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Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe

Titel: Fuenf Frauen, der Krieg und die Liebe
Autoren: Helen Bryan
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und die aufgekratzten Kinder mit ihren eisverschmierten Gesichtern bekamen Union Jacks in die Hand gedrückt, mit denen sie im Hintergrund wedeln sollten, während Katie sich von den Zuschauern verabschiedete und der Abspann lief. Die Kriegsbräute stellten sich mit dem Pfarrer für die Lokalpresse zum gemeinsamen Foto auf. Feuerwerksraketen schossen einen festlichen Funkenregen in den Himmel.
    »Dies war ein unvergesslicher Tag. Und das war’s von mir, mein Name ist Katie Hamilton-Jones für Albion Television. Wir sind am Ende unserer Sondersendung von
Heart of England
angelangt und hoffen, dass Sie uns gern bei dieser ganz besonderen und ergreifenden Gedenkzeremonie begleitet haben. Wir haben heute viel von der älteren Generation gehört. Geben wir nun der nächsten Generation das letzte Wort.«
    Die Kamera schwenkte zu einer wuseligen Gruppe von Kindern, die im Hintergrund wild herumhüpfte. In den Händen hielten sie Eishörnchen und Union Jacks. »Hattet ihr alle einen schönen Tag?«
    Hinter ihr sprangen die Kinder auf und ab, winkten wie verrückt mit ihren Fähnchen und schrien: »Jaaaa!«
    Der Abspann lief.

Epilog
    London, 12. Mai 1995,
    Vermisstenberatung
    »Vermisstenberatung, Lily am Apparat. Was kann ich für Sie tun? Ja, einen Moment, ich hole eben einen Vordruck. So, dann wollen wir mal. Zuerst brauche ich ein paar Informationen von Ihnen. Name der vermissten Person? Sir Hugo de Balfort. Adresse? Danke. Alter? Fünfundachtzig, nehmen Sie an … Nein, das reicht. Und wann haben Sie ihn zuletzt gesehen? Beim Frühstück in seinem Bungalow … Seit wann wird er vermisst? Ist von einer Feier anlässlich des Victory in Europe Day nicht zurückgekommen. Wo war das? Nicht weit von seinem Haus. Könnten Sie Crowmarsh Priors buchstabieren? Und das war am Samstag, sagen Sie. Ja, am Wochenende wurde an vielen Orten gefeiert.«
    »Und Sie sind? … Miss Pomfret. Annie Pomfret. Haushälterin. Familienangehörige? Nein, okay. Wirkte er verwirrt, Miss Pomfret? Braucht er Ihres Wissens irgendwelche Medikamente? Nein, ich verstehe vollkommen, dass Sie nicht in seinem Medizinschränkchen herumschnüffeln, aber es könnte ja sein, dass es Ihnen aufgefallen ist. Haben Sie ein Foto von ihm, das Sie uns schicken können? Ich verstehe. Ja, natürlich sehe ich ein, dass Sie nicht in der Position sind, einfach in seinen Sachen herumzuwühlen, aber wenn wir einen Aufruf starten sollen, müssen die Leute wissen, wie Sir Hugo aussieht. Und wie können wir Sie telefonisch erreichen?Nein, natürlich möchte Ihre Schwester nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit angerufen werden. Das verstehe ich.
    Miss Pomfret, wir arbeiten eng mit der Polizei zusammen, aber wenn es keine Anhaltspunkte für ein Verbrechen gibt … ja, wir werden sofort einen Aufruf starten. Meist sind ältere Leute in solchen Fällen einfach durcheinander. Sie spazieren drauflos und wir finden sie gesund und munter wieder. Sie haben dann einfach vergessen, wo sie eigentlich sein sollten … Ja, wir tun unser Bestes. Danke, Miss Pomfret. Versuchen Sie, sich keine Sorgen zu machen. Wir melden uns so bald wie möglich, wenn wir etwas wissen. Wiederhören.«
    Lily legte auf, schob den ausgefüllten Vordruck in ihren Ausgangskorb und streckte sich. »Das war der Vierzehnte, der seit dem Wochenende vermisst gemeldet wurde. Lauter ältere Leute«, sagte sie zu ihrer Kollegin. »Zum Glück hatten wir warmes Wetter und wir haben sie alle wiedergefunden. Hab ich dir erzählt, dass sie die alte Dame aus Herne Hill schließlich hinter einem alten Luftschutzbunker gefunden haben? Aus Anlass des Victory in Europe Day haben sie so eine Luftparade veranstaltet und das hat schlimme Erinnerungen in ihr wachgerufen. Sie war fest davon überzeugt, dass sie sich wieder mitten im ›Blitz‹ befindet und die Sirene losgegangen ist. Sie hat darauf gewartet, dass der Bunker geöffnet wird.«
    »Mit dieser Victory-in-Europe-Day-Geschichte haben sie wirklich ein bisschen übertrieben«, sagte ihre Kollegin. »Ich meine, mein Großvater sagt, er hat das einmal erlebt und muss es nicht noch mal durchmachen. Er war im Krieg, erst in Italien und dann bei der Landung in der Normandie. Er und meine Oma sind im Urlaub, um von all dem wegzukommen – nach Florida sind sie geflogen. Hat deine Familie den Krieg miterlebt, Lily?«
    »Meine Verwandten väterlicherseits waren Quäker und Kriegsdienstverweigerer, also hat mein Opa als Sanitäter gearbeitet. Was die Verwandten meiner Mutter im
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