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Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Titel: Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
Autoren: Joe Schlosser
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Café Sand tobte mittlerweile der Bär. Der Nachmittag bescherte dem Weserstrand so viele Besucher, dass der Fährbetrieb schon mit zwei Schiffen im Pendelverkehr auf der Weser agierte. Im Wechsel spuckten die Ostertor und die Punke Menschenmassen aus ihren aufgeklappten Mäulern, die nun alle für die wenigen angekündigten Sonnenstunden einen Platz im Café Sand suchten. Trotz zusätzlich vor dem Café aufgebauter Verkaufsstände gab es an jedem Tresen endlose Schlangen, und die Bedienungen standen wie so oft mit grimmigen Mienen an den Ausschankstellen. Manchmal hatte man geradezu den Eindruck, die Beschäftigten des Cafés wären zwangsweise aus einem Resozialisierungsprojekt für ehemalige Knackis rekrutiert worden. Aber wahrscheinlich war es eher so, dass sie viel lieber selber in der Sonne sitzen wollten, als durstige Väter mit quengelnden Kleinkindern auf den Armen zu bedienen, während die dazugehörigen Muttis von Zeit zu Zeit ihre genießerisch der Sonne entgegengestreckten Gesichter in ihre Richtung lenkten und mit vorwurfsvollen Blicken das Eintreffen der Getränke anmahnten. Was die Väter noch gereizter und die Kinder noch unruhiger machte.
    Doch nach wenigen Stunden war der Spuk vorüber. Je näher der Zeitpunkt der Dämmerung kam, desto mehr Strandgäste verließen ihre Plätze und machten sich auf den Heimweg. Abends war es den meisten doch noch zu kühl, um draußen zu sitzen. Der Cafébesitzer rannte schon umher und schickte seine Aushilfen nach Hause, um bloß nicht eine Stunde zuviel bezahlen zu müssen, und die Außenstände wurden schon wieder geschlossen. Aber der Saisonauftakt war gelungen.
    Mechthild Kayser sah gerade die Nachrichten im ZDF, als ihr erwarteter Besuch klingelte. Sie schaltete den Fernseher stumm und ging zur Tür. Sie freute sich auf einen Abend mit viel Gequatsche. Ayse Günher war die einzige Beziehung, die es aus ihrem beruflichen Umfeld bis in ihr Privatleben geschafft hatte. Mit Polizisten, egal welchen Geschlechts, konnte sie persönlich nichts anfangen. Es war nicht nur die Hierarchie, die zwischen ihnen bestand. Die meisten Kollegen wollten immer nur über den Dienst reden, sich über die Belastungen der Arbeit beklagen oder ihr gegenüber geistreiche Bemerkungen machen. Das ging ihr ziemlich auf den Senkel.
    Mit Ayse war das glücklicherweise anders. Die Kriminalkommissarin, deren Eltern aus der Türkei nach Deutschland eingewandert waren, wollte nach Abschluss der Polizeihochschule eigentlich im Bereich der Umweltkriminalität arbeiten, musste aber in einem ermittlungsaufwendigen Mordfall zum Nachteil eines vierjährigen Kindes in der Mordkommission aushelfen, da Mechthild Kayser einen ihrer Mitarbeiter zum Bundeskriminalamt hatte gehen lassen. Bei den mit der Ermittlung verbundenen unendlichen Hausbefragungen zeigte Ayse Günher neben einer unerschütterlichen Ausdauer ein enormes Talent, Hinweise aus den Menschen herauszukitzeln und trug maßgeblich zur Ermittlung des Täters bei, so dass Mechthild sie nach Rücksprache mit dem Polizeipräsidenten bat, in ihr Team zu kommen. Sie willigte ein. Sicher nicht nur, weil sie selbst spürte, dass ihr die Arbeit in der Mordkommission zusagte, sondern auch, weil sich dort durch den Weggang eines Hauptkommissars klare Entwicklungsperspektiven für sie ergaben.
    Die Freundschaft mit Ayse machte es Mechthild in ihrem Berufsleben nicht leicht, sie für eine Beförderung vorzuschlagen. Komischerweise dachten alle Männer ernsthaft, dass vor den Frauen erst mal sie befördert werden müssten. Anschließend sollten die Frauen sich mal um den Rest streiten. Vielen Polizisten fiel es immer noch sehr schwer, zu akzeptieren, dass manche Kolleginnen weitaus besser und qualifizierter als die Männer waren. Hundert Jahre Machogesellschaft in der Polizei ließen sich per Dekret nicht mal eben ausradieren. Alle, die sich übergangen und benachteiligt fühlten, würden eine Beförderung von Ayse auf die Freundschaft mit ihrer Chefin zurückführen. Ganz egal, welche Erfolge sie vorzuweisen hätte. Sie würde als Leiterin der Mordkommission damit angreifbar werden und Führungspotential einbüßen. Aber Ayse hatte eine Beförderung verdient.
    Mechthild Kayser entschied sich, dieses Problem in Kürze mit dem Polizeipräsidenten Ernst Logemann zu besprechen. Der PP war ein echter Verwaltungsmann und Schreibtischakteur. Er hatte sie schon damals als Erste Kriminalpolizistin an die Führungsakademie nach Hiltrup geschickt und sie dann
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