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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Autoren: Greg Palast
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einen weiteren Gestaltwandler, die Stone & Webster Engineering Company. Im Jahr 1988 war ein Gericht zu dem Schluss gekommen, dass das Unternehmen die Erdbebensicherheit eines Atomkraftwerkes gezielt falsch dargestellt hatte.
    Das Unternehmen ging auf einen Vergleich ein, und der Richter ließ es mit einer Strafe von 50 000 Dollar vom Haken. Ich wette, das wurde mit einer 60 000 Dollar teuren Sause gefeiert.

    Der Ermittler, der den Betrug von Stone & Webster aufdeckte, Greg Palast, war darüber nicht so glücklich. Ich bin nicht nachtragend. Aber ich bewahre meine Akten auf.
    Und da ist sie schon wieder, die Firma Stone, verkleidet als Shaw.
    Faszinierend: Tokyo-Electric-Mitarbeiter, die morgens die Unternehmenshymne singen und keinen Alkohol vertragen, sollen einen Haufen Klapperschlangen aus Houston und Sumpfratten aus Louisiana »ausbilden«?
    »Es geht trotzdem nicht, Harvey.«
     
    Aber dann habe ich es doch gemacht.
    Das war, nachdem mir der Ziegelstein ins Haus geliefert worden war.
    Drei Tage, nachdem ich Harvey schlechten Gewissens abgewiesen hatte, erhielt ich eine Postsendung aus Houston, ohne Absender. Ein Paket, schwer wie ein Backstein.
    Ich weiß nicht, wer mir das Material geschickt hat. Ich frage nicht. Wer immer das war, hat ziemlich viel riskiert – beruflichen Selbstmord, ja, Gefängnis.
    Natürlich war ich versucht. Aber ein zentralasiatischer Visumsantrag ließ sich nicht ändern – ein Visum zu bekommen war bereits heikel und nur mit einer absurden Lügengeschichte für das Sicherheitsministerium der aserbaidschanischen Diktatur zu bewerkstelligen gewesen. In der Islamischen Republik taucht man nicht einfach auf wie im Club Med.
    Doch der radioaktive Ziegelstein, der heiße Stapel Unterlagen aus dem Innern von NRG, der da, mit einem Gummiband zusammengehalten, vor mir lag, flüsterte unablässig: Guck mal rein. Komm schon, ich weiß doch, dass du gucken willst.
    Ich guckte.
    Es war eine Unmenge Material, eine wahnwitzige Mischung aus handschriftlichen Notizen, Finanztabellen und Anträgen an staatliche Stellen, das meiste mit dem Vermerk »vertraulich«.
    Was jetzt? In den Sam-Spade -Filmen oder in Batman oder Columbo springen uns die Beweise geradezu an: der Kerzenleuchter mit einem
Rest Schädelknochen daran, der Brief, aus dem es kreischt »Schuldig, schuldig, schuldig!«.
    Aber das entspricht nicht der Realität, zumindest nicht in den großen Betrugsfällen. Da geht es um Milliarden, und es mischen Konzernchefs mit ihren Buchhaltern und Finanzexperten mit, deren Zaubertricks Merlin in den Schatten stellen würden. Belastende Informationen werden verhackstückt, bis sie den Zustand eines unvollständigen Puzzles haben, das man auch noch auf den Boden geworfen hat. Verfasst sind diese Informationen auf Fachchinesisch, und wenn man in Mathe nicht firm ist, kann man es gleich vergessen. Es dauert oft Monate oder Jahre, bis man daraus die Story ablesen kann.
    Aber diesmal ging es wie am Schnürchen. In einem Mordfall sucht man nach den passenden Fingerabdrücken. In einem Betrugsfall sucht man nach Zahlen, die nicht zusammenpassen. Und hier waren zwei, die sich regelrecht bissen.
    Nach eineinhalb Tagen, die ich eigentlich nicht erübrigen konnte, stellte ich fest, dass »Nuclear Innovation« der Bundesregierung als angeblichen Preis für den Bau der Anlage 5 Milliarden Dollar genannt hatte. In der durchgeknallten Welt der Kernkraft ist das ein echtes Schnäppchen.
    Dann gab es noch andere Zahlen, die zum Teil in handschriftlichen Notizen nach Tokio geschickt worden waren und mir die private Schätzung des Reaktor-Erbauers zu sein schienen, was man für den Bau der Anlage tatsächlich berechnen würde. Die Notizen trugen allesamt den Vermerk »vertraulich und geheim«. Und die Zahlen addierten sich auf 7 Milliarden Dollar.
    Man mag mich für verrückt erklären, aber ich hatte das Gefühl, dass da etwas ganz und gar nicht stimmte.
    Zwei Zahlen, zwei Kontinente, 1,4 Milliarden Dollar Differenz.
    Bestimmt gibt es eine Erklärung. Es gibt immer eine Erklärung.
     
    Wenn ich Harvey Engel etwas abschlage, kann ich nachts nicht schlafen. Was ist, wenn ich sterbe, mich vor dem Herrn verantworten muss und zu meiner Verteidigung nicht mehr vorbringen kann als Terminprobleme?

    Vor meinem Flug nach Zentralasien bastle ich daher noch eine Geschichte zusammen. »Nuklearoption im Kriegsgesetz – das riecht nach Betrug«, ein Exposé über Gauner aus Houston, Atomtypen aus Japan und Betrüger aus
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