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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe
Autoren: Helen Bryan
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um nicht loszuweinen. »Nun komm, Oma«, flüsterte Graham und zupfte sie leise am Arm.
    Tanni stellte sich zwischen ihre Enkelkinder, hinter ihr gingen Evangeline und Alice gemeinsam den Gang hinunter.
    »Wurde aber auch höchste Zeit«, zischte Katie dem Kameramann zu, als die Kriegsbräute und ihre Begleiter langsam zwischen den mit roten, weißen und blauen Fähnchengirlanden geschmückten Bankreihen den Mittelgang entlangschritten. »Trotzdem eine tolle Aufnahme.«

35
    Crowmarsh Priors,
    Abend, VE-Day 1995
    Der Gottesdienst war vorüber, der Bischof hatte das neue Gebäude gesegnet und in dem Festzelt auf dem Dorfanger war an langen Tischen zum Tee ein üppiges Mahl gereicht worden. Mehrere Bewohner des Princess-Elizabeth-Genesungsheims saßen noch bei einer letzten Tasse Tee zusammen, ihre Gehwagen hatten sie hinter ihren Stühlen geparkt.
    Aus dem Augenwinkel sah Katie, wie Elsie und Alice zu Evangeline hinübergingen, die in Richtung Gemeindehaus unterwegs war. Sie drehte sich um und dann gingen sie zu dritt zu Tanni und sprachen mit ihr. Katie stürmte auf die vier Damen zu, wild entschlossen, endlich zu ihren Interviews zu kommen.
    Elsie wusste, dass sie es wohl besser hinter sich brachte, also beantwortete sie ihre Fragen und wünschte, das Mädchen würde nicht so mit ihren Haaren um sich werfen. »Ja, mein Mann würde sich sehr darüber freuen, dass die Kirche wieder aufgebaut wurde«, sagte Elsie, ohne sich recht zu konzentrieren. Sie stimmte einfach allem zu, was Katie sagte, und hoffte inständig, dass sie das Interview beenden und endlich verschwinden würde. Es war so lästig, hier herumzustehen und Fragen zu beantworten, während sie gleichzeitig überlegte, wie die letzten Teile des Puzzles zusammenpassten. Ihr großer Hut nickte beständig auf und ab. »Ja, er istvor zwei Jahren gestorben. Ja, das war sehr schade. Ja, es tut gut, die Glocke wieder läuten zu hören. Ja, es ruft viele Erinnerungen wach. Romantische Geste, ja, das war es, mein Mann war sehr romantisch. Oh ja, vom Tellerwäscher zum Millionär, das könnte man so sagen. Ja, ja, fühlt sich an, als wäre der Krieg gestern erst zu Ende gegangen, gestern erst. Das haben Sie aber schön gesagt, Schätzchen.«
    Katie dankte ihr überschwänglich und hielt der dicken Frau in Schwarz das Mikrofon entgegen.
    »Meine Erinnerungen?«, fragte Tanni mit düsterer Miene. »An was erinnere ich mich schon?« Sie schien erstaunt, dass man ihr diese Frage überhaupt stellte. »Erzähl ihr von dem Hochzeitskleid für Lady Carpenter, Bubbie«, ermunterte Shifra sie.
    »Oh ja!«, rief Katie verzückt und warf einen rehäugigen »Ooooh«-Blick Richtung Kamera. »
Das
wird die Damen unter unseren Zuschauern ganz besonders interessieren.«
    Tanni erwärmte sich allmählich für das Thema und erklärte, woher sie das Kleid bekommen hatten, berichtete ein wenig über die Rationierung von Kleidung, wie sie aus alten Kleidungsstücken neue gemacht hatten und dass sie für das Dorf genäht hatte.
    Als sie fertig war, blickten Alice und Evangeline von ihren Teetassen auf und sahen Katie und ihr Mikrofon über sich schweben. »Nun möchte ich alles über unsere letzten beiden Kriegsbräute erfahren. Erzählen Sie unseren Zuschauern alles über sich, wie Sie Ihren Mann kennengelernt und was Sie im Krieg gemacht haben«, plapperte Katie. »Was sind Ihre deutlichsten Erinnerungen an die Kriegsjahre?«
    Alice sah nachdenklich aus, als hätte sie Mühe, sich zu erinnern. »Ähm, ja, da waren natürlich die Rationierungen, Lebensmittel und Kleidung waren knapp und die meisten Leute waren schrecklich patriotisch und versuchten, mit wenig auszukommen. Nicht verschwenden, weiterverwenden, Sie wissen schon. Gemüsegärten. Anderson-Unterstände in den Gärten. Evakuierte. Der Versuch, die Moral hochzuhalten, die anderen nicht im Stich zu lassen … und es wurde schnell geheiratet. Wie bei mir.«
    »Ooooh!«, sagte Katie.
    »Nicht was Sie jetzt denken, meine Liebe. Es war nur so, dass man sich schnell entscheiden musste, schließlich herrschte Krieg. Da hatte man keine Zeit zu trödeln.«
    »Wie lang kannten Sie Colonel Lightfoot, bevor er Ihnen einen Antrag machte?«, fragte Katie.
    Alice lächelte. »Ein Wochenende. Wir haben uns an einem Freitagabend kennengelernt und am Montag der übernächsten Woche geheiratet, und zwar in einer Kirche in der Nähe des Luftwaffenstützpunktes, wo mein Mann stationiert war. Ich ließ ein paar Beziehungen spielen und bekam Urlaub.
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