen wie falsch wir eigentlich lagen.
    „Dann erkläre es uns. Wir sind bereit es zu lernen.“, erwiderte ich, in der Hoffnung nun endlich vielleicht alles verstehen zu können. Endlich Einblicke in meine eigene Kultur bekommen zu können.
    „Niemals wirst du alles verstehen, Feuerfinger.“ Als hätte es meine Gedanken gelesen. Ich starrte das Schaf verständnislos und etwas sauer an. Wenn es uns für so unwissend hielt, könnte es uns ja wenigstens - wenigstens!- einen Hinweis geben, in welche Richtung wir forschen sollten.
    „Fynia Wolfspfote hat uns alle gerettet. Mehr als das. Sie ist wohl die weiseste von euch. Es war ihr schon immer bestimmt diesen Schritt zu tun und euch war es schon immer bestimmt ihn mit ihr zu gehen. Fynia hat unsere Seele gerettet.
    Das Schaf, das ihr Zweiundsiebzig nanntet ist nun fort. Sie hat den Menschen, den ihr
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