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Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Titel: Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
Autoren: Joe Schlosser
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Mitschülern als unbedingt erforderlich. Ein echtes Statussymbol. Der Rest der Geschenke stellte die Entscheidungen seiner Mutter dar. Ein neuer Schultornister – den alten hatte er schon versteckt, weil er nicht wollte, dass er weggeworfen wurde –, eine kleine Dampfmaschine mit Geräten, die man an sie anschließen konnte – seine Mutter fand, dass es dafür an der Zeit war, weil sein Vater schließlich eine Fabrik hatte – und dann noch ein einreihiger Kinderanzug aus braunem Stoff mit kurzen Hosen. Dazu zwei Niltestoberhemden und eine schon fertiggebundene, schrecklich gemusterte Krawatte an einem Gummibandverschluss.
    „Wer am gesellschaftlichen Leben teilnehmen will, hat bestimmte Formen einzuhalten!“ hatte seine Mutter ihn mit schriller Stimme ungeduldig angekeift, als er sein Unbehagen über diese Idee äußerte. Und der Verkäufer eines der bekanntesten Herrenausstatter der Stadt konnte das Ansinnen seiner Mutter ungehindert vollenden. Weiterer Widerstand war sinnlos. Er ließ diese Prozedur von Anprobieren, Verwerfen, wieder Anprobieren über sich ergehen   und wartete auf das erlösende Signal seiner Mutter, in diesem Fall ein jubelndes „Das ist es!“
    Keines der Geschenke war eingepackt. Wozu auch. Geldverschwendung, meinte seine Mutter. Er wüsste ja sowieso, was er bekommen würde. Trotzdem hätte er gern voll Wonne Geschenkpapier zerrissen und zerknüllt. Benommen stand er nun vor den Geschenken und wusste nicht so recht, was er tun sollte. Er drehte sich langsam um und ging auf seine Mutter zu, drückte sich an sie und bedankte sich. Immer, wenn er die seltene Gelegenheit bekam, mit seiner Mutter körperlich in Kontakt zu treten, hoffte er auf das Wunder,   dass ihn endlich das Gefühl ihrer Liebe erreichte. Aber auch diesmal kam bei ihm nichts an.
    „Alles Liebe und Gute zum Geburtstag“, sagte sie schnell und mit dem Tonfall eines Bilanzbuchhalters, der der Gesellschafterversammlung gerade die Notwendigkeit einer Konkursanmeldung mitteilt, und schob ihn schon wieder von sich. Der enge Kontakt mit ihm schien ihr unangenehm zu sein.
    „Bevor du mit Spielen anfängst, wirst du aber erst mal frühstücken!“ Dann eilte sie schon zur Tür. Und mit den Worten „Ich muss zum Frisör. Ich weiß schon gar nicht mehr, wo mir der Sinn steht!“ dabei nervös mit den Armen wedelnd, war sie schon verschwunden.
    Er setzte sich ans andere Ende des Tisches und blickte beim Verzehren des Marmeladenbrötchens auf seine Geschenke.
    Eine Hand streichelte sein Haar, und er hörte hinter sich die Stimme von Berta, der Haushälterin. „Hier, mein Junge. Das ist für dich. Alles Gute zum Geburtstag“, sagte sie mit warmer Stimme. Sie beugte sich zu ihm herunter, küsste ihn zärtlich auf die Wange und reichte ihm ein kleines Paket. Es war in buntes Geschenkpapier mit Mickey-Maus-Figuren eingeschlagen und mit einer dicken, roten Schleife verziert.
    Sein Herz begann zu rasen, und voller Aufregung schob er den Frühstücksteller beiseite, um Platz zu schaffen für das Paket. Langsam und genussvoll entfernte er die angeklebte Schleife und legte sie langsam und kontrolliert, wie ein Oberkellner Bestecke auf dem Tisch platziert, beiseite. Dann löste er vorsichtig die Klebefilmstreifen ab, bemüht, das schöne Papier nicht zu beschädigen, und zog dann einen kleinen Karton aus der halbgeöffneten Verpackung heraus.
    Er konnte seine langsamen Bewegungen beim Öffnen des Kartons kaum aushalten, wollte aber unbedingt den Moment des Erkennens hinauszögern, um weiterfühlen zu können. Der Deckel war nun offen. Vor ihm lag eine kleine Taschenlampe, wie sie Höhlenforscher auf dem Kopf trugen. Sie war aus   verchromten Metall und mit einem roten Plastikrand eingefasst. Am Gehäuse waren breite Gummiriemen angebracht, die dazu dienten, die Lampe wie eine Mütze auf dem Kopf zu tragen.
    „Oh danke, Berta!“ rief er aus, sprang von seinem Stuhl hoch und drückte sich an ihren dicken Bauch. Seine in ihre Schürze vertiefte Nase nahm den Geruch von gekochtem Hühnerfleisch wahr, und ein Strahlen huschte über sein Gesicht.
    Berta hielt, was sie versprach. Er hatte sich für heute sein Lieblingsessen, Hühnerfrikassee, gewünscht. Sie hielt den Jungen so lange im Arm, bis sie   merkte, dass er dringend seine aufgestaute Energie in Bewegung umsetzen musste. Dann rannte er hinaus, und sie hörte, wie er die Tür zum Keller öffnete. Im dunklen Keller ließ sich die Lampe natürlich am besten ausprobieren. Berta räumte
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