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Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Titel: Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
Autoren: Joe Schlosser
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Höhe auf. Es roch moderig, und überall war es feucht. Gemauerte, aber offene Kanäle durchschnitten den Betonboden. Wahrscheinlich dienten sie einmal der Fäkalienentsorgung. Im Halbdunkel war am anderen Ende des Raumes ein leerer Schacht zu entdecken, der nach oben führte. Offensichtlich verfügte der Bunker in Kriegszeiten über einen Fahrstuhl. Die Polizisten schalteten ihre Halogenhandleuchten ein und machten sich erst einmal mit dieser ungewohnten Umgebung vertraut. Es herrschte eine bedrückende Atmosphäre hier unten. Aufgeschreckt durch das Licht, rannten einige Ratten über den Boden, sprangen in die wasserführenden Kanäle und verschwanden.
    Vorsichtig suchten die Beamten den muffigen Raum ab. Das untere Ende des Fahrstuhlschachtes war mit einer Holzplatte abgedeckt. Man sah ihr an, dass sie sicher nicht seit Kriegsende hier war. Das Holz war noch frisch und hell. Die Platte war mit Schrauben fest in den Beton eingedübelt. Unten im Beton war ein handgroßes Loch, in das jetzt eine Ratte verschwand. Einer der Polizisten setzte seine mitgebrachte Brechstange an und wollte die Holzplatte aufhebeln.
    „Du willst das doch jetzt nicht ernsthaft aufmachen?“ versuchte eine seiner Kolleginnen ihn von seinem Tun abzubringen. „Da unten hast du wahrscheinlich ein ganzes Rattenest!“
    „Ja, und?“ antwortete er. „Willst du jetzt eine Durchsuchung beenden, weil du Schiss vor Ratten hast? Kannst ja draußen warten!“
    Aber seine Kollegin wollte nicht draußen warten.
    Das Holz splitterte laut, als es sich über die Schrauben herausbrach. Zwei Beamte zogen den Deckel vom Boden des Fahrstuhlschachtes. Ein ekelhafter Gestank schlug ihnen entgegen, so dass sie sich erst einmal abwenden mussten. Ihr Gruppenführer eilte sofort herbei und leuchtete mit seiner Lampe hinein.
    Ratten waren keine mehr zugegen. Dafür reflektierte aber ein matt glänzender Plastiksack das Licht. An vielen Stellen war der Sack aufgerissen. Für den Gruppenführer bestand kein Zweifel: Hier lag eine Leiche. Deutlich waren Kopf, Rumpf und Gliedmaßen zu erkennen. Oder das, was von ihnen noch übrig war. Sie war schon an vielen Stellen verwest, und im Licht der Lampe waren die Fressspuren von Tieren zu sehen.
    „Alle wieder raus und den Eingang sichern!“ befahl er seinen Leuten. „Hier muss der Erkennungsdienst ran.“
    Die meisten der jungen Beamten waren froh, diesen schaurigen Ort wieder verlassen zu können.
    Unter Leitung von Fritz Behrmann wurde der Tatort untersucht und die Leiche abtransportiert. Die gentechnischen Untersuchungen ergaben eindeutig, dass es sich bei der Toten um die vermisste Brunetta Kramer handelte. Faserspuren belegten, dass das Kleid, das sie trug, vorher in dem Verschlag in Benjamin Korthausens Anbau gehangen hatte. Auch ihre Leiche wies die bekannten Spuren der Fettabsaugung auf.
    15. April des darauffolgenden Jahres.
    Ein seinen Selbstmord ankündigender Abschiedsbrief eines wahrscheinlich psychisch erkrankten Kulturveranstalters aus dem Bremer Norden, der mit der Welt und seiner Rolle darin nicht mehr zurechtkam, war Anlass für die Tauchergruppe der Feuerwehr, das Becken des Museumshafens in Vegesack abzusuchen. Freunde des Vermissten hielten es für wahrscheinlich, dass er sich hier das Leben genommen haben könnte. Während sie aber seine Leiche nicht finden konnten – sie wurde Tage später am Ausgang des Hafens angeschwemmt –, stießen die Taucher auf einen mit schweren Schäkeln beschwerten Plastiksack.
    In ihm befand sich die Leiche der bis dato noch immer vermissten Hilde Schütz. Auch der Mord an ihr konnte ohne Zweifel Benjamin Korthausen zugeordnet werden.
     
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