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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Autoren: Greg Palast
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den »Nennwert« verklagen. Gewinn: 1000 Prozent.
    Straus’ Methode hatte nur einen Haken. Sie war illegal. Der juristische Begriff dazu heißt champerty : In New York wie in allen anderen US-Bundesstaaten ist es untersagt, dass man etwas nur zu dem Zweck erwirbt, um Klage einzureichen und sich den Erlös zu teilen. Man darf beispielsweise kein kaputtes Auto für 100 Dollar kaufen, um mit dem Hinweis »Hey, das Auto ist ein Wrack!« 10 000 Dollar einzuklagen.
    Singer nahm Straus unter seine dunklen Fittiche. Sie kauften die peruanischen Ramschanleihen und klagten. Ein Richter urteilte auf champerty und warf Singers Klage in den Papierkorb, doch ein Berufungsgericht gab Straus und Singer recht.
    Dieses juristische Pingpongspiel kann sich jahrzehntelang hinziehen. Doch Singer hatte Glück. Der peruanische Präsident, dem Mordanklagen drohten, hielt es für klüger, das Land zu verlassen. Für seine Flucht nutzte Präsident Alberto Fujimori einen Staatsbesuch in Japan als Vorwand. Er nahm die Präsidentenmaschine.
    In diesem Moment schlug Singer, der milliardenschwere Zwangsvollstrecker, zu: Er schnappte sich das peruanische Gegenstück zur Air Force One. Champerty hin oder her – Fujimori musste sehen, dass er wegkam. Wie mir der verblüffte US-Anwalt des peruanischen Staates später erzählte, wies der Präsident das peruanische Finanzministerium kurzerhand an, Singers Forderung vollständig zu begleichen (58 Millionen Dollar). Dann verdrückte sich Fujimori, dessen Fluchtflugzeug nun endlich freigegeben war, nach Japan und legte die Staatsangehörigkeit des Landes ab, dessen Präsident er merkwürdigerweise weiterhin war.
    Singer hat Aufwind. Was nun? Was will ein Mann noch, der schon alles besitzt oder schon alle verschlungen hat?
    Den Kongress. Eingepackt in Geschenkpapier.
    An dem Tag, an dem der Kongress Obamas schwaches, aber gut gemeintes Gesetz verabschiedete, das den USA die Rückkehr zu so etwas
wie Vernunft auf den Finanzmärkten erlauben sollte, lud Singer die Republikaner, die dagegen gestimmt hatten, in seine Wohnung am Central Park West zu Kaffee, Tee und 1 Million Dollar ein. Eine Wahlkampfspende. Völlig legal. Natürlich: Die Empfänger der Million hatten das Gesetz zur Legalisierung der Spende verfasst.
    Singer, ein großzügiger Mann, hatte Rudi Giuliani für dessen Präsidentschaftswahlkampf seinen Jet geliehen.
    Doch oben auf dem Kadaverhaufen ist es einsam. Deshalb lud Singer zwei weitere Milliardäre zum Picknick ein: Steve Schwartzman, den Spekulanten, der auch Mr. Blackrock genannt wird (nach seinem »Hedgefonds«) – und den Geldsack.
    Die drei – Singer, Schwartzman und Cohen – wollen gemeinsam den republikanischen Affen zum Hopsen bringen und ein furchterregendes Schlachtschiff aus Geld in Stellung bringen, um zu verhindern, dass auf ihrem Finanzspielplatz Recht und Gesetz wieder Einzug halten. Da sie glasklar erkannt haben, dass die Marktregulierung ein Ausdruck von Demokratie ist, attackiert Singer die Demokratie frontal. Er finanzierte ein Referendum mit dem Ziel, die Zuteilung des größten Stimmenreservoirs bei der Präsidentschaftswahl, des kalifornischen nämlich, zu verändern.
    Geben wir es zu: Die Burschen sind ziemlich gut in dem, was sie tun. In dem, was sie uns antun.
    Einmal allerdings ließ Singer die Firmenmaske von Elliott International kurz fallen. Da dinierte er mit dem Opfer grausamer Vorurteile: seinem Sohn. Sein Sohn wollte heiraten – einen Mann. Plötzlich öffnete Singer jeder Homosexuellen-Kampagne in den USA sein Herz und sein Scheckbuch. Schade, dass sich sein Sohn nicht in einen Asbestose-Kranken aus dem Kongo verliebt hat.
     
    Ich hatte jede Menge Fragen an Mr. Singer, doch seine Gendarmen hielten uns an der Tür auf. Sogar Gershwin warf uns einen drohenden Blick zu. Ich rief Singers Pressesprecher an, der mir erklärte, ich könne »niemals« mit Mr. Singer sprechen.
    »Überhaupt nie?«
    »Überhaupt nie .«

    Ich rief Jones bei BBC London an. Er hatte eine neue Spur zu Elliott International. Singer wusste es noch nicht, aber »nie« kann kürzer sein, als man denkt.
    Park Avenue, Downtown, New York
    Es regnet nicht so richtig. Die Straßen von New York City sind feucht und deshalb etwas schmierig. Überall rote Rücklichter und hier und da ein paar deprimierte Polizisten, die willens wären, einen puerto-ricanischen Jungen zu erschießen (»Ich dachte, er hätte eine Waffe«). Die Sorte Tag.
    Singer will nicht reden, dafür aber ein Freund von
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