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Für immer tot

Für immer tot

Titel: Für immer tot
Autoren: Bernhard Aichner
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Bewegung, jede Sekunde, in der ich wach bin. Ich kann nicht, Baroni.
    – Was soll ich denn noch tun?
    – Es ist wie Hunger. Sie fehlt mir so.
    – Es wird nicht besser, wenn du dich hier vergräbst.
    – Es ist alles kaputt.
    – Ist es nicht.
    – Sie wird da unten verfaulen, sie wird von den Würmern gefressen, wie all die anderen.
    – Der Friedhof ist wunderschön.
    – Nein, Baroni.
    – Das Grab ist perfekt, ich habe persönlich die Arbeiter beaufsichtigt. Du hättest es nicht besser hinbekommen. Und der neue Pfarrer hat sehr schön gesprochen vorher in der Kirche. Vollkommen akzentfrei.
    – Wie oft denn noch, Baroni?
    – Sie spielen dein Lieblingskonzert.
    – Was tun sie?
    – Der Friedhof steht still, sie hören zu. Eine Viertelstunde schon, keiner rührt sich, sie hören einfach zu.
    – Warum?
    – Das stand in ihrem Testament.
    – Sie hatte ein Testament?
    – Ja. Du bist jetzt Würstelstandbesitzer.
    – Sagt wer?
    – Ist zwar noch nicht offiziell, aber das scheint sie aufgeschrieben zu haben. Sagt Paul. Sie haben es in ihrer Wohnung gefunden.
    –
    – Sie wollte, dass man es spielt beim Begräbnis, das Köln Concert, Max.
    – Aber warum?
    – Weil sie es geliebt hat. Weil sie dich geliebt hat.
    –
    – Sie würde wollen, dass du auf deiner Terrasse stehst und zuhörst, dass du deine beste Flasche aufmachst und mit uns auf sie trinkst.
    – Es geht nicht, ich kann nicht, ich will nichts sehen, nichts mehr spüren, verstehst du, nichts mehr spüren.
    – Sie wünscht sich das von dir, Max.
    – Sie ist tot, einen Scheißdreck wünscht sie sich.
    – Max, es reicht jetzt.
    Mit Gewalt zieht er Max aus dem Bett, er weicht den Tritten aus, hält ihn fest, Max schlägt um sich, kratzt, beißt, trotzdem schiebt ihn Baroni ins Bad, unter die Dusche. Max brüllt, weint, wimmert, bricht zusammen, er hört auf, sich zu wehren. Wortlos nimmt er das Wasser. Wie er es über sich rinnen lässt, ohne Gegenwehr. Wie sich das Wasser Wege über seinen Körper sucht. Wie seine Augen offen sind und sich seine Tränen mit dem Wasser mischen. Wie er dasitzt, klein und zerbrechlich. Wie Baroni ihm die Seife in die Hand drückt und wartet. Wie das Wasser immer weiter nach unten fällt und Max sich wäscht, langsam, kraftlos. Wie Baroni ihn hochzieht, ihn abtrocknet, wie er ihn anzieht, ihm dabei hilft. Hose, Gürtel, Hemd.
    Wie Max vor dem Spiegel steht. Dieses leere Gesicht, das weiße Hemd, die traurigen Augen. Wie Baroni ihn hinaus auf die Terrasse schiebt. Wie er neben Tilda stehen bleibt. Wie sie ihren Arm um ihn legt. Wie Max die Musik hört und nach unten schaut.
    Hanni zwischen tausenden Blumen.
    Das Klavier, wie es laut über den Friedhof hallt, wie es in jeden Winkel kommt, alles mit Schönem füllt. Hunderte Menschen und seine Lieblingsmusik. Hanni. Wie sie unten in dieser Holzkiste liegt. Wie schön sie war. Wie schön diese Musik ist.
    Max steht einfach nur da und hört hin.
    Das Klavier, die Sonne, überall sind Blumen.
    In seiner Hand ein Glas. Langsam hebt er es und flüstert.
    Ich liebe dich, sagt er.
    Für immer, sagt sie.

Dank
     
    Katharina Kramer
    Hansjörg Mayr
    Toni Walder
    Petra Hatzer-Grubwieser
    Martin Falch
    Thomas Leis
    Georg Hasibeder
    Valerie Besl
    Gerlinde Tamerl
    Markus Hatzer
    Michael Weiß
    Henrik Eder
    Peter Amhof
    Ferdinand Treffner
    Christof Dornauer
    Bernhard Geiler
    Anton Sint
    Five for Fighting
    James Blunt
    One Republic
    Jamie Cullum
    Keith Jarrett
    Danke an meine Frau Ursula.
    Die Liebe in diesem Buch ist für dich.
     
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