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Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer

Titel: Fuerchte nicht das tiefe blaue Meer
Autoren: April Genevieve Tucholke
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einfach einen Job, wenn ihr Geld braucht?«
    Ich nahm ihr den Eistee aus der Hand und trank einen Schluck. »Ich kann mir keinen Job suchen. Wenn man von altem Geldadel abstammt, muss man sein Vermögen durchbringen und sich dann in der Gosse zu Tode saufen. Einer Arbeit nachzugehen ist für unsereins tabu. Außerdem ist der Typ weder ein alter Lustgreis noch ein Serienkiller. Er ist so alt wie wir. Seine Eltern haben sich aus dem Staub gemacht, genau wie meine. Und jetzt ist er hier in Echo gelandet. Er sollte eigentlich bei seinem Onkel wohnen, hat aber keine Lust dazu. Stattdessen ist er in unser Gästehaus gezogen.«
    Sunshine legte einen Arm auf ihrem milchweißen Knie ab. »Tja, scheint, als wären unsere Sommerferien gerade um ein paar Grade interessanter geworden. Wie sieht er aus?«
    »Er sieht … nicht übel aus. Ich glaube, er kommt aus gutem Hause, jedenfalls scheint er Geld zu haben und wirkt ziemlich kultiviert. Und er hat ein hübsches Lächeln. Irgendwie schief, wenn du weißt, was ich meine.«
    Sunshine grinste. »Und wie heißt er?«
    »River West.«
    »Hört sich erfunden an.«
    »Das sagt die Richtige – Sunshine Black.« Ich trank ihren Eistee aus und stellte das Glas auf den Boden. »Vielleicht hat er ihn sich ausgedacht. Ich habe ihn nicht nach seinem Ausweis gefragt.«
    Sunshine schüttelte den Kopf. »Das war nicht besonders klug von dir, Violet. Gott, du bist so naiv. Wir müssen irgendwie an seinen Führerschein rankommen und ihn überprüfen. Überlass das mir. Hat Luke noch etwas von dem Wildkirschwein übrig, den er letzten Herbst gebraut hat?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Ich glaube schon. Im Keller müssten noch zwei Flaschen stehen.«
    »Gut. Wir machen ihn betrunken und dann lasse ich mich im Gebüsch hinter eurem Haus von ihm küssen und klaue ihm währenddessen sein Portemonnaie.«
    »Ich könnte ihn auch einfach bitten, mir seinen Ausweis zu zeigen.« Mir gefiel die Vorstellung nicht, dass Sunshine River küsste. Oder irgendetwas anderes mit ihm anstellte. Allein der Gedanke daran, die beiden könnten sich den ganzen Sommer über schwitzend und stöhnend in unserem Gästehaus verkriechen, erfüllte mich mit Grausen. River gehörte mir. Schließlich hatte ich ihn zuerst gesehen. Und er machte auf mich nicht den Eindruck, als wäre er einer dieser Jungs, die von selbst gebrautem Wein so betrunken wurden, dass sie anschließend versuchten, Sunshine zu küssen.
    Sunshine lachte. »Das wäre aber nicht so lustig. Jetzt zieh nicht so ein Gesicht, Violet.«
    »Tu ich gar nicht«, behauptete ich, wusste aber sehr wohl, dass ich eins zog.
    Ich hörte Schritte auf dem Kies und schaute auf.
    Luke. Er kam die dunkle, von Bäumen überschattete Einfahrt auf uns zugeschlendert. Die Jeans hing ihm zu tief auf den schmalen Hüften und das T-Shirt schmiegte sich zu eng an seine muskulöse Brust, und ich war mir sicher, dass die arme Maddy bei seinem Anblick zerfloss. Genau wie Sunshine.
    Luke hatte die haselnussbraunen Augen unserer Mutter, war ansonsten mit seinen kastanienbraunen Haaren, der hohen Stirn und dem markanten Gesicht aber das Abziehbild unseres Vaters.
    Über uns stieß die Krähe wieder ihr heiseres Krächzen aus und vom Meer wehte ein kräftiger Wind heran, fuhr in die Kiefern und ließ ihre grünen Nadeln erzittern. Das Geräusch, das dabei entstand, machte mir immer eine Gänsehaut, aber auf eine gute Art. Es war das gleiche Geräusch, das eine verwaiste Gouvernante in einem Roman hörte, bevor eine Wahnsinnige ihr Himmelbett abfackelte.
    »Hey, Sunshine. Hey, Schwester.«
    Luke grinste Sunshine an, schüttelte sich die Haare aus der Stirn und versuchte wie ein verwegener Herzensbrecher auszusehen. Mit sehr mäßigem Erfolg, wie ich fand. Aber Sunshine war da anscheinend anderer Meinung. Sie senkte die Lider auf Halbmast und schwang ihre langen Haare über eine Schulter nach vorn, wie sie es immer machte, wenn sie sexy aussehen wollte.
    »Hi, Luke. Wie geht’s Maddy?« Sunshine rückte näher an mich heran, damit Luke sich neben sie setzen konnte.
    »Maddy riecht nach Kaffee. Aber das ist gut, weil ich Kaffee mag. Wieso gehst du nicht nach Hause und machst mir einen, Violet?«
    »Halt die Klappe, Luke. Wenn hier jemand für jemanden Kaffee machen sollte, dann du für mich. Ich habe uns nämlich gerade genügend Geld organisiert, um einkaufen gehen zu können und die Telefonrechnung zu bezahlen.« Ich legte eine Kunstpause ein. »Meine Zettelaktion war ein voller Erfolg. Wir
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