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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe
Autoren: Helen Bryan
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Regierung hier im Land«, entgegnete Hugo verächtlich.
    »Als du aus dem Krankenhaus kamst, hast du den Deutschen ihre Personenbeschreibung geschickt«, fuhr Alice fort, »und hast ihnen gesagt, dass sie für den militärischen Geheimdienst arbeitete, wahrscheinlich in Frankreich …«
    Sir Hugo sah ihr ins Gesicht. »Diese kleine Närrin! Sie hätte mich heiraten sollen, als ich sie gefragt habe«, zischte er. »Vater hat sie regelrecht angefleht. Der Name de Balfort wäre zu neuem Ruhm erwacht. Die deutschen Wissenschaftler hatten ihre genetischen Experimente fast perfektioniert …« Seine Augen glitzerten. »Es sollte ein neues Zeitalter anbrechen, doch nun …« Ein schrecklicher Laut entfuhr seiner Kehle, halb Schluchzen, halb Schreien. »Wir müssen auf einen weiteren Hitler warten, der wie Phönix aus der Asche des arischen Traums steigt.«
    Die vier alten Damen hatten ihn gegen den Steinsarkophag gedrängt. »Ich war mir sicher, dass man sie in den Osten Frankreichs geschickt hatte. Wir wussten, dass viele der
SOE
-Gruppen zerschlagen und ihre Agenten verhaftet worden waren. Die Briten schickten Ersatz und wie ich vermutete, war Frances eine von ihnen. Die Deutschen fanden sie 1945, im Februar, in der Nähe der Ardennen. Sie schickten mir eine Nachricht. Sie wurde in einem Entbindungsheim aufgespürt, sie gab sich als Französin aus, die gerade ein Kind zur Welt gebracht hatte. Normalerweise hätten sie sie in ein Gefangenenlager gesteckt und Informationen aus ihr herausgefoltert. Aber die Alliierten waren nicht mehr weit, daher haben sie sie stattdessen erschossen. Eine saubere deutsche Kugel. Ich stelle mir vor, dass sie zum Schluss doch alles bereut hat.«
    Die vier alten Damen standen vor ihm. Dann hob Elsie ihren Stock und schlug so fest zu, wie sie konnte. Tanni traf ihn von hinten. Evangeline schwang ihren Stock mit aller Macht gegen seine Knie und Alice ließ ihren auf seinen Kopf niedersausen. Ein Krachen war zu hören, dann stolperte er und fiel hin. Von unbändiger Wut getrieben schlugen und stießen sie ihn mit aller Kraft, die sie aufbieten konnten. Der alte Mann rollte sich zusammen und versuchte, den Schlägen auszuweichen. Er wehrte sich, bis er plötzlich mit dem Kopf gegen den Steinsarg stieß und wie betäubt dalag.
    Voller Abscheu sahen sie auf ihn hinunter.
    »Oh, Frances«, sagte Alice keuchend, »wenn ich mir vorstelle, dass du erschossen wurdest wie ein Hund!«
    »Für Mum und Jem und Violet und all die anderen, die du auf dem Gewissen hast«, sagte Elsie atemlos und schwang wieder ihren Stock.
    »Meine Eltern, Frau Zayman, Lili und Klara, mögen sie in Frieden ruhen«, keuchte Tanni. Sie weinte, doch auch sie erhob ihren Stock erneut. »Und … die Lager, all die unschuldigen Menschen, all die Toten … und … und … jetzt erinnere ich mich!«, rief sie. »Ich hatte ein Baby und es ist gestorben … in jener Nacht! Ich wusste immer, dass etwas Schreckliches passiert war, aber ich konnte mich nie erinnern, was es war! Oh, Gott!«
    »Richards Konvoi«, sagte Evangeline und schwang ihren Stock wie eine Besessene. »Richard! Er hat gelitten, zwanzig Jahre lang habe ich ihn leiden sehen.«
    »Frances!«, sagte Alice. »Meine arme Mutter! Du hast geholfen, sie alle umzubringen, du Teufel!«
    Evangeline befahl: »Schiebt ihn in den Tunnel und lasst ihn dort liegen!«
    »Nein, nein, nein«, wimmerte er schwach. Blutüberströmt kauerte er am Boden.
    »Schiebt ihn rein! Das ist es, was er verdient!«
    Alice taumelte zu der Stelle, wo sie den Totenschädel auf dem Steinsarg ertastet hatte, drehte ihn und der Tunneleingang öffnete sich.
    »Schnell«, sagte Elsie. Sie atmete rasch. Die vier Frauen schoben und wälzten ihn zum Tunneleingang. Unter dem halb eingesunkenen Rittersarg war gerade genug Platz, um ihn hineinzuschieben. Der alte Mann wehrte sich, krallte sich in den Boden, doch gegen die Frauen in ihrer rasenden Wut, die ihnen Kraft verlieh, kam er nicht an.
    Ein Aufschrei, dann verschwand die zusammengekauerte Gestalt in dem dunklen Loch. Mit einem dumpfen Aufprall landete etwas am Fuß der schmalen Treppe. Alice ließ die Tür zuschwingen.Nach all den Jahren des Wartens war es fast zu einfach gewesen. Die vier alten Damen stützten sich vornübergebeugt auf ihre Stöcke, um wieder zu Atem zu kommen.
    Tanni begann zu weinen und zu klagen. Evangeline legte die Arme um sie. »Bruno hat versucht, dich zu schützen, weißt du. Er liebt dich sehr.«
    »Bernies Anwälte haben
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