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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Autoren: Greg Palast
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als keine. Und zweitens setzt man ein blutiges, weithin sichtbares Zeichen: Wer nicht zahlt, dem jagen wir die Raptoren auf den Hals. Und seinen Kindern und seiner Oma gleich mit.
    Midtown, Manhattan
    Hier geht es um viel mehr, nämlich um die Protektion des Geiersystems durch die Politik, und die graue Eminenz, die dahintersteckte, wollte ich mir schnappen. Trotz seines kolossalen Hauses ist Dr. Hermann, ebenso wie Goldfinger mit seinen Magnesiumfelgen, ein relativ kleines Licht — für kleine Länder wie Liberia und Sambia tödlich, ja, aber ein Küken verglichen mit dem Obergeier, dem Übervater des Schwarms, Paul Singer.
    Jesus mag Wasser in Wein verwandelt haben, aber Singer kann Scheiße in Silber verwandeln. Während im Kongo Bürgerkriege tobten, erwarb er Staatsanleihen im Nennwert von 100 Millionen Dollar. 10 Millionen Dollar soll er dafür bezahlt haben und kann sich auf ein Gerichtsurteil berufen, nach dem er dem Kongo 400 Millionen Dollar abknöpfen darf. Kein schlechter Gewinn bei einem Wetteinsatz von 10 Millionen.
    Geier ernähren sich nicht nur von hungrigen Afrikanern. Seinen ersten großen Coup landete Singer mit Asbestopfern in den USA. Die Führungsetagen von WR Grace, USG, Owens Corning und anderen Firmen wussten, dass die Arbeiter in ihren Asbestwerken umkamen, machten sich aber nicht die Mühe, es ihnen zu sagen. Als man sie erwischte und anklagte, meldeten die Unternehmen Konkurs an und erklärten sich bereit, den Asbestopfern zu bezahlen, was sie konnten.
    Singer hatte eine bessere Idee. Wie man sich vorstellen kann, waren WR Grace, USG und Owens Corning fast nichts mehr wert. Singer erwarb Corning zum Spottpreis. Durch eine Senkung des Betrags, der an die Opfer ausgezahlt wurde, konnte er den Wert des Unternehmens in die Höhe treiben.
    An Asbestose will niemand sterben. Die Lungen verwandeln sich in Brei, und man erstickt langsam. Mit einer Kampagne wurden die sterbenden Arbeiter nun ins Visier genommen. Sie markierten nur, hieß es. Einer, der diese Vorwürfe aussprach, war George W. Bush. Im Januar 2005 unterhielt sich der Präsident im Fernsehen mit einem »Experten«, dem zufolge über eine halbe Million der klagenden Arbeiter logen. Wenn die Arbeiter nicht atmen könnten, so liege das nicht am
Asbest. Der »Experte« war kein Arzt, doch es fällt auf, dass seine »Forschung« von Paul Singer kofinanziert worden war. Und das galt auch für Bush. Seit dem Tod des Enron-Chefs Ken Lay sind Singer und sein Hedgefonds-Team bei Elliott International der größte Spender der Republikanischen Partei. Wie hoch die Spendensumme genau ist, lässt sich nicht eindeutig beziffern, weil einige der Gelder durch die Hintertür kommen. So steckte Singer Geld in die Vietnam-Swift-Boat-Kampagne gegen Bushs Gegner im Präsidentschaftswahlkampf, John Kerry.
    Infolge der juristischen, politischen und PR-Attacken gegen die sterbenden Arbeiter schrumpften die Entschädigungszahlungen durch die Asbest-Unternehmen, deren Wert gleichzeitig aufgeplustert wurde. Singer verkaufte Corning anschließend mit einem netten Milliarden-Gewinn.
    Legal, genial, infernal – einfach Singer.
    Aus genau diesem Grund nahm der Kongressabgeordnete Conyers Präsident Bush auch nicht ab, dass er nichts von den Geiern wusste. Selbst wenn sich Bush nicht an Singers Geschäfte erinnerte, konnte er wohl kaum den Namen des wichtigsten Sugar-Daddy seiner Republikanischen Partei vergessen haben, des Mannes, der Bush auf einem Swift Boat ins Weiße Haus gefahren hatte.
     
    Ich wollte mit Singer über seinen Kongo-Jackpot reden — und darüber, was er über seinen früheren Anwalt, einen gewissen Michael Straus, wusste. Straus war Geier Dr. Hermanns geheimer Partner. Mit der Kamera in der Hand spazierten Ricardo und ich durch Midtown Manhattan und suchten nach einem 34 Stockwerke hohen Gebäude mit Totenkopf und gekreuzten Knochen. Wir spürten Singers Hauptquartier auch auf, fanden aber keine Schatzkiste, von einem Kerl mit Augenbinde bewacht. Stattdessen trafen wir auf George Gershwin, das heißt, einen Gershwin-Verschnitt im Smoking, der in der Lobby des Bürohochhauses, in dem Elliott International und der Chef-Geier logierten, auf einem Flügel die Rhapsody in Blue spielte.

     
    Mehr als zehn Jahre zuvor hatte Anwalt Michael Straus, der Leute seines Schlags auf den ersten Blick erkennt, Singer einen Deal vorgeschlagen: Zu einem konkurrenzlos günstigen Preis Anleihen des verarmten peruanischen Staates erwerben, dann das Land auf
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